Geisenfeld
Vieles wäre auch mit dem Radl zu erledigen

Gutachten: Mehr als ein Drittel aller Autofahrten im Geisenfelder Binnenbereich ist nicht länger als einen Kilometer

06.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:39 Uhr
Auf den Gehweg weichen gerade in der Augsburger Straße viele Radfahrer aus, weil es ihnen auf der Fahrbahn wegen des vielen Schwerlastverkehrs zu gefährlich ist. Mit dem Radl nutzen dürfen den Gehweg aber eigentlich nur Kinder. −Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Der Durchgangsverkehr und insbesondere der Schwerverkehr sind schuld an der hohen Verkehrsbelastung im Geisenfelder Zentrum, heißt es. Richtig - aber nicht ausschließlich. Eine Mitverantwortung haben hier auch die Geisenfelder selbst: mit ihren unzähligen Kurzfahrten, die sie tagtäglich mit dem Auto absolvieren.

Von den rund 40000 Auto- und Lkw-Fahrten, die das (engere) Stadtgebiet tagtäglich belasten, sind etwa 13000 - und somit fast ein Drittel - dem Binnenverkehr zuzurechnen. Also Fahrzeugen, die ausschließlich in diesem Bereich herumfahren. Auch das ist ein zentrales Ergebnis des Verkehrsgutachtens, das die Stadt im vergangenen Jahr erstellen ließ und das jetzt dem Stadtrat ausführlich vorgestellt wurde.

Von diesen 13000 Bewegungen der Geisenfelder im Binnenverkehr wurden wiederum rund zwei Drittel in einem Auto zurückgelegt (als Selbst- oder Beifahrer), 18 Prozent mit dem Fahrrad und 17 Prozent zu Fuß. Was als Ergebnis besonders heraussticht: Selbst für kürzeste Strecken setzen sich viele Geisenfelder ins Auto. "Mehr als ein Drittel aller Autofahrten im Geisenfelder Binnenverkehr ist nicht länger als einen Kilometer", berichtet der bei dem Gutachten federführende Verkehrsexperte Robert Ulzhöfer.

Ulzhöfers Schlussfolgerung aus der Situation: "Im Binnenverkehr sind neben Strategien zur Verkehrsvermeidung vor allem Ansätze zur Verlagerung auf andere Verkehrsmittel aussichtsreich." Eine besondere Bedeutung komme dabei der Förderung des Fahrradverkehrs zu. "Die Anteile des Radverkehrs im Binnenverkehr sind in Geisenfeld auf jeden Fall noch ausbaufähig und können um mehrere Prozentpunkte erhöht werden, sofern entsprechende flankierende Maßnahmen ergriffen werden", heißt es im Gutachten des Experten.

Doch weshalb werden so wenige Fahrten im Binnenverkehr mit dem Fahrrad zurückgelegt? Auch weil das Fahrradfahren in Geisenfeld extrem gefährlich ist - insbesondere auf den Hauptzufahrtsstraßen mit seinem hohen Anteil an Schwerlastverkehr. So lange Geisenfeld keine komplette Umfahrung habe, lasse sich an der Situation an den Hauptstraßen auch kaum etwas ändern, konstatiert Bürgermeister Christian Staudter (USB) . Und trotzdem: "Wir müssen natürlich schon noch mehr Schritte ergreifen, die das Radfahren in Geisenfeld attraktiver machen", sagt Staudter. Und so werde sich die Stadt in nächster Zeit daran machen, Routen auszuarbeiten und zu beschildern, die Fahrradfahrern von allen Richtungen her einen Weg abseits des Hauptverkehrs ins Zentrum weisen.
 

Gerhard Kohlhuber