Münchsmünster
"Was Sie leisten, ist großartig"

Anna Straßer pflegt seit fast 40 Jahren ihre behinderte Tochter und bekommt dafür die Verdienstmedaille

23.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:19 Uhr
Hat die seltene Auszeichnung verdient: Anna Straßer (Bildmitte) mit ihrer Tochter Heidi (rechts neben ihr) im Kreise ihrer Familie und mit Landrat Martin Wolf (links neben ihr) sowie Bürgermeister Andreas Meyer (links hinter ihr). −Foto: Foto: Lamprecht

Münchsmünster (PK) Ihre Lebensaufgabe hat sich Anna Straßer nicht ausgesucht und doch erfüllt sie sie jeden Tag aufs Neue und immer gerne: Seit nunmehr fast 40 Jahren pflegt die Münchsmünsterin ihre behinderte Tochter Heidi. 24 Stunden am Tag. Sieben Tage die Woche. Und, bis auf ganz wenige Ausnahmen, nur mit der Unterstützung ihrer Familie.

Für ihren Einsatz, der wie Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf in seiner Laudatio betonte, "weit über das normale Maß hinausgeht", bekam sie die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

"Eine besondere Ehre, die nur wenigen Bürgern zu Teil wird, die Sie, Frau Straßer, aber voll und ganz verdient haben", betonte Münchsmünsters Bürgermeister Andreas Meyer im Rahmen der Verleihung am Dienstagabend im Münchsmünsterer Rathaus und erntete das zustimmende Nicken nicht nur des Landrats sondern auch der übrigen Anwesenden.

Denn neben Anna Straßer, ihrem Mann und ihrer Tochter Heidi war auch der Rest der Familie erschienen, um dem besonderen Moment beizuwohnen. Und der hätte emotionaler kaum sein können: Sowohl Wolf als auch Meyer hoben nämlich nicht nur die besonderen Leistungen der Ausgezeichneten hervor, sondern sprachen durchaus auch persönliche Worte. Wolf etwa ging darauf ein, dass ihm der Wert dieser und vergleichbarer Leistungen erst durch seine eigenen Erlebnisse in der zurückliegenden Zeit voll bewusst geworden seien. Meyer hingegen brachte seine Gedanken in einem Gedicht zum Ausdruck, in dem er Anna Straßer im Namen ihrer Tochter Heidi dankte.

Grund, Danke zu sagen, gab es wahrlich genug: Seit dem Herbst 1979, also seit 39 Jahren, pflegt Anna Straßer ihre Tochter, die im Alter von zweieinhalb Jahren an einer Virusinfektion erkrankte, die zu einer schweren und bleibenden Behinderung führte. Bei allen Dingen und Verrichtungen des Lebens ist Heidi seither auf Hilfe angewiesen, und die bekommt sie seither von ihrer Mutter - mit Unterstützung der übrigen Familie.

Die eigenen Bedürfnisse und Wünsche stellte Anna Straßer dabei immer hinten an. Vom Leben ausgeschlossen aber sind weder sie noch ihre Tochter. Im Gegenteil: Anna Straßer legt großen Wert darauf, Heidi nicht abzuschotten.

Täglich unternehmen die beiden Spaziergänge. Wenn es der Gesundheitszustand der Tochter zulässt, fährt die Familie gerne spontan in Urlaub. All das und viele weitere Punkte haben letztlich dazu geführt, Punkte, dass Heidi seit Jahren tagsüber das Hollerhaus in Ingolstadt und in Zukunft vielleicht - so warf Meyer ein - auch die Zweigstelle in Münchsmünster besuchen kann.

"Was sie leisten ist großartig, alles andere als selbstverständlich und es sollte uns allen Vorbild sein", betonte Wolf und bat Anna Straßer ausdrücklich ihre Auszeichnung zu tragen: "Von so etwas soll und muss die Öffentlichkeit erfahren. Lassen Sie uns alle dafür sorgen!"

Susanne Lamprecht