Weilerau
Sauberer Strom vom Salzberg

Das Windrad der Familie Kirmayr läuft inzwischen in 14 Jahren soll es abbezahlt sein

14.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Stolze Windradbesitzer: Georg (links) und Bernhard Kirmayr betreiben auf dem Salzberg, nur 500 Meter von ihrem Hof entfernt, eine Anlage mit 138 Metern Nabenhöhe. - Foto: Hofmann

Weilerau (PK) Der Wind pfeift kalt über den Salzberg, doch wenn Georg und Bernhard Kirmayr nach oben schauen, wird ihnen ganz warm ums Herz. Ihr Windrad dreht sich und erzeugt umweltfreundlichen Strom. Für die beiden Männer ist damit ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.

"Am 15. um vier haben wir's eingeschaltet", berichtet Georg Kirmayr, der Senior. Seit einem Monat also läuft die Anlage inzwischen und erzeugt Strom. Jede Kilowattstunde, die eingespeist wird, ist 8,9 Cent wert. Am bisher besten Tag seien rund 30 000 Kilowattstunden zusammengekommen, "aber da ist sie nur teilweise Volllast gelaufen". Ein ganzer Tag Volllastbetrieb, ergänzt Bernhard Kirmayr, der Junior, würde 55 000 Kilowattstunden bringen - und damit Einnahmen von rund 5000 Euro. Eine Verdopplung der Windstärke steigere übrigens den Ertrag auf das Achtfache. Und die Windmühle, eine Enercon E €…92 mit 138 Metern Nabenhöhe und 92 Metern Rotordurchmesser, laufe auch bei starkem Wind noch. Der Volllastbereich beginne schon bei elf Metern pro Sekunde, doch erst bei 34 Metern pro Sekunde schalte sich das Gerät aus Sicherheitsgründen automatisch ab - das ist schon Orkanstärke. Pro Jahr sollen 4,5 bis 5 Millionen Kilowattstunden zusammenkommen.

Die Einnahmen brauchen der 56-jährige Landwirt aus Weilerau und sein 36-jähriger Sohn auch, denn ihr Windrad hat vier Millionen Euro gekostet. Ganz schön viel Geld. "Bei uns wird schon gerätselt, wer dahinter steckt", erzählt Georg Kirmayr. Und, wer steckt dahinter? Der Senior lacht: "Wir selber." Die Familie habe alles selbst finanziert, natürlich mit Krediten, die getilgt werden müssen. In 14 Jahren aber soll die Anlage abbezahlt sein - eine optimistische Einschätzung, aber eine realistische, wie Kirmayr meint, "weil's eine gute Anlage ist. Die schafft das."

Und weil der Standort optimal für eine Windmühle geeignet ist - das sagt Kirmayr immer wieder gerne in Gesprächen, schon seit Jahren: der Salzberg, der sich gleich hinter Weilerau, seinem Hof, erhebt. Hier, direkt an der Landkreisgrenze zwischen Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen, steht nun am Waldrand sein Windrad. Auf seinem eigenen Grund. Und auch den Strom kann er auf seinem eigenen Grund einspeisen, drunten am Gerolsbach.

Dazwischen liegt der Hof, auf dem die Familie Kirmayr wohnt. Gerade mal 500 Meter vom Windrad entfernt steht das Wohnhaus. Viel zu nah, wie Kritiker der Windenergie gerne sagen. Hört man die Anlage denn? Kaum, sagt Kirmayr Senior, und wenn, dann "wie wenn irgendwo in einem Bach das Wasser plätschert - ein beruhigendes Geräusch". Und wie sieht es aus mit dem Infraschall? "Ich hab noch nichts gespürt", sagt Kirmayr, der eher Angst vor einer anderen unsichtbaren Gefahr hat - vor radioaktiver Strahlung, wie sie 1986 beim Super-GAU in Tschernobyl und 25 Jahre später bei der Katastrophe von Fukushima freigesetzt wurde.

Somit geht es für ihn und seinen Sohn nicht nur um den Zusatzverdienst, sondern vor allem auch um eine umweltfreundliche, saubere Energieerzeugung. Der Wind sei ja eh da - und habe auf dem Einödhof, wo er mehr Kraft entwickeln kann als in geschlossenen Siedlungsgebieten, auch immer wieder für Schäden gesorgt, sagt Bernhard Kirmayr und nennt als Beispiel umgestürzte Bäume oder auch herabgerissene Dachziegel. "Jetzt haben wir aus dem Nachteil einen Vorteil gemacht", sagt der 36-Jährige und schaut nach oben, wo sich die Rotorblätter mit sanftem Rauschen schnell drehen.

Die Menschen aus den nahegelegenen Orten Klenau, Singenbach und Oberweilenbach hätten keine Probleme mit seinem Windrad, sagt Georg Kirmayr. Er traue sich noch immer, in die Kirche oder zum Wirt zu gehen. "Die Leute sind schon positiv eingestellt", sagt der 56-Jährige, "das hat mich überrascht, dass nicht einer gesagt hat, das stört ihn." Und die Menschen kommen zahlreich auf den Salzberg hinauf - Sonntagsspaziergänger aus der Umgebung oder auch Autofahrer, die auf der Staatsstraße unterwegs sind und anhalten, um sich das Windrad anzusehen. An den Weihnachtsfeiertagen habe es auf dem Salzberg ein ständiges Kommen und Gehen gegeben, "da waren 300 Leute da". Noch mehr seien es oft in der Bauphase gewesen, als hier ein riesiger Kran stand. Da hätte sich Kirmayr mit einem Würstlstand interessante Zusatzeinnahmen verschaffen können, oder? Er schmunzelt: "Mit Sicherheit wäre da ein gutes Geschäft gegangen."

Demnächst wird das Salzberg-Windrad für ein paar Tage stillstehen. Dann ist die erste Wartung fällig. "Da wird jede Schraube nachgezogen", erklärt Kirmayr. Um die Wartung und Fehlerbehebung kümmert sich der Hersteller übrigens selbst - er habe da ein "Rundum-sorglos-Paket" gebucht, sagt Kirmayr. Und Ende Januar, wenn alles richtig eingestellt ist, findet die offizielle Übergabe statt. Dann bekommen Vater und Sohn Kirmayr auch endlich vom Hersteller den Schlüssel für die Tür im Windradturm. Dann können sie auf der Treppe ganz nach oben steigen (oder auch den Aufzug nehmen) und sich aus nächster Nähe anschauen, wie ihr Strom erzeugt wird.