Pfaffenhofen
Wie ein Kämmen gegen den Strich

Akkordeons können auch klassisch - Memo-Konzert der besonderen Art in der Spitalkirche

13.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:23 Uhr
Als zwei Experten auf dem Akkordeon bewiesen sich beim sonntäglichen Memo-Konzert Wolfgang Wagner (links) und Rainer Kuhwald. −Foto: Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Von einem "ausgefallenen Programm" sprach Max Penger in seiner Begrüßung zur sonntäglichen Matinee im Rahmen der Memo-Konzertreihe.

Das Konzert aber hat natürlich stattgefunden, nur war es eines der besonderen Art.

Das Akkordeon ist ein relativ junges Musikinstrument, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Instrumente heutiger Bauart. Eher ungewöhnlich, aber nicht etwa ungeeignet ist daher sein Einsatz in der klassischen Musik. Gerne zugegriffen wird auf barocke Werke von Bach oder Scarlatti, so ein entsprechendes Können vorhanden ist.

Das kann man bei den Interpreten des Konzerts aber voraussetzen, denn Wolfgang Wagner studierte in Wiesbaden an der Musikakademie mit Hauptfach Akkordeon und Nebenfach Klavier, außerdem Gesang, Orgel und Orchesterleitung. Rainer Kuhwald studierte am Münchener Konservatorium Akkordeon und Orgel und ist Instrumentalpädagoge "für alles, was Tasten hat". Die aber bedeuten viel Geld, denn seine Hohner "Morino" kostete an die 15000 Euro, die Hohner "Gola" von Wolfgang Wagner sogar 30000 Euro, informierte Penger - erstauntes Raunen im Publikum.

So ein Equipment aber verlangt auch ein entsprechendes Programm, das mehr Titel enthielt, als im Memo-Prospekt angekündigt. Mit Buxtehudes "Passacaglia" in d-Moll erklangen Töne wie von zwei Kirchenorgeln im Duett, ein erstes Solostück präsentierte Wolfgang Wagner mit Hans Brehmes "Präludium" aus dessen "Suite für Akkordeon, op. 40". Andächtig dagegen das musikalische Gebet "Priere a Notre Dame" aus Leon Bollmanns "Suite gothique, op. 25" im gefühlvollen Zusammenspiel der beiden Solisten mit Akkordeon-Registern, deren seidiger Klang faszinierte.

Moderne Klänge spielte Rainer Kuhwald mit "Mercy, Mercy, Mercy", ebenfalls neuzeitlich, aber volkstümlich das "Menuett der Freundschaft", das Wolfgang Wagner interpretierte. Den Schluss bildete wieder die Klassik mit "Hornpipe", das ein jeder schon mal gehört hat, vermutlich aber nicht in der Fassung als "Humoresque" von Noel Rawsthorne. Die enthielt neben dem traditionellen englischen Tanzstück auch Elemente von Bach und Vivaldi, nebst bewusst schrägen Tönen quer durch etliche Tonarten. Ein musikalischer Spaß, der jeden Musiker fordert, denn bewusst falsche Töne zu spielen, ist wie ein Kämmen gegen den Strich.

Ein Konzert, bei dem das Zuhören auch insgesamt Spaß machte, mit zwei Experten an ihren Instrumenten, deren Professionalität die Zuhörer zu einem langen Applaus veranlasste. Natürlich gab es eine Zugabe und beim Publikum die positive Erkenntnis, neue Facetten eines an sich volkstümlichen Musikinstruments kennengelernt zu haben.

Hans Steininger