Pfaffenhofen
Wehret den Anfängen

Pfaffenhofener Suchtberatungsstelle Prop hilft mit Projekt "Fred" erstauffälligen Drogenkonsumenten

26.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:07 Uhr
Je früher der Kontakt zu Drogenkonsumenten erfolgt, desto besser. Das sagt die zertifizierte Fred-Trainerin Maria Falter der Beratungsstelle Prop. −Foto: Zurek

Pfaffenhofen (zur) Einmal ist beileibe nicht keinmal - schon gar nicht, wenn es um Drogen geht.

Um ein Abdriften von Erstkonsumenten in die Sucht zu vermeiden, bietet die Psychosoziale Beratungsstelle Prop in Pfaffenhofen einen neuen Kurs im Projekt "Fred" an.

Was sich hinter dem klingenden Namen verbirgt, erklärt die in der Nachfolge von Sabine Rumberger als zertifizierte Fred-Trainerin für das Angebot verantwortliche Maria Falter. Das Kürzel steht demnach für "Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten" und ist ein Kooperationsprojekt von Polizei, Staatsanwaltschaft und Prop. Dessen Notwendigkeit untermauert der aktuelle Drogenbericht der Bundesregierung, wonach 35 Prozent der 18- bis 25-Jährigen schon einmal Cannabis und 3,8 Prozent Kokain oder Crack genommen haben.

So mancher steigt schon deutlich früher ein und die Dunkelziffer ist hoch. "Wir wenden uns daher an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 21 Jahren, die zum ersten Mal in Kontakt mit Drogen gekommen sind oder erstmals auffällig wurden", nennt die Absolventin des Masterstudiengangs Soziale Arbeit die Zielgruppe für den Kurs, zu dem gerade die Anmeldefrist läuft. Wissenschaftliche Studien bescheinigen der bundesweit seit Jahren erprobten Methode laut Trainerin "sehr gute Erfolge". Der Grund sei unter anderem, "dass wir gefährdete Jugendliche in einem sehr frühen Stadium erreichen", so die 27-Jährige, die gerade berufsbegleitend ihre Ausbildung zur Suchttherapeutin am "Institut für Therapieforschung" in München absolviert.

Nach dem Motto "Handeln statt zuschauen" lädt der Kurs junge Menschen ein, ihren eigenen Konsum zu überdenken und vermittelt fundierte Informationen über mögliche körperliche und psychische Schäden "als Gegenpol zu dem gefährlichen Halbwissen, das viele sich aus dem Internet holen". Auch die aktuelle Rechtslage - etwa in punkto vermeintlich legaler "Highs" (frei verkäuflicher Rauschmittel in Form etwa von Tees) - wird gemeinsam erarbeitet.

Die Jugendlichen sollen zudem der Frage nachspüren, warum sie Drogen genommen haben. "Die Antworten darauf sind vielfältig und reichen vom Wunsch nach Zugehörigkeit, dem Kick des "High-Seins" oder der intensivierten Wahrnehmung bis zum Wunsch einfach nur cool zu feiern und locker drauf zu sein", zählt die Projektleiterin auf. Der jeweiligen Motivation werde im Kurs der Blick auf den "Beipackzettel" gegenübergestellt. Sprich, man gewichtet die erwünschte Wirkung im Vergleich zur unerwünschten Nebenwirkung - vom "Pappmaul" bis zur bleibenden Psychose.

"Dabei wollen wir nicht mit dem erhobenen Zeigefinger agieren sondern den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen", betont Falter, die allein schon in der Herstellung eines ersten persönlichen Kontaktes einen wichtigen Schritt sieht. "Denn so können wir zeigen, dass die Suchtberatungsstelle keine "ehrfurchtgebietende Instanz ist, sondern offene Anlaufstelle für Hilfesuchende. "

Doch nicht jeder, der bei "Fred" mitmacht, kommt aus eigenem Antrieb. Manchmal ist die Teilnahme eine Auflage des Gerichts, für jemanden,, der polizeilich auffällig geworden ist. Manchmal vermitteln Arbeitgeber, Schule oder besorgte Eltern die Probanden in den Kurs. Falter verweist auf das Prozedere: "Im Vorfeld findet so oder so ein Erstgespräch statt, um sicherzustellen, dass noch keine Abhängigkeit vorliegt". Wäre Letzteres der Fall, käme Fred als präventives Projekt zu spät. "In diesem Fall würden wir therapeutische Maßnahmen empfehlen und gegebenenfalls vermitteln", erklärt die Prop-Mitarbeiterin.

Zusätzlich zu der Arbeit mit den Erstkonsumenten im Kurs bietet die Beratungsstelle parallel Gesprächsangebote für Angehörige an. Denn, so die Erkenntnis der Fachleute: "Das Thema Sucht ist immer eines, das das gesamte Umfeld eines Menschen betrifft".

Wer sich für den neuen Kurs "Fred" anmelden möchte, erhält nähere Informationen bei der Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtprobleme Prop unter der Telefonnummer (08441) 89060 oder pfaffenho fen@prop-ev. de. Die Teilnahme am Gruppenprojekt "Fred" ist kostenlos. Vor dem Kurs findet ein vertrauliches Erstgespräch mit den zuständigen Sozialpädagogen zum Kennenlernen statt. Die Kursleiter stehen unter Schweigepflicht.