Pfaffenhofen
Ausgebrannt und in Geldnot: "Familien in Not" hilft auch alleinstehenden Vätern

02.12.2021 | Stand 07.12.2021, 3:34 Uhr
Auch alleinstehende oder alleinerziehende Väter finden sich unter den aktuellen Hilfsfällen des Vereins "Familien in Not", der durch die DK-Aktion Vorweihnacht der guten Herzen unterstützt wird. −Foto: Hailer

Pfaffenhofen - Gescheiterte Partnerschaften sind sehr oft die Ursache, dass Menschen neben den damit verbundenen psychischen Belastungen auch in finanzielle Probleme geraten. In den meisten Fällen sind es alleinerziehende Mütter, die sich in akuten Krisen hilfesuchend an den Familien in Not wenden. Aber auch Männer geraten nach Trennungen immer wieder in Notlagen, aus denen sie alleine keinen Ausweg mehr finden, wie die nachfolgenden Beispiele aus der Arbeit des Pfaffenhofener Hilfsfonds zeigen.

Er möchte alles alleine schaffen, nicht mehr der Bittsteller sein und braucht doch dringend Unterstützung: Im Leben von Bernd L. (alle persönlichen Daten von der Redaktion geändert) ist noch nie etwas glatt gelaufen. Der 50-jährige kämpft mit einer ganzen Reihe von Problemen, ist gesundheitlich schwer angeschlagen und will nicht aufgeben, obwohl ihm langsam die Kraft ausgeht. Ein Leben ohne Arbeit könne er sich nicht vorstellen, sagt er: "Mein Selbstwertgefühl ist eh schon im Keller und wäre dann ganz weg." Über den Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas wurde der Verein Familien in Not auf Bernd L. aufmerksam und seine Betreuerin beschreibt ihn so: "Beeindruckt bin ich von seinem Durchhaltevermögen und dem Versuch, ohne staatliche Unterstützung zu leben - obwohl ihm das allein von den Erkrankungen her sicher zustehen würde."

Nur spärlicher Kontakt mit den Kindern

Seine kleine Firma lief nicht und er musste Insolvenz anmelden, dann ging auch die Beziehung in die Brüche und die Partnerin zog mit den beiden Kindern weg. Alle gemeinsamen Schulden hat Bernd L. ohne Wenn und Aber getilgt und er kommt finanziell nur mit den größten Einschränkungen so gerade eben über die Runden. Der 50-jährige hat Diabetes, Knie- und Rückenprobleme, was im letzten Jahr eine Operation erforderlich machte. Und er ist auch psychisch sehr mitgenommen. Vor allem leidet er unter dem spärlichen Kontakt zu seinen Kindern. Lukas ist schon ein Teenager und das Interesse an regelmäßigen Besuchen hält sich in Grenzen, aber die siebenjährige Helena würde ihren Vater gern viel öfter sehen. Und genau das ist jedes Mal ein großes Problem, weil Bernd L. nicht motorisiert ist. Um die Kleine holen und bringen zu können - sie wohnt rund 30 Kilometer entfernt - mietet sich der Vater über Carsharing stundenweise ein Auto, was sein schmales Budget sehr strapaziert. Wegen seiner gesundheitlichen Einschränkungen kann er nur einen Teilzeitjob mit einer 20-Stunden-Woche bei einer Reinigungsfirma ausüben; trotzdem möchte er unbedingt mehr arbeiten und sucht noch eine Nebenbeschäftigung: "Durch meine Wechselschichten tun sich da nicht viele Möglichkeiten auf und so ist der Arbeitsmarkt für mich dünn gesät." Einkäufe, die regelmäßigen Arzttermine, Jobsuche im Umkreis und vor allem Unternehmungen mit Tochter Helena: Ein eigenes Fahrzeug - "auch ein Moped wäre schön" - würde für Bernd L. viele Probleme auf einmal lösen. Schon älter, aber rundum gut in Schuss ist der kleine Gebrauchtwagen, den man ihm angeboten hat; perfekt für ihn und dennoch unerreichbar. Denn Schulden machen kommt für ihn nicht infrage. Mit der Übernahme der Kosten für das Auto, inklusive Zulassung, Versicherung und Steuer für ein Jahr, half der Verein "Familien in Not" dem Vater, sein Leben leichter zu machen. Bernd L.: "Mein Herz und meine Seele werden es Ihnen für alle Zeit danken," schreibt er in einem Brief an den Verein.

"Psychisch ausgebrannt"

Kaum ein Tag ohne Stress und das seit Jahren: Auch Dirk N. aus einer kleinen Gemeinde im südlichen Landkreis ist das, was man "psychisch ausgebrannt" nennt. Permanent muss er für andere da sein; er reibt sich auf. Der 45-Jährige ist alleinerziehender Vater von Töchtern im Teenageralter, die beide an einer schweren ADHS-Erkrankung leiden. Sophia und Simone sind hyperaktiv, ständig geht im Haushalt etwas zu Bruch und Kleidung wird zerrissen. Rund 50 Mal musste der Vater allein die Brillen der Töchter reparieren oder ersetzen. Fast täglich fährt Dirk N. zu seinen Eltern, die auch auf seine ständige Betreuung angewiesen sind. Sie leben am Existenzminimum, die Mutter ist ein Pflegefall. Therapie für die Töchter, die eigene Therapie, Besorgungen für die Eltern: Auf sein Auto kann er nicht verzichten. Der Wagen ist alt und macht Probleme, aber bisher konnte Dirk N. kleine bis mittlere Reparaturen selber erledigen oder gerade noch bezahlen. Als ein größeres Ersatzteil benötigt wurde, wusste der verzweifelte Mann aber nicht mehr, wie er das Geld dafür aufbringen sollte. Mit der Übernahme der Kosten sorgte der Verein "Familien in Not" schnell und unbürokratisch dafür, dass Dirk N. wieder mobil ist.

PK