Pfaffenhofen
Warten auf die Blutmahlzeit

Wer im Landkreis Pfaffenhofen draußen ist, muss vermehrt mit Zeckenbissen rechnen

22.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:18 Uhr
Wenn eine Zecke sich festbeißt, sollte man sie sofort loswerden. Am besten mit einer Pinzette. −Foto: dpa

Pfaffenhofen (PK) Sie krabbeln und beißen wieder: Zecken. Im Unterholz lauern die winzigen Quälgeister auf eine Blutmahlzeit. Abgesehen haben sie es auf jegliches Stückchen Haut - egal ob bei Mensch oder Tier.

"Mein Hund hat im Januar bereits eine Zecke gehabt", sagt Rudi Engelhard, Altlandrat und gelernter Förster. Er geht täglich in den Wald. "Mich lieben die Zecken allerdings nicht. Ich habe im Jahr vielleicht eine Zecke." Engelhard schützt sich aber auch ausreichend vor den Spinnentieren. Meistens geht er mit Gummistiefeln in den Wald und trägt lange Kleidung. Denn die Tiere springen nicht von Bäumen, sondern halten sich auf dem Waldboden auf. "Sie lauern auf Stauden, Spitzen von Gräsern und Kräutern, insbesondere an Waldwegen und Pfaden. Sie sitzen auf Baumstümpfen und Ästen und an ähnlich exponierten, bodennahen Stellen", sagt Karl Huber, Pressesprecher des Pfaffenhofener Landratsamts und des Gesundheitsamts. An solchen Stellen wartet die Zecke weniger als einen Meter über dem Boden auf einen potenziellen Wirt. Streift also Engelhards Hund mit den Pfoten den Grashalm, auf dem das Spinnentier sitzt, hält es sich an seinem Wirt fest. Der Hund hatte heuer bereits mehrere Zecken - mindestens sechs müssen es gewesen sein. Mit einem speziellen Halsband hält Engelhard nun die lästigen Tiere von seinem Hund fern. Für den Menschen rät das Robert-Koch-Institut zur Anwendung von Anti Zecken Sprays und Cremes auf der Haut, dieser Schutz ist aber zeitlich begrenzt.

Auch wenn Engelhard für die Zecken wenig attraktiv zu sein scheint, ist dem Waldexperten aufgefallen, dass es heuer, wesentlich mehr Zecken gibt als im Vergleich zu den vergangenen Jahren. "Der Landkreis gehört prinzipiell zu einem Gefährdungsbereich. Besonders viele Zecken gibt es im Auwald und an Flüssen." Zecken sind zwar mehrjährige Tiere, aber aktiv werden sie erst ab einer Temperatur von etwa acht Grad. Deswegen gilt bei sommerlichen Temperaturen besondere Vorsicht - und das nicht nur im Wald. Zecken kommen praktisch überall vor, wo es Pflanzen gibt. Typische Lebensräume für die Spinnentiere, die ausreichend Feuchtigkeit benötigen, sind Wälder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen. Gute Bedingungen finden sie auch in Gärten und städtischen Parks.

Deswegen sucht Engelhard sich und seinen Hund nach jedem Spaziergang nach Zecken ab. "Nach dem Aufenthalt draußen sollte die getragene Kleidung idealerweise ausgeschüttelt und anschließend gewaschen werden", rät Huber. Schließlich könnte die Zecke noch nicht zugebissen haben und durch die Kleidung wandern auf der Suche nach einer geeigneten Stelle. Laut dem Robert-Koch-Institut kann es bis zu einer Stunde dauern, bis das Spinnentier den richtigen Platz gefunden hat. Der Saugakt dauert mehrere Tage. "Zecken suchen sich eine optimale Stichstelle am menschlichen Körper, an der sie ungestört Blutsaugen können", sagt der Pressesprecher. Etwa am Haaransatz, hinter den Ohren, unter den Achseln, in Ellenbeugen, Bauchnabel oder in den Kniekehlen.

Hat eine Zecke dann doch Engelhards Hund gebissen, entfernt er diese sofort. Dabei zieht er die Zecke mit einer Pinzette oder mit dem Fingernagel heraus. "Der Zeckenkörper wird so nah wie möglich an der Haut gefasst, vorsichtig gelockert und langsam von der Einstichstelle weg herausgezogen", erklärt Huber. Möglichst sollte man die Zecke dabei nicht drehen, und auf keinen Fall vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufeln. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt. Anschließend sollte die Wunde gründlich desinfiziert werden. "Entsteht an der Stichstelle nach einigen Tagen bis zu drei Wochen eine mindestens münzgroße Hautrötung, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Die Rötung ist manchmal juckend und auch schmerzlos. Sie wird auch Wanderröte genannt", sagt Huber. Des Weiteren sollte man zum Arzt gehen, wenn man sieben bis 14 Tage nach einem Zeckenstich und einem Aufenthalt in einem Frühsommer-Meningoenzephalitisningoenzephalitis-Risikogebiet (FSME) grippeähnliche Symptome wie Fieber, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen auftreten. Laut Huber ist im Landkreis Pfaffenhofen keine Zunahme durch des FSME-Virus ausgelöste Erkrankungen verzeichnet. "Die Fallzahlen sind seit 2001 konstant und bewegen sich zwischen ein und zwei Erkrankungen jährlich." Der Landkreis zählt dennoch zu den FSME-Riskogebieten Deutschlands. Laut Huber isti dabei Folgendes zu bedenken: "Je mehr Personen in einem Landkreis geimpft sind, mit umso weniger Erkrankungsfällen ist zu rechnen." Nach erfolgter Infektion mit FSME-Viren können Erkrankungen der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks auftreten. Trotz vieler Zecken geht Engelhard mit seinem Hund weiter in den Wald. Denn wenn man sich ordentlich kleidet und nach jedem Waldspaziergang gründlich absucht, ist die Gefahr nicht allzu groß.
 

Samantha Meier