Wolfsberg
Der Adel liebt die Douglasie

Bei einem Spaziergang erklären zu Guttenberg und zu Toerring Jettenbach die Zukunft des Waldes

05.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:35 Uhr

Elegante Kleidung, klare Haltung: Philipp Freiherr zu Guttenberg (von links) und Carl-Theodor Graf zu Toerring Jettenbach sind Verfechter eines wirtschaftlich geführten Waldes. Nur so, erklärt auch Förster Heiner Schick (rechts), kann man ihn auch langfristig erhalten. Denn wer etwas daran verdiene, habe auch Interesse, dass dies längerfristig so bleibe. - Foto: Brenner

Wolfsberg/Pfaffenhofen (PK) Der Wald muss wirtschaftlich betrieben werden - da waren sich Philipp Freiherr zu Guttenberg und Carl-Theodor Graf zu Toerring Jettenbach einig, als sie vor Kurzem rund 30 Interessierte durch den Pörnbacher Forst führten. Besonders die Douglasie hat es den Adeligen angetan.

Gummistiefel, Turnschuhe, Laufschuhe - sogar Graf zu Toerring Jettenbach trug sie - passend zu Anzug und Krawatte selbstredend. Immerhin führte der Weg durch den Wald, wo bekanntlich auch mal Schmutz liegen kann. Doch der Leiter der Veranstaltung, Freiherr zu Guttenberg, ließ sich davon nicht abschrecken - elegante Lederstiefel zierten seine Füße. Sein Anzug hatte die Farbe der Douglasie - und war damit Teil des Programms, in dem er seine Gäste unter dem Motto "Wald und Holz im gesellschaftlichen Umfeld" über die Sinnhaftigkeit eines wirtschaftlich betriebenen Forstbetriebes informierte. Verbal löste sich der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände schnell von seiner anfangs eher distanzierten, steifen Vortragshaltung .

"Wir haben hier in Deutschland ein politisches Problem. Ausländer sollen draußen bleiben, vor allem aus dem Wald." Von "Kampftruppen" spricht zu Guttenberg, wenn er Naturschutzverbände meint, die versuchten, vorzuschreiben, welche Bäume dem Wald guttun.

Sein Weggefährte zu Toerring Jettenbach meint dasselbe, formuliert es aber dezenter: "Der Wald sollte bewirtschaftet werden, denn nur so ist er nachhaltig." Jetzt könne man es sich zwar wahrscheinlich in Deutschland leisten, bestimmte Bäume unabhängig vom Marktwert anzubauen, doch während einer Wirtschaftskrise würde der Wald dann womöglich gar nicht mehr gepflegt.

Die beiden Adeligen beziehen sich auf Forderungen von Naturschutzverbänden und Politikern, mehr Mischwald einzupflanzen. Mischwald, so zu Guttenberg, sei prinzipiell gut, da so der Boden genug Nährstoffe erhalte. Doch die Laubbäume müssten eben maßvoll und nicht gegen wirtschaftliche Interessen gepflanzt werden.

Momentan gefährdet wieder einmal der Borkenkäfer den Waldbestand. Der Schädling liebt die Fichten, die aber leider auch zu dem Holz gehören, das die Möbelindustrie gerne ankauft. "Nadelholz wird zu 90 Prozent nachgefragt", erklärt zu Guttenberg. Und präsentiert auch gleich die Lösung: Sie kommt aus Nordamerika, wird etwa 60 Meter groß und riecht nach Zitrone und Eukalyptus. Vor allem aber hasst der Borkenkäfer ihren Geschmack - ganz anders als den der Fichte, in deren Rinde er nur zu gern seine Brut aufzieht. Je nachdem wie geschwächt die Baumart dann zum Beispiel von Stürmen sind, desto weiter kann sich der Käfer ausbreiten - im schlimmsten Fall sterben dann viele Bäume ab. Nicht aber die Douglasie. "Sie schützt sich mit einer sehr beständigen Rinde sowie ihrem Parfüm vor dem Käfer", schwärmt Förster Heiner Schick, der für den Grafen zu Toerring Jettenbach drei Forstreviere betreut. Zudem wachse sie schneller, was natürlich gut für das Holzgeschäft ist. Und sie ziehe das Wasser viel tiefer aus dem Boden - was sie resistenter macht als die Fichte.

Doch einige Landesregierungen in Deutschland seien trotzdem gegen die Baumart und bauten vor allem Laubwald an. "Da werden Bäume teils auf schwarze Listen gesetzt", sagt zu Guttenberg. "Man kann nicht die Fichte abholzen und Laub anpflanzen." So könne auf Dauer niemand wirtschaften.

Zumal der Wald keineswegs in Gefahr sei, ergänzt Förster Schick. "Wir ernten nur das, was ohnehin auf natürliche Weise nachwächst."