Unterpindhart
"Highway" wird zur ganz normalen Straße

Lobende Worte und Weißwürste bei Freigabe der sanierten Nebenstrecke von Pindhart nach Aiglsbach

02.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:49 Uhr
Stolz auf das Geschaffene: Erich Erl (von links), Klaus Pankraz (Firma Schelle), Alfons Gigl, Udo Schretzlmaier, Christian Staudter, Anton Westner, Karl Straub, Irene Wimmer und Manuela Ruisinger (Ingenieurbüro Wipfler) bei der offiziellen Freigabe der Gemeindeverbindungsstraße von Unterpindhart nach Aiglsbach. −Foto: Ermert

Unterpindhart (GZ) Das schlechte Wetter und der drohende Regen haben am Mittwoch den Geisenfelder Stadtrat Sebastian Zimmermann nicht abhalten können, demonstrativ mit dem E-Bike den Hügel von Unterpindhart in Richtung Aiglsbach zu erklimmen.

"Weil ich zeigen wollte, dass das kein Highway ist, sondern eine ganz normale Straße, auf der man sogar radeln kann", erklärte er seine Aktion. Sein Mut wurde belohnt, denn nass ist Zimmermann nicht geworden. Das Wetter hielt einigermaßen, als die frisch und für viel Geld sanierte Gemeindeverbindungsstraße offiziell eröffnet wurde.

Ihr "Beiname" hat die - wenn nicht grad Eröffnung ist - zumeist spärlich genutzte Nebenstraße vor einigen Monaten in der Region kurzzeitig berühmt gemacht. "Highway to Pindhart" wurde sie in unserer Zeitung damals getauft, weil mit den Baumaßnahmen ein deutlicher Eingriff ins Gelände einherging, um die Kuppe um weitere 3,60 Meter abzusenken. Der Einschnitt ins Gelände ist nunmehr satte 6,60 Meter tief, die Berg- und Talfahrt zwischen Unterpindhart und Aiglsbach somit deutlich gemäßigter. Und die Highway-Episode nahm auch bei den Festreden einen nicht unerheblichen Teil ein.

Bürgermeister Christian Staudter von den Unabhängigen Bürgern konnte eine ganze Reihe von Ehrengästen - darunter den Landtagsabgeordneten Karl Straub und den stellvertretenden Landrat Anton Westner (beide CSU) - begrüßen, die den Highway offenbar auch mal persönlich sehen wollten. Neben diversen Stadträten kamen auch die Grundeigentümer, die bereitwillig den einen oder anderen Streifen ihrer angrenzenden Acker und Wälder abgetreten hatten, damit die Fahrbahn auf fünf Meter verbreitert und an beiden Seiten ein jeweils ein Meter breiter Bankettstreifen geschaffen werden kann. "Ihr habt voll mitgezogen - dafür einen großen Dank", meinte Staudter.

Allerdings kam von einem der Grundbesitzer auch gleich ein Anliegen. Das mit den Leitplanken, das gehe so gar nicht, meinte er. Denn da komme er ja nicht mehr in seinen Wald, um Holz zu schneiden. Staudter sagte zu, dass die Verkehrssicherheit zwar wichtig sei, aber darunter keinesfalls die direkten Anlieger leiden dürften - und er sicherte zu, hier wieder Zugänge zu schaffen und einen Teil der Planken zurückbauen zu lassen. "Diese Leitplanken, die nerven mich langsam fast ein wenig", fügte er an - und spielte damit auf den verbauten Radlweg zwischen Gaden und Engelbrechtsmünster an, der erst kürzlich ebenfalls für Aufsehen gesorgt hatte.

Ansonsten haben sich die Wogen auf der Gemeindeverbindungsstraße geglättet. "Während der Bauarbeiten schaut das alles gleich so gewaltig aus", meinte Staudter. Doch jetzt nach dem Abschluss, wo die Straße ruhig durch die Landschaft läuft und sogar die hohen Wälle links und rechts begrünt sind, wirkten doch alle Anwesenden stolz auf diese Infrastrukturmaßnahme. Mit Hilfe von Zellulose wurden die Pflanzensamen an die Wälle geklebt. Spritzbegrünung nennt sich dieses Spezialverfahren, das zu einem ungewöhnlich schnellen Erfolg führt.

Bauamtsleiterin Irene Wimmer steuerte die Zahlen und Fakten bei. Im Februar ging es los, im August war alles fertig. "Ein straffer Zeitplan", sagte sie und dankte dem planenden Ingenieurbüro Wipfler und der ausführenden Straßenbaufirma Schelle. Die sanierte Straße ist 1378 Meter lang - und die reinen Baukosten liegen bei 1,4 Millionen Euro. 770000 Euro steuert der Freistaat Bayern aus Fördertöpfen bei, 630000 Euro muss die Stadt Geisenfeld selbst bezahlen. Auf weiten Teilen der Strecke musste ein Vollausbau vorgenommen werden, im Kuppelbereich kam es auf einer Länge von 150 Meter zu einem sogenannten Hocheinbau. "Der Untergrund war nicht frostsicher", sagte Wimmer, "also musste das alles sein. " Einen Teil zur Kostensteigerung habe auch das "Regelwerk" beigetragen, so Wimmer weiter. "Da gibt es halt so einige Vorgaben, um eine Förderung zu erwirken", ergänzte sie. Aber zumindest sei etwas "wirklich Ordentliches" herausgekommen. Und alle, die diese Straße in nächster Zeit regelmäßig oder auch nur einmalig befahren - vielleicht um das Ausmaß der Baumaßnahme ebenfalls mal selbst aus der Nähe zu sehen - werden gewiss erfreut sein, was hier geschehen ist, so Wimmer weiter.

Wer nach dem Festakt immer noch Zweifel hatte, ob es sich wirklich nur um eine ganz normale Straße und nicht doch um den "Highway to Pindhart" handle, der musste nur Sebastian Zimmermann und seinem E-Bike folgen. Denn er rollte zügig den Abhang hinab und rein in den Gasthof Bräu, wo ein deftiges Weißwurstfrühstück auf die Ehrengäste wartete. Mit bayerischen Brezen. Und süßem Senf. Und so etwas Feines - und da sind sich jetzt garantiert alle einig - gibt es mit Sicherheit an überhaupt keinem Highway auf dieser Welt.

 

Patrick Ermert