Wolnzach
Vom Irak bis nach Peru

Reinhard Zink leitet seit 40 Jahren die vhs Wolnzach, hat 37 Länder besucht und ist gern daheim

28.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Leidenschaftlicher vhs- und Reiseleiter: In Indien verteilte Reinhard Zink Geschenke an eine Schulklasse in Wolnzach führt er seit 40 Jahren die Außenstelle der Volkshochschule. - Foto: Zink

Wolnzach (WZ) Er hat zu einer Zeit angefangen, als Maschineschreiben und Buchführung noch klassische Volkshochschulkurse waren. Jetzt wurde Reinhard Zink vom Landkreis geehrt: für 40 Jahre Leitung der vhs-Außenstelle Wolnzach - und für sehr viel Herzblut, das er in diese Aufgabe investiert.

"Unter seiner Leitung ist das Kursangebot in der Zweigstelle Wolnzach immer vielseitiger und umfangreicher geworden. Waren es im Jahr 1977 bescheidene acht Kurse je Semester, so können die Wolnzacher heute jedes Semester aus einem Angebot von rund 40 Kursen, Seminaren und Vorträgen wählen", so vhs-Geschäftsführer Karl Huber in seiner Laudatio. Landrat Martin Wolf dankte Zink für seinen unermüdlichen Einsatz und die tiefe Verbundenheit mit der vhs, die der Wolnzacher über seine Tätigkeit als Leiter der vhs-Außenstelle Wolnzach seit 1977 und als langjähriger Dozent für Sprachen und leidenschaftlicher Reiseleiter hinausgehen lässt: Zink war seit 1990 auch stellvertretendes Mitglied und ist seit 14 Jahren ordentliches Mitglied des vhs-Kuratoriums. Landrat Wolf bei der Ehrung: "Es gibt bei der Landkreis-vhs rund 300 Dozenten, die jedes Semester ihr Wissen an die Bürger weitergeben, ferner 17 Außenstellenleiter. Aber es gibt nicht viele, die der vhs so lange treu geblieben sind wie Sie. Sie sind mittlerweile zweifelsohne ein fester Bestandteil der vhs geworden."

Soweit der offizielle Teil. Inoffiziell ist die Volkshochschule für den ehemaligen Wolnzacher Hauptschullehrer Reinhard Zink längst viel mehr geworden als nur etwas, für das er viel Freizeit aufwendet: Sie ist fast so etwas wie sein Lebenswerk, auf jeden Fall aber eine große Leidenschaft. Und das mit allem, was zu einem leidenschaftlichen Einsatz dazugehört: mit Höhen und Tiefen.

Kurse, die erst nach viel gutem Zureden überhaupt ins Angebot aufgenommen werden konnten und dann doch wegen zu geringer Nachfrage abgesagt werden mussten - nichts Neues für ihn. "Das ist immer schade, aber da kann man nichts machen." Aufgegeben hat er trotzdem nicht und immer fleißig neue Kurse gesammelt. Eine gute Idee, ein heißes Thema, das viele anspricht - und dann klappt es mit der Zusammenarbeit nicht so, wie es könnte - wenn er auf die vergangenen 40 Jahre zurückschaut, dann ist auch nicht immer alles ganz rund gelaufen: "Schade, dass zum Gesundheitsforum wichtige Synergien nicht genutzt wurden." Da hätte er sich manchmal etwas mehr Zusammenarbeit mit den Vereinen gewünscht. Steine legt auch manchmal die Bürokratie in den Weg - und das nicht nur wegen der strengen Einreisevorgaben für die aktuelle Reise nach Russland Ende Mai: "Beispielsweise konnten wir einmal zwei Semester einen Zumbakurs nicht durchführen, weil die Kursleiterin Babypause machte." Andere Zumbainstruktorinnen hätte es schon gegeben, aber die durften nicht einspringen, weil sie bei einem Verein "unter Vertrag" sind. Aber trotzdem ist es immer irgendwie gegangen. Im Kampf gegen das ständige Raumproblem hilft aktuell das evangelische Gemeindezentrum mit, für die Zukunft setzt die Wolnzacher vhs große Hoffnung auf die Siegelhalle.

Es macht ihm immer noch Spaß. Denn die Arbeit in der vhs bringt vor allem eines: die Begegnung mit Menschen, die Erfahrung, mit ihnen Neues zu entdecken. Und das waren für Zink in seinen Anfangszeiten nicht die fernen Länder, die er heute als gefragter Reiseleiter bereist. Es waren vielmehr die Klassiker unter den vhs-Kursen: Sprachkurse in Englisch und Französisch. "Als Kursleiter habe ich angefangen", so Zink. Schon drei Jahre später wurde er Leiter der Außenstelle Wolnzach, das Kursangebot damals war bescheiden - aber unter seiner Ägide nicht sehr lange.

Was interessiert die Menschen, was könnte gut ankommen - unter diesen Prämissen baute Zink das Angebot aus - und fand seine Kursleiter oft ganz unerwartet. Zum Beispiel Myung-Soon Bratherig, die lange Zeit gefragte Kurse zu koreanischer Küche gab. Bevor sie selbst Kursleiterin wurde, war sie Kursteilnehmerin - und zwar bei einem von Zinks Englischkursen. "Bei einem anschließenden Umtrunk ergab sich ein Gespräch über ihre Art, zu kochen", erinnert sich Zink noch gut. Die Koreanerin war gerne bereit, ihr Wissen weiterzugeben - und schon war das Wolnzacher vhs-Angebot um Kochkurse zu asiatischer Küche erweitert.

Über einen anderen Kursklassiker, der 30 Jahre lang ausgebucht war, noch bevor die Anmeldung überhaupt losging, stolperte Zink auf einer Hochzeit: die Kochkurse mit Ingrid Huber. "Ich war Gast und fragte nach, wer denn das hervorragende Essen gekocht hat" - es war Ingrid Huber aus Gosseltshausen, die erst vor kurzem ihre Dozentenzeit beendet hat.

Viele Kursleiter sind seit Jahren dabei, andere kamen neu dazu, wieder andere haben aufgehört. "Dass die vhs so gut läuft, ist ihr Verdienst", sagt Zink. Und auch er selbst ist der vhs als Dozent erhalten geblieben: Seit vielen Jahren organisiert und plant er zusammen mit professionellen Agenturen Reisen, hat 37 Länder besucht von Peru bis zum Irak. Wo es ihm am besten gefallen hat? "Das kann ich nicht sagen", antwortet er. Die Straßenschluchten von New York, die Architektur von Dubai, die Herzlichkeit der Menschen in Vietnam oder Kambodscha, der Buddhismus - lauter unauslöschliche Eindrücke. "Aber eines weiß ich sicher: Ich bin gerne daheim."