Münchsmünster
"Wir wollen das nicht aussitzen"

PFT-Belastung: Lyondell Basell stellt im Gemeinderat Münchsmünster mehrere Maßnahmen vor

18.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:17 Uhr
Informationen aus erster Hand: Der Werksleiter von Lyondell Basell Stephan Reeker (stehend) erläuterte im Gemeinderat das weitere Vorgehen zum Thema PFT. −Foto: Foto: Lamprecht

Münchsmünster (PK) Über drei Jahre begleitet das Thema nun schon die Sitzungen des Gemeinderates Münchsmünster und auch am Donnerstag stand es wieder einmal auf der Tagesordnung: Die Rede ist von der PFT-Belastung im Grundwasser.

In einigen Teilen Münchsmünsters ist diese Belastung verursacht durch den Löschschaum, der bei einem Großbrand bei Lyondell-Basell im Jahr 2005 verwendet wurde. Werksleiter Stephan Reeker und der Leiter Umweltschutz und Sicherheit am Standort, Bernd Pötzschke, informierten die Gemeinderäte über den aktuellen Stand der Dinge und die geplante Errichtung einer Brunnengalerie zur Abstromsicherung, die schon bald beginnen soll.

"Wir wollen das nicht aussitzen oder verjähren lassen. Wir wollen alle Maßnahmen ergreifen, die möglich sind, um den Schaden so weit wie möglich zu begrenzen und rückgängig zu machen. Ich glaube, dass unser Handeln das auch zeigt", versicherte Reeker. Eine Einschätzung, die auch Bürgermeister Andreas Meyer und der Großteil der Gemeinderäte teilte: "Das ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe", bekräftigte Meyer und ergänzte, "auch wenn wir das Problem heute sicher nicht abschließend lösen können, habe ich doch ganz persönlich den Eindruck, dass sich Lyondell hier um bedingungslose Aufklärung bemüht." Ganz konkret, so erklärte Reeker, habe man bisher alles daran gesetzt, so schnell wie möglich und in einem Umfang zu handeln, der weit über die gesetzlichen Vorgaben hinausging. So wurden bereits zahlreiche Untersuchungen durchgeführt und als Folge unter anderem gut 35000 Tonnen belastetes Erdreich entfernt und fachgerecht entsorgt.

Eine weitere große Maßnahme ist seit Längerem geplant: Die Errichtung einer Brunnengalerie am Rand des Werksgeländes in Richtung Münchsmünster, die einen weiteren Abstrom PFT-haltigen Grundwassers aus dem Gelände verhindern soll. "Wir warten nur noch auf die Genehmigung durch das Landratsamt und möchten im kommenden Monat mit dem Bau beginnen - je früher um so besser", sagte Reeker.

Eine Zielsetzung, für die sich auch Meyer aussprach. Er betonte, dass das Genehmigungsverfahren nun schon seit eineinhalb Jahren laufe und jeder Monat Verzögerung eine stärkere Belastung der Umwelt bedeute.

In Summe, so erklärte Reeker weiter, sollen acht Brunnen sowie 1500 Meter Leitung und eine Reinigungsanlage mit Aktivkohlefiltern errichtet werden, die 110 bis 120 Kubikmeter Wasser pro Stunde fördern soll, das nach der Reinigung als Brauchwasser im Werk Verwendung findet.

Innerhalb von Monaten soll es so zu einem deutlichen Rückgang des PFT-Gehalts im Grundwasser wie auch im Quellwasser und im Wasser in Gräben und Bächen in und um Münchsmünster kommen. Eine Illusion über die Dauer der Maßnahme macht man sich, das wurde nach einer Nachfrage von Gemeinderat Michael Becker klar, aber nicht: " Wir gehen von mindestens zehn Jahren Laufzeit aus", erklärte Reeker. Pötzschke fügte hinzu: "Sie sehen ja an den Plänen, dass das Ganze nicht im Campingstil sondern durchaus für die Dauer errichtet wird!"

Und genau das birgt, auch darüber waren sich die Lyondell-Vertreter mit den Gemeinderäten einig, einen positiven Nebeneffekt: Sollte es jemals wieder zu einer Belastung durch Wasser auf dem Firmengelände kommen, wären die Brunnen schon da und könnten sofort die Arbeit aufnehmen.

Abgeschaltet werden sollen sie aber in Zukunft ohnehin nicht mehr, denn schon jetzt wird das Brauchwasser des Betriebes durch verschiedene Brunnen gewonnen. Die Pumpleistung wird nun allerdings neu verteilt. Entsprechend wollten einige Gemeinderäte auch wissen, wie sich das auf die Grundwassersituation in Münchsmünster auswirke: "Die prognostizierte Grundwasserabsenkung beträgt in 75 Metern Entfernung zum Brunnen rund einen Meter. In 200 Metern Entfernung sind es nur noch 20 Zentimeter", erklärte Reeker. Ziel sei es ganz klar, durch eine Steuerung aller Brunnen unnatürliche Grundwasserschwankungen zu vermeiden. Relevante Baugrundsetzungen sind deshalb, so habe es laut Reeker ein Gutachten ergeben, nicht zu erwarten. Vorsorglich soll es dennoch eine gutachterliche Bestandsaufnahme ausgewählter Gebäude im 200-Meter-Radius geben. "Jeder kann sich bei der Gemeinde melden", erklärte Reeker. "So stellen wir sicher, dass keine finanziellen Schäden für die Hauseigentümer entstehen."

Susanne Lamprecht