Wolnzach
Damit sich keiner ins Gehege kommt

Jäger werben um Rücksicht auf Wildtiere – auch beim Ausschildern der neuen Wanderwege

08.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:24 Uhr

 

Wolnzach (WZ) An der Beschilderung seiner Wanderwege arbeitet gerade der Markt und hat dabei versucht, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. Zum Beispiel auch die der Jäger, die um Rücksicht auf die Wildtiere und deren Nachwuchs werben.

Ganz besonders aktuell ist das in diesen Wochen. Denn von Anfang März bis Mitte Juni ziehen die Wildtiere ihren Nachwuchs heran. So werden im Mai und Juni die jungen Rehkitze gesetzt – meist in hohen Wiesen oder Stilllegungsflächen. Wer als Spaziergänger oder Jogger auf ein solches Jungtier stößt, das scheinbar verwaist ist, braucht sich normalerweise um dessen Wohl nicht zu sorgen. „Am besten ist, man verzieht sich wieder“, formuliert Max Mirlach ganz salopp, wie man in solch einem Fall am besten handelt. Der Jäger und Leiter des Hegerings Wolnzach fügt als wichtigste Verhaltensregel hinzu: „Das Tier nicht anfassen, sonst nimmt es die Mutter womöglich nicht mehr an.“ Denn die Ricke ist meist nur auf Nahrungssuche unterwegs und kommt zu ihrem Kitz zurück.

Das ist nur ein Beispiel dafür, wo sich der Mensch – wenn auch ohne böse Absicht – häufig in den Ablauf der Natur einmischt, wenn er in Wald und Feld unterwegs ist. Den Schutz der Wildtiere hat sich deshalb auch CSU-Gemeinderat und Tourismusreferent Erich Niedermeier auf die Fahne geschrieben, als er in den vergangenen Monaten die Beschilderung der Wanderwege im gesamten Gemeindebereich vorbereitet hat (WZ berichtete) – im Wissen, dass hier Interessenkonflikte verborgen sind. Deshalb hat er im Vorfeld das Gespräch mit Landwirten und Jägern gesucht. Und das sei sehr „konstruktiv“ gewesen.

Zum einen hat Niedermeier die Landwirte und Jäger über die geplante Wegeführung und Beschilderung informiert. Andererseits machte er auch mal einen Schritt zurück: So wurde beispielsweise ein ursprünglich geplanter Wanderweg aufgrund des Gespräches doch nicht realisiert. „Hier wären die Wildtiere durch Wanderer zu sehr gestört worden“, akzeptierte Niedermeier die Bedenken der Fachleute.

Gegen Wanderer in der freien Natur haben die Jäger wahrlich nichts, allerdings sollten – so ihr Hinweis – bestimmte Verhaltensregeln eingehalten werden. Aktuell bezieht sich das auf den Nachwuchs vieler Wildtiere, der in den Frühjahrsmonaten herangezogen wird, so neben den Säugetieren auch bei den Bodenbrütern. Dazu gehören zum Beispiel Lerchen, Rebhühner und Fasane, deren Jungtiere zur Nahrungssuche unter Führung der Mutter Deckung und Ruhe brauchen. Gleichzeitig dürfen die erwachsenen Tiere nicht in ihrer Nahrungsaufnahme gestört werden. Wird das Wild, das gegen Abend und in der Morgendämmerung die schützende Deckung des Waldes verlässt, dauerhaft gestört, dann bleibt es in den Wäldern und ernährt sich von Rinde und Triebspitzen. Die Folge: erhebliche Schäden am Baumbestand. „Das führt wiederum dazu, dass die Abschusspläne zur Reduzierung des Rehbestands, die der Jagdpächter zu erfüllen hat, behördlich erhöht werden“, erklärt Erich Niedermeier.

Und wie soll man sich verhalten, um den Tieren nicht ins Gehege zu kommen? Für Jogger und Spaziergänger haben die Jäger eine Handvoll einfacher Regeln parat: „Auf den Hauptwegen bleiben, die Nachtruhe einhalten, nicht mit Lichtquellen wie Stirn- oder Taschenlampe laufen und Hunde neben sich führen.“

Apropos Hunde: Diese sind natürlich immer ein besonderes Thema in Wald und Feld. Nicht nur wegen ihres angeborenen Jagdinstinkts. Über die Wiesen sollte man sie laut Max Mirlach auch wegen der Hundehaufen nicht laufen lassen: Durch das Verkoten ist das Gras und Heu sonst nicht mehr für Wild- und Nutztiere geeignet.

Der Hegeringleiter sieht in seinem Zuständigkeitsbereich im Moment aber keinen größeren Anlass zur Klage – im Gegenteil: Er gibt den Hundebesitzern und ihren Vierbeinern vor Ort mehrheitlich gute Noten. „Die Hundeschule macht sich positiv bemerkbar“, meint Mirlach. „Da merkt man einfach, dass die Tiere auf Pfiff gehen“, lobt er die Arbeit der örtlichen Hundearbeitsgemeinschaft. Auch sonst befinde man sich bei uns auf dem Land noch in einer recht guten Situation, im Gegensatz zu den Stadtrandgebieten. „Hier bei uns sind die Leute sensibler gegenüber der Natur“, so Mirlach.

Dazu komme, dass man sich häufig untereinander kennt. „Im Großen und Ganzen verhalten sich die Leute recht vernünftig“, hofft er, dass das auch künftig so bleibt.