Scheyern
Viel Schabernack im Kopf

Süßer Zuwachs für das Kloster Scheyern: 97 Kitze sind auf dem Prielhof zur Welt gekommen

20.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:51 Uhr
Auf dem Prielhof gibt es 128 Muttertiere und 97 Kitze. −Foto: Kloster Scheyern

Scheyern (PK) Die Ziegen am Prielhof in Scheyern haben Zuwachs bekommen: 97 Kitze gehören seit einiger Zeit zu der Herde. Sie kamen ohne große Komplikationen auf die Welt. Trotzdem erwarteten Ziegenhalter Stefan Bidenbach bei der Geburt so einige Überraschungen.

Unter dem Scheunendach schützen sich Mama und Kitz vor der morgendlichen Sonne. Auch die anderen Zicklein liegen entspannt in ihrem Gehege am Prielhof des Klosters Scheyern. Einen ungewöhnlichen Platz hat sich eine andere Ziege ausgesucht: Sie hat es sich in einer Schubkarre gemütlich gemacht. Von Pater Lukas und Landwirtschaftsmeister Stefan Bidenbach lässt sie sich nicht stören, obwohl sie außerhalb ihres Geheges liegt. Den hüfthohen Zaun ignorieren die 128 Muttertiere und 97 Kitze erfolgreich. Ziegenhalter Bidenbach stört das nicht - schließlich ist das Areal auch noch von einem hohen, stabilen Zaun umgeben.

In dem abgesperrten Bereich verschwinden immer wieder Eimer, Kleidungsstücke oder Werkzeuge und tauchen an einem anderen Platz auf. Typisch Ziege, denn sie haben allerlei Schabernack im Kopf: Das benachbarte Waldstück haben sie schon einmal genauer unter die Lupe genommen. Nach dem heimlichen Ausflug kamen sie allerdings wieder zurück in ihr Gehege. "Hier haben sie einen Ort, an dem sie sich daheim fühlen und es ihnen gut geht. Da kommen sie gerne wieder zurück", sagt Pater Lukas.

Seit über einem Jahr lebt Landwirtschaftsmeister Stefan Bidenbach mit seinen Thüringer Waldziegen auf dem Prielhof. Sie ist eine in Deutschland heimische, aber bedrohte Ziegenrasse. "Das war ein Grund, warum sie uns sympathisch war", erzählt Pater Lukas. Nach seiner Meisterprüfung zum Landwirt hat Bidenbach sich, mangels elterlichen Hofs, für die Ziegenhaltung entschieden. Mit dieser ist er in den vergangenen Jahren ziemlich herumgekommen: Von Heidenheim ging es über Rheinland-Pfalz nach Scheyern. Dort haben sich die Ziegen schnell eingewöhnt.
 
97 Kitze sind heuer von April bis Mai auf dem Hof zur Welt gekommen. Dabei waren einige Überraschungen dabei. "Eine Ziege hat Vierlinge bekommen, allerdings hat sie nur zwei Zitzen, deswegen hat sie zwei Kitze verstoßen." Bei anderen Geburten kamen Drillinge zur Welt. Der Landwirt und sein Vater Karl-Heinz Bidenbach zogen die Kleinen mit der Flasche auf. Bidenbachs Vater kümmerte sich gerne mit um die Zicklein bis sie eine neue Mutter gefunden haben - manche Muttertiere haben nur ein Kitz bekommen. Während Karl-Heinz Bidenbach die Kleinen mit der Flasche großzog, durfte er sich allerlei Schabernack gefallen lassen: In die Nase zwicken oder Sachen verlegen gehörten zur Tagesordnung. "Es ist schlimmer wie bei kleinen Kindern, denn die hören manchmal", sagt Karl-Heinz Bidenbach, während er den Eingang zum Stall kehrt.

Auch Stefan Bidenbach kümmert sich voller Hingabe um seine Ziegen. Seine 128 Muttertiere und die Kitze kennt er aus dem Stehgreif. "Man kennt sie einfach. Jede hat einen anderen Charakter", sagt er mit einer Selbstverständlichkeit. So erzählt er von Lioba, die gerade wieder einmal neugierig eine Tür aufschiebt: "Ihr fällt nur Blödsinn ein. Auf der Alm ist sie auf die Tische gesprungen und hat das Brot vom Teller gefressen." Sie war eine der über 40 Ziegen, die im vergangenen Jahr auf der Geitauer Alm bei Bayrischzell für ein paar Monate lebten. "Sie machen dort Landschaftspflege. Dort gibt es Bergkräuter, das ist sehr gutes Futter", erklärt Bidenbach. Heuer machen wieder einige Ziegen für ein paar Monate Urlaub auf der Alm.

Die Kitze bleiben dem Sommer über auf dem Prielhof. "Wir passen auf, dass sie genug Muttermilch trinken. Manchmal müssen wir aber auch mit der Flasche nachhelfen", sagt Bidenbach. In zwölf bis 14 Wochen hören sie auf, Milch zu trinken und fangen an zu fressen. Dann müssen auch die männlichen Kitze weg. "Es besteht dann Inzuchtgefahr. Viele können wir als Zuchttiere verkaufen."
 
Allerdings finden nicht alle ein neues Zuhause: Einige werden auch geschlachtet. In Italien und Frankreich gelten die Zicklein als Delikatesse. "Man will ja auch was Sinnvolles mit den männlichen Ziegen machen", erklärt Pater Lukas. Auch die geplante Käserei im Prielhof nimmt langsam Formen an.

Doch bis einige Zicklein als Delikatesse in der Metzgerei landen, ist noch etwas Zeit. Bis dahin genießen sie die mehrere Hektar großen Weiden rund um den Prielhof. Angst vor Menschen haben sie nicht und lassen sich manchmal, wenn sie Lust haben, von Wanderern streicheln. Allerdings bittet Pater Lukas darum, den Ziegen kein Futter zu geben: "Eine Ziege hat Schokolade bekommen und hat darauf Magenprobleme bekommen." Das kann sogar soweit gehen, dass sie aufhören wiederzukauen und sterben. Auch verschimmeltes Brot bekommt ihnen gar nicht gut. Aber gegen ein paar Streicheleinheit haben sowohl die Muttertiere als auch die Zicklein nichts.
 

Samantha Meier