Scheyern
"Warum hängt der da?"

Weihbischof Dominicus Meier aus Paderborn hält beeindruckende Predigt beim Scheyrer Kreuzfest

15.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:34 Uhr
Fußwallfahrer hatten sich wieder auf den Weg nach Scheyern gemacht. Sie wurden dort mit Glockengeläut empfangen. −Foto: Gruber

Scheyern (PK) Das Fest Kreuzerhöhung, das an die erste öffentliche Zurschaustellung des Kreuzes Christi nach der Auffindung durch Kaiserinmutter Helena in Jerusalem erinnert, wurde am Sonntag in Scheyern gefeiert, wo ein Teil dieser wertvollsten christlichen Reliquie seit 1180 aufbewahrt wird.

Auch heuer waren bei strahlendem Spätsommerwetter wieder viele Wallfahrer nach Scheyern gekommen, darunter traditionsgemäß schon am Samstagnachmittag die Inchenhofener, die schon am frühen Morgen aufgebrochen waren und wie alle Fußwallfahrer mit Glockengeläut empfangen wurden. Den Festgottesdienst feierte heuer zusammen mit den Mönchen der Abtei Scheyern Weihbischof Dr. Dominicus Meier aus Paderborn. Auch stellvertretender Landrat Anton Westner und den Scheyrer Bürgermeister Manfred Sterz konnte Pfarrer Pater Benedikt Friedrich dabei begrüßen.

Der Weihbischof drückte seine Freude darüber aus, "hier an diesem ehrwürdigen Ort den Gottesdienst in benediktinischer Verbundenheit feiern zu dürfen". In seiner beeindruckenden Predigt - "eine der besten, die je in Scheyern gehalten wurden", meinten viele Gottesdienstbesucher - erzählte der Weihbischof von einem Erlebnis beim Liboriusfest in Paderborn. Er beobachtete dabei ein kleines Mädchen, das die Kirche bewunderte, zur Muttergottesstatue eilte, um dort eine Kerze anzuzünden, und dann unter dem Kreuz stehen blieb und seinen Papa fragte: "Warum hängt der da? " So, meinte der Weihbischof, fragen sich viele auch heute. Etwa wegen der vielen Missstände? "Verlangt Gott ein Opfer", fragte der Festprediger, "damit er die Menschen wieder lieben kann? " "Nein", betonte er, "Gott gab seinen Sohn, weil er die Menschen liebt. Jesus musste nicht sterben, weil Gott ein Problem hatte. " Das Problem liege bei den Menschen. Jesus komme nicht als Gewaltherrscher, er stellt sich "an die Seite der Gescheiterten und nimmt jeden von uns in seine weit geöffneten Arme".

Die Frage des Mädchens "Warum hängt er da? " bleibt bis heute. "Geschenkte Liebe lässt sich nicht messen. Gottes Liebe braucht nicht unsere Erklärung", betonte Weihbischof Meier: "Jesus, der Gekreuzigte, ist auch heute bereit, eine Brücke zu schlagen, er öffnet uns den Weg in unsere Heimat, zurück zu Gott. " Und er schloss mit der Antwort auf die Frage des Mädchens: "Er hängt da, weil Gott dich liebt. " Gemeinsam feierten die Geistlichen dann den Gottesdienst, an dessen Ende die Kreuzreliquie in feierlicher Prozession um den Klosterhof getragen wurde, bevor der Weihbischof mit ihr den Gläubigen den Segen erteilte und auch den letzten Wettersegen spendete. "Großer Gott, wir loben dich", sangen alle zum Abschluss des Gottesdienstes und die meisten ließen sich dann in der Basilika den Einzelsegen mit der Kreuzreliquie erteilen. Mit der Pontifikalvesper am Nachmittag endete der Kreuztag, der sicher bei allen Besuchern tiefen Eindruck hinterließ.

 

Erich Gruber