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Verletzte Helden und blinde Gewalt

Berührende Auseinandersetzung mit Krieg, Gewalt und Vertreibung in der Stadtpfarrkirche

13.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr

Pfaffenhofen (zur) Im Rahmen des Zweiten Internationalen Mosaik-Symposiums wurde am Samstag in der Stadtpfarrkirche Pfaffenhofen die traditionelle Wanderausstellung der Deutschen Organisation für Mosaikkunst (Domo) eröffnet. Überschrieben ist die Werkpräsentation heuer mit "Krieg, Gewalt und Vertreibung". Der Initiator der Veranstaltung, Michael Müller aus Kerpen, erklärt die Motivation zu seinem Engagement wie folgt: "Ich bin selber in der Flüchtlingshilfe tätig und betreue eine Familie aus dem Irak. Da beschäftigt einen das Thema." Als Domo-Mitglied hat er 17 Aussteller aus ganz Europa gewinnen können, die jeweils ganz individuell zu der Problematik Stellung beziehen.

Als ehemaliger Vorsitzender der Domo erläuterte Thomas Denker in seiner Laudatio die Hintergründe der Werkpräsentation. Wenn diese sich als zeitgenössisch bezeichne, so sei dies anders als sonst üblich nicht als Abgrenzung gegen antike Vorbilder, sondern als sichtbare Verortung im Jetzt zu verstehen, betonte er. Das Leben habe den Künstlern, die alle ihre Werke eigens für die Ausstellung angefertigt hatten, das Problem sozusagen "vor die Nase geknallt". Erfreulich wertete Denker, dass die ernsthafte Auseinandersetzung mit den Folgen von Krieg, Gewalt und Vertreibung auch den optimistischen Blick in eine lebenswerte Zukunft nicht ausspare.

Viel Lob fand Denker für den diesjährigen Austragungsort des Symposiums, der ein "wunderbares Environment" biete, wie er es bezeichnete. Schon im Rahmen der Eröffnung des Symposiums (siehe oben) hatten Domo-Vertreterinnen der Stadt, dem Landkreis und dem kirchlichen Hausherrn Pfarrer Albert Miorin für ihre Unterstützung gedankt.

Schlichte Bauzäune, die im strengen Kontrast zu der barocken Pracht des Gotteshauses stehen, dienen als Halterung für die Exponate. Eine starke Symbolik, spielen doch Ausgrenzung und Mauern eine traurige Rolle in der aktuellen Flüchtlingsproblematik. Die ausdrucksstarken Mosaiken beleuchten Facetten des Ausstellungsmottos in beeindruckender Vielfalt und mit ergreifender Emotionalität. Der Bogen spannt sich dabei von Reminiszenzen an den biblischen Exodus bis zur gnadenlosen Übermacht einer modernen Kriegsmaschinerie. Die Verletzlichkeit von Helden wird ebenso thematisiert wie Verrohung, blinde Gewalt und Hilflosigkeit - eingefangen im Bild eines verlorenen Kindes, dem nur die Puppe im Arm geblieben ist.

Doch bleibt die Botschaft nicht im Negativen verhaftet. Auch dem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft sind einige Werke gewidmet - getragen von der Überzeugung, dass hinter dem Stacheldraht der Gegenwart eine lebenswerte Zukunft wartet. Sie kann selbst aus Ruinen wie Phoenix aus der Asche auferstehen.

Sowohl diese Ausstellung als auch jene in der Städtischen Galerie werden bei freiem Eintritt noch bis zum 20. August zu sehen sein. Zudem lenken einige örtliche Geschäfte in ihren Schaufenstern den Blick auf zeitgenössische Mosaikkunst, die durchweg das Prädikat sehenswert verdient hat.