Vor 100 Jahren wurde der Grundstein zum öffentlichen Nahverkehr gelegt

19.02.2021 | Stand 23.09.2023, 17:07 Uhr
Ingrid Sauer
Zerstörung nach dem Krieg: Diese historische Aufnahme zeigt die Situation um 1945 in der Auenstraße, wo der Wiederaufbau nur zögerlich begann. −Foto: Sauer/Archiv

Vor 100 Jahren Mit der Eröffnung der Postautolinie Pfaffenhofen- Schweitenkirchen-Sünzhausen bestehen jetzt drei über Pfaffenhofen führende öffentliche Verkehrsverbindungen, nachdem bereits nach Hohenwart und nach Gerolsbach täglich eine Fahrt hin und zurück angeboten wird.

Am Dienstag und Samstag, den beiden Markttagen, sowie an allen Sonn- und Feiertagen werden alle Trassen mit einer Extrafahrt bedient und damit größere Teile des Bezirks mit Pfaffenhofen verbunden. Mit drei Linien wird die Mobilität der von Eisenbahnstrecken entfernt lebenden Bevölkerung verbessert, die damit auch an den Märkten in Pfaffenhofen teilnehmen und von dort die Städte München und Ingolstadt erreichen kann. (Amtsblatt für das kgl. Bezirksamt Pfaffenhofen vom 1. und 13. Februar)
Die städtische Sparkasse führt den bargeldlosen Scheck- und Überweisungsverkehr ein. Bürgermeister Grabmeir als Vorstand und Stadtsekretär Hartmann als Verwalter der kommunalen Einrichtung rufen die Sparer auf, von dem neuen Angebot reichlich Gebrauch zu machen. Durch die einfachere Abwicklung des Zahlungsverkehrs soll ein Beitrag zum wirtschaftlichen Aufbau geleistet werden. (Amtsblatt vom 10. Februar 1921)

Vor 75 Jahren

Die "Gabiswiese" wird als Vergnügungsplatz genutzt. An ihrem nördlichen Ende werden für einige Tage ein Karussell und eine Schiffschaukel aufgestellt, die trotz frischer Temperaturen von Einheimischen wie Besatzungssoldaten gerne genutzt werden. Bis 21 Uhr abends herrscht dort Hochbetrieb, wobei das Interesse an den anwesenden Mädchen gelegentlich zu kleineren Auseinandersetzungen führt. So stoßen einige junge eifersüchtige Frauen fünf Amerikaner nach Einbruch der Dunkelheit in die vorbeilaufende Ilm, was zu heftigen Schimpftiraden der Betroffenen führt. (Tagebucheinträge Otto Stumm vom 1. Februar 1946)
Über das Deutsche Rote Kreuz gelangen erste Briefe von gefangenen Soldaten zu den Eltern und Verwandten nach Hause. Die Arztfamilie Schreyer und Berufsschuldirektor Rückl erhalten auf diese Weise Nachricht von ihren Söhnen, die sich in russischer Gefangenschaft befinden und berichten, dass sie vergleichsweise gut behandelt werden und wohlauf sind. Auch Rechtsanwalt Mühlbauer und Chorregent Max Weinberger schreiben an ihre Verwandten nach Hause und hoffen, bald nach Hause zurückkehren zu dürfen. (Tagebucheinträge vom 5. Februar)
Der Wiederaufbau der sieben in den letzten Kriegstagen völlig zerstörten Gebäude geht voran. Drei stehen bereits im Rohbau unter Dach, drei weitere Aufbauten haben begonnen. Lediglich die nach einem Dachbrand komplett zerstörte Fremdenstallung des Hotels Bortenschlager in der Auenstraße liegt noch in Trümmern. Fehlende Baustoffe wie Ziegel, Zement und Dachplatten verhindern eine raschere Wiedererrichtung. (Tagebucheinträge vom 13. Februar)

Vor 50 Jahren

Das jetzt veröffentlichte Ergebnis der Wohnungszählung vom Oktober 1968 mit einer Bestandsaufnahme der knapp 16000 Wohnungen im Landkreis zeigt zwar Fortschritte beim Wohnkomfort in den beiden letzten Jahrzehnten, macht aber auch deutlich, dass ein Teil des Bestandes noch eine sehr einfache Ausstattung besitzt. Nicht einmal zwei Drittel der Wohneinheiten besitzen ein eigenes Bad, ein Drittel aller Haushalte muss sich sogar mit anderen Hausbewohnern eine Gemeinschaftstoilette teilen. In 80 Prozent aller Wohnungen gibt es noch keine Zentral- oder Etagenheizung, hier wird die gute Stube noch mit Einzelöfen erwärmt. (Ilmgau-Kurier vom 1. Februar 1971)
Der Landkreis hat sich in den vergangenen zehn Jahren hinsichtlich seiner Wirtschaftskraft stark verändert. Nachdem er noch bis zum Beginn der 1960er Jahre stark landwirtschaftlich geprägt war und im Vergleich mit anderen oberbayerischen Räumen hintere Plätze belegt hatte, hat die Industrialisierung in den 1960er Jahren den Raum Pfaffenhofen weit nach vorn katapultiert. Hinsichtlich der Realsteuerkraft als Indikator der wirtschaftlichen Stärke steht der Landkreis in Oberbayern an dritter Stelle, in Bezug auf den Jahresumsatz der Industrie wird er nur knapp vom flächenmäßig weit größeren Raum München und von Ingolstadt übertroffen. Landesweit nimmt Pfaffenhofen den neunten Rang unter allen Kreisen ein. Diese guten Werte stärken auch die Stellung Pfaffenhofens angesichts der bevorstehenden Landkreisgebietsreform. (IK vom 13. Februar)

Vor 25 Jahren

Die Isar-Amperwerke investieren kräftig im Landkreis. Für die Erneuerung und Erweiterung der technischen Anlagen zur Stromversorgung insbesondere in Pfaffenhofen und Vohburg werden 12,5 Millionen D-Mark bereitgestellt. Dabei fließt ein Großteil der vorgesehenen Mittel in die Erschließung von Bau- und Gewerbegebieten, wo neue technische Einrichtungen den wachsenden Strom- und Leistungsbedarf sichern sollen. (Pfaffenhofener Kurier vom 3. Februar 1996)
Im Theatersaal des Hauses der Begegnung findet erstmals eine "Frauen-Info-Börse" statt. Auf Einladung der Frauen-Union im Landkreis unter dem Vorsitz von Erika Görlitz wird über Vorträge und Präsentationen aufgezeigt, wie die Rolle der Frau bis weit in das 20. Jahrhundert hinein auf häusliche und erzieherische Tätigkeiten festgelegt war. Zugleich wird jedoch herausgestellt, welche Möglichkeiten mittlerweile bestehen, im beruflichen Leben und auch in der Politik tätig zu werden. Große Hoffnung setzen die engagierten Frauen auf das angekündigte bayerische Gleichstellungsgesetz, das die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern soll. (PK vom 6. Februar)
Die Arbeitslosigkeit im Landkreis steigt im Januar 1996 vehement an. Im Vergleich zum Vormonat erhöht sich die Quote der Betroffenen von 7,6 auf 9,1 Prozent. Insbesondere Entlassungen im Baugewerbe und in den Außenberufen sorgen für die negative Entwicklung. Als besonders problematisch sieht das zuständige Arbeitsamt die hohe Sockel- und die wachsende Langzeitarbeitslosigkeit, die mehr als ein Viertel der Beschäftigungslosen betrifft. Um die neben dem saisonalen Zuwachs im Winter übliche Zunahme an Entlassungen besser auffangen zu können, sollen Maßnahmen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze ergriffen werden. (PK vom 9. Februar)

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Ingrid Sauer