Wolnzach
Fuß vom Gas auf der Preysingstraße

Gemeinderat für Reduzierung auf 30 Kilometer pro Stunde - Diskussionen über Länge des Geltungsbereichs

16.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:28 Uhr
Von der Kirche bis zur Jägerstraße soll auf der Preysingstraße die Geschwindigkeit auf höchstens 30 Kilometer pro Stunde reduziert werden. Die Schilder sollen demnächst aufstellt werden. −Foto: Trouboukis

Wolnzach - Fuß vom Gas auf der Preysingstraße - darin sind sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung alle Räte einig gewesen. Uneinig allerdings waren sie sich in der Frage, wo die Tempo-30-Schilder aufgestellt werden sollen: am Eingang der Straße bis zu Jägerstraße in Variante A oder gleich bis hinunter zur Ziegelstraße in Variante B. Letztere schloss die Mehrheit am Ende aus, weil sie rechtlich nicht zu begründen sei. Trotzdem bekam auch dieser Vorschlag acht Ja-Stimmen.

Einbahnstraße ortsein- oder ortsauswärts. Geschwindigkeitsreduzierung ja oder nein und wenn ja, dann in welchen Abschnitten. Die Preysingstraße polarisiert, schon seit sehr vielen Jahren. Nachdenken war erlaubt, umsetzen jedoch nicht. Denn die Preysingstraße war bis vor kurzem noch eine Kreisstraße und lag damit nicht in der Entscheidungsgewalt des Marktes Wolnzach. Mit der Straßenumwidmung wurde die Preysingstraße am 1. Januar 2020 Ortsstraße - und liegt seither in der Handlungsgewalt des Marktes.

Bereits im Juni hatten die Wolnzacher Grünen das Thema Geschwindigkeitsreduzierung wieder aufgekocht und sich eine "Tempo 30-Zone" gewünscht, Umsetzung so bald wie möglich. Was jedoch nicht möglich ist, das ergab eine Verkehrsschau mit Vertretern von Marktverwaltung, Polizei und Landratsamt sehr schnell: Eine "Tempo-30-Zone" wäre zwingend mit der Vorfahrtsregelung "Rechts-vor-Links" verbunden und komme für die Preysing-straße keinesfalls in Frage.

Machbar allerdings wäre eine Geschwindigkeitsreduzierung auf maximal 30 Kilometer pro Stunde - und zwar nur in einer Variante: ab der Kirche bis zur Einmündung Jägerstraße. Die zweite Variante mit einer Ausdehnung dieser Geschwindigkeitsbegrenzung bis zur Einmündung Ziegelstraße sei nach Einschätzung der Fachleute verkehrsrechtlich nicht zu begründen, daher werde davon abgeraten, erklärte Julia Merkle vom Hauptamt im Wolnzacher Rathaus in der Gemeinderatssitzung. Genau für diese Variante, also die große Lösung über praktisch die gesamte Preysingstraße, habe den Markt eine Unterschriftenliste, unterzeichnet von Anwohnern, Geschäftsleuten und Kunden, erreicht.

Dass eine Geschwindigkeitsreduzierung grundsätzlich notwendig sei, das wisse er auch aus Gesprächen mit Anwohnern, so Bürgermeister Jens Machold (CSU) in der Sitzung: "Tagsüber mag man hier vielleicht nicht schneller fahren können, aber außerhalb der Stoßzeiten drehen hier wohl so einige immer wieder richtig auf." Der Rathauschef verwies in diesem Zusammenhang auf das Gesamtkonzept, das mit dem Verkehrsplaner im Rahmen des Isek-Prozesses entwickelt werde: "Die Preysingstraße wird künftig nicht mehr so aussehen wie jetzt, das wissen Sie", wandte er sich an den Gemeinderat. Kurzfristig komme für ihn allerdings nur die eine Variante von der Kirche bis zur Jägerstraße in Frage, "weil die andere rechtlich nicht zu begründen ist".

Als Schulreferentin und Lehrerin an der Grundschule Wolnzach sprach sich Brigitte Hackl (GfW) unbedingt für diese Geschwindigkeitsbegrenzung aus: "Ich bin froh, wenn das jetzt vonstatten geht." Gerade jetzt, wo die Kinder bei Dunkelheit unterwegs seien. Das sieht auch Werner Hammerschmid (SPD) so, machte sich allerdings für die große Lösung bis zur Ziegelstraße stark: "Ich kenne die genauen rechtlichen Vorgaben nicht, aber ich komme viel rum, und habe schon viele Orte gesehen, wo das auch so gemacht ist". Also müsse das doch auch in Wolnzach im Sinne der Selbstverwaltungshoheit durchsetzbar sein, so Hammerschmid. Rückendeckung bekam er von seiner Fraktionskollegin Marianne Strobl, die ebenfalls meinte, dass es Bezugsfälle gäbe und man diese Lösung in Wolnzach "durchstehen" solle. Vor allem auch deshalb, weil die vom Bürgermeister angesprochene Neugestaltung der Preysingstraße keine mittel-, sondern wohl eher eine langfristige Lösung sei. Auch Birgit Janecek (Grüne) wünschte sich, die Geschwindigkeitsbegrenzung etwas weiter zu ziehen, und damit "ein Signal zu setzen und mutig zu sein".

Mit "Mut" habe das allerdings gar nichts zu tun, schaltete sich Bürgermeister Machold ein. Es gehe hier schlicht und ergreifend um rechtliche Vorgaben, die in Wolnzach ansonsten ja sehr genau kontrolliert würden. Er sei schon etwas erstaunt, welche "Halbwertszeiten" Dinge haben, die in der Fraktionsführerbesprechung vorgebracht wurden. Ferdinand Schmidpeter (CSU) gab sich auch erstaunt: nämlich darüber, dass man offen für etwas plädiere, was keine Rechtssicherheit habe.

In der Abstimmung meldeten sich am Ende Werner Hammerschmid, Marianne Strobl (jeweils SPD), Georg Guld, Simon Zimmermann, Simon Westermair (jeweils FW), Birgit Janecek und Ina Steils (jeweils Grüne) sowie Max Wallner (BGW) für die Variante B. Verblieben 14 Stimmen, und damit die Mehrheit, für Tempo-30-Schilder ab Kirche bis Jägerstraße. Die Schilder sind bereits vorrätig und sollen demnächst aufgestellt werden.

WZ

Karin Trouboukis