Pfaffenhofen
"Volle Fahrt voraus"

Stadtbus fährt ab 2022 weiter kostenlos, öfter, zu mehr Haltestellen, in die Ortsteile und am Wochenende

29.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:11 Uhr
Soll noch viel besser werden: Das neue Stadtbus-Angebot soll ab 2022 noch mehr Pfaffenhofener in den ÖPNV locken. −Foto: Ermert

Pfaffenhofen - Mit dem kostenlosen Stadtbus hat Pfaffenhofen ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Jetzt legt die Stadt eine weitere Schippe drauf. Ab 2022 werden die Linienführung optimiert, die Taktung verkürzt und die Ortsteile besser angebunden. Der Stadtrat hat sich fast einhellig für die Verbesserungen ausgesprochen, sodass der Bus die Stadt pro Jahr künftig um die zwei Millionen Euro kosten wird. Nur Franz Niedermayr (FDP) votierte gegen das von DB Regio Bus und Stadtwerken ausgearbeitete Konzept. "Weil Förnbach nicht besser angebunden wird", so Niedermayr.

Die Präsentation des Konzepts übernahmen Thomas Huber und Ludger Jürgens am Donnerstagabend. Die Zahl der Linien wird auf nur noch vier reduziert, der Hauptstrang zwischen Hauptplatz und Bahnhof nur noch von zwei Linien befahren. Die Fusion der bisherigen Linien 2 und 5 wird künftig im 20-Minuten-Takt bedient, die zusammengelegten Linien 1, 3 und 6 hingegen alle halbe Stunde. Die Linie 4 ändert sich, weil das Neubaugebiet in Heißmanning hinzugefügt wurde. Und das Ostviertel wird von einer sogenannten Bedarfsbuslinie bedient. "Der Verlauf ist flexibel. Es wird dabei nie die ganze Schleife gefahren. Und Fahrgäste müssen sich eine halbe Stunde vorher anmelden", erklärte Jürgens. Das werde wohl zu Kritik führen, vermutete er. Aber Haushaltsbefragung und Bedarfsermittlung hätten ergeben, dass sich die Nachfrage auf diese Weise am besten befriedigen lasse. Außerdem werden zwei Rufbuslinien in die Ortsteile etabliert, wobei die Fahrten vorab online gebucht werden müssen.

Die Neuerungen fasste Huber zusammen. Der Hauptkorridor zwischen Hauptplatz und Bahnhof wird entlastet, die Taktung deutlich verkürzt. Zusätzliche Haltestellen werden aufgenommen und neue Regionen (auch die Gewerbegebiete) erschlossen. Außerdem sollen die Busse künftig im Stundentakt auch samstags und sonntags verkehren. Das alles kostet zwar viel Geld, aber das ist es der Bunten Koalition wert. Eine entsprechende Nachfrage von Hans Prechter (CSU) an die Kämmerei beantwortete Bürgermeister Thomas Herker (SPD) selbst: "Mobilität ist ein sehr hohes Gut", meinte er. Das Geld sei vorhanden. Wenn es knapp werde, könne an anderer Stelle - etwa bei Straßenarbeiten - gespart werden. Auf Einnahmen durch Fahrpreise wolle Herker auch künftig verzichten. "So ist zumindest der feste Wille von allen", sagte er nach der Sitzung auf Nachfrage.

Die Zustimmung zu den Zukunftsplänen für den Stadtbus war quer durch alle Fraktionen eindeutig. Peter Heinzlmair (FW) begrüßte die "Vollvariante mit sieben Tagen und Rufbussen in die Ortsteile", weil er "immer einen Schritt weiter" gehen wolle. Andreas Herschmann (SPD) wünschte "volle Fahrt voraus" und unterstrich, dass die Mobilitätswende trotz aller begleitender Maßnahmen immer nur mit einem gut funktionierenden ÖPNV klappen könne. Christian Moser stellte sich im Namen der CSU-Fraktion hinter das Vorhaben. "Die Leute steigen nur vom Auto auf die Öffentlichen um, wenn sie ein gutes Angebot bekommen", sagte er - und dieser Plan sei definitiv ein gutes Angebot. Er fragte nach, ob man anstelle der drei neuen Kleinbusse, die für jährlich 480000 Euro in den Stadtbusbetrieb einfließen müssen, nicht doch besser Taxis eingesetzt werden könnten. Aber Huber und Jürgens entgegneten mit den Argumenten "besseres Servicelevel" und "Nullsummenspiel".

Den Einwand von Franz Niedermayr, der die Förnbacher als Verlierer sieht, ließen die ÖPNV-Experten hingegen gelten. "Das hat uns große Kopfschmerzen bereitet", räumte Jürgens ein. Aber die Bahnunterführung sei ein Problem. Und auch die Notwendigkeit, eine zusätzliche Linie einführen zu müssen, hätte die Kosten zu weit nach oben getrieben.

Reinhard Haiplik (ÖPN) sprach dennoch von entscheidenden Verbesserungen. "Wir haben dann endlich einen ÖPNV, der diesen Namen auch verdient", sagte er - und gab dem Konzept die Note sehr gut. Martin Rohrmann (CSU) regte an, dem neuen Plan möglichst viel Flexibilität zu lassen. "Da ist Förnbach, da ist das Ostviertel - und da sind auch noch die Landkreis-Pläne nach Verbesserungen beim Nahverkehr", sagte er. Diesen Einwand nutzte Herker, um den Landkreis in dieser Hinsicht bislang "komplettes Totalversagen" vorzuwerfen. "Aber wenn da was kommt, können wir das in unser Busnetz einbinden und gegenrechnen." Dass die Stadt für ihr eigenes Netz und das Landkreisnetz (zusätzlich zur Kreisumlage) bezahlt, kann sich Herker hingegen keinesfalls vorstellen. Flexibel sei die Lösung auf alle Fälle. "In Stein gemeißelt ist nichts. Denn das wäre auch ganz verkehrt", meinte Herker.

So können die Planer damit starten, die Linien und Fahrpläne auszuarbeiten. Danach werden die Bürger eingebunden, und am Ende der neue Stadtbus ab dem Jahr 2022 auf die Spur gesetzt. Die sechs großen Busse werden betrieben, bis sie unwirtschaftlich sind. Die Zahl der Kleinbusse steigt von zwei auf fünf. Weitere digitale Infotafeln wie sie bislang am Hauptplatz und am Bahnhof stehen, werden aus Kostengründen eher nicht (oder nur spärlich) aufgestellt. Aber eine Mobilitätsapp mit allen Infos und Fahrplänen soll entwickelt werden, um die Fahrgastzahlen nach der aktuellen Coronadelle in Zukunft wieder auf neue Rekordwerte zu steigern.

PK

Patrick Ermert