Wolnzach
Wie ein Aufziehmännchen

Zu Gast beim CSU-Landtagskandidat Karl Straub: "Daheim rumsitzen, das ist einfach nichts"

23.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:52 Uhr
Karl Straub tritt bei der Landtagswahl für den Stimmkreis Pfaffenhofen für die CSU an. −Foto: Straßer

Wolnzach (PK) Auch als Landtagskandidat ärgert sich Karl Straub noch manchmal über die Parteilinie. Richtig aufgeregt hat er sich über die Ansage von Ministerpräsident Horst Seehofer, die Abstandflächen von Windrädern zu vergrößern. Trotzdem ist er ganz und gar CSUler – „aber ein frei Denkender“.

Bei einer gemütlichen Flasche Bier im Garten über Gott und die Welt reden, dazu ein rosa gebratenes Lendensteak genießen. Definitiv nicht die Lieblingsbeschäftigung von CSU-Landtagskandidat Karl Straub (42). „Daheim rumsitzen und den Kindern auf die Nerven gehen, das ist einfach nichts“, sagt er. Sein jüngerer Sohn Jonas (11) nimmt das mit einem Grinsen zur Kenntnis. Der 14-jährige Karl junior lässt sich den ganzen Abend nur kurz blicken. „Er hat momentan nicht so Lust mit Erwachsenen zu essen.“ Für unser Kandidatenporträt hat sein Vater trotzdem ohne Zögern zum Grillen eingeladen. Mama Gabi hat Spaghettisalat gemacht, als Grillmeister hat Straub seinen Wahlkampfmanager Andreas Schüler engagiert.

Der Tisch ist schon gedeckt, auf jedem Teller liegt eine Serviette, die einen barocken Bayern in Lederhose zeigt. Auch Karl Straub trägt Tracht – zumindest untenrum. Aber auch auf seinem T-Shirt verleiht er seiner Heimatliebe Ausdruck: „Bayern – Das Land“ ist drauf zu lesen. Für den Fall, dass er doch noch als Grillhiwi zum Einsatz kommt, hat er sich eine Schürze umgebunden.

Ob er für den Landtag kandieren will, ist er gefragt worden – obwohl er vor zwei Jahren Knall auf Fall den CSU-Kreisvorsitz hingeschmissen hat. In der Partei hat ihm das nicht nur Freunde gemacht. Manche fühlten sich von ihm im Stich gelassen. Straub sieht das anders. „Ich habe mir einfach klar werden müssen, was ich will.“ Er war ihm einfach zu viel damals. „Ich habe als Kreisvorsitzender den Wahlkampf von Martin Wolf geleitet. Das war eine hektische Zeit, es war spannend, ich bin total unter Strom gestanden“, sagt er. „Am Ende des Wahlkampfs war ich überzeugt, dass mein Auftrag erfüllt ist.“ Straub wusste einfach nicht, ob er die Energie weiter aufbringt, die er für die Politik braucht. Er ist ein Hundertprozentiger. „Wenn ich etwas mache, will ich es gescheit machen.“

Das war schon sein ganzes Leben so. Zumindest seit der Schulzeit – „damals hab ich nur das Nötigste gemacht.“ Aber dann hat er das meiste, was er angepackt hat, auch zu Ende gebracht. Gleich zwei Berufsausbildungen hat er abgeschlossen, ist Bankkaufmann und Kfz-Mechaniker („Man muss wissen, dass Öl dreckig ist“). Nach einem Aufbaustudium zum Kfz-Betriebswirt übernahm er schon mit 24 Jahren das Autohaus seines Vaters. Auch im Sport hieß es immer: ganz oder gar nicht. Als junger Mann trainierte er sich stattliche Muskeln an, ein paar Jahre später versuchte er sich als Langstreckenläufer, hat drei Marathonläufe beendet. Zweimal München und einmal Berlin. Bestzeit: Drei Stunden, dreiunddreißig Minuten. Dann wagte er sich an den Triathlon. Ein Ironman sollte es sein. 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, zum Schluss noch ein Marathon. Dafür hat es dann doch nicht gereicht. „Das Kacheln zählen im Schwimmbad war dann doch nicht meins.“

Heute ist Karl Straub geschäftsführender Gesellschafter des Autohauses mit 55 Mitarbeitern. In die Politik ist er über den Wolnzacher Gewerbeverband gekommen, dessen Vorsitz er übernommen hatte. „Ich habe zunächst nicht im Traum daran gedacht, in die Politik zu gehen. Dann ist mir aber aufgefallen, dass es wenige Gewerbetreibende gibt, die öffentlich eine Meinung vertreten.“ Für die CSU hat er sich bewusst entschieden. „Mein Vater war zwar auch schon in der CSU, beigetreten bin ich aber erst 2004.“ Er verweist gern auf seine Unabhängigkeit. „Ich bezeichne mich als frei denkenden CSUler.“ Ob ihn dann die Sprüche der CSU-Oberen um Generalsekretär Alexander Dobrindt („Man muss den Menschen das Gefühl geben: Ich bin für euch da. CSU-Politiker haben diesen Auftrag verstanden, die anderen tun sich damit schwer“) nicht manchmal nerven? Straub sagt dazu nichts. Sein Wahlkampfmanager schon. „Dobrindt muss so etwas sagen, um die Partei zusammenzuhalten. Viele von uns wollen diese Sprüche einfach hören“, erklärt Schüler.

Während seiner Auszeit ist Karl Straub schnell klar geworden, dass die Politik seine große Leidenschaft ist. „Ich bin total gern unterwegs. Mir ist einfach was abgegangen.“ Inzwischen gibt es Nachspeise. Andreas Schüler hat Erdbeertiramisu gezaubert. Straub verzichtet. Offenbar ist er nicht so ein Süßer. Er redet lieber über seine politischen Ziele. Er will den Mittelstand schützen („Alles, was Unternehmen über die Maßen belastet, schafft keine Arbeit“), den Landkreis in den Vordergrund stellen („Bei der Hochwasserfreilegung müssen wir nacharbeiten“) und sich um die Gesundheitsversorgung kümmern („Beim Krankenhaus müssen wir was machen“). Jetzt freut er sich auf den Wahlkampf. „Die Parteien vertreten klare Positionen. Es wird spannend für die Wähler.“