Hettenshausen
Gefährliche Überbleibsel im Untergrund

Bevor im Mühlweg eine neue Wasserleitung verlegt wird, suchen Experten nach Munition und Bomben

06.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr
Das Gerät wirkt unscheinbar, kann aber großen Gefahren vorbeugen: Mit einem Georadar lässt sich der Boden untersuchen ? das Spezialgerät zeigt Unregelmäßigkeiten an. So können auch Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden. Gestern waren Kampfmittelexperten aus München mit solchen Geräten im Mühlweg in Reisgang unterwegs. −Foto: Fotos: Lodermeyer

Reisgang (PK) Der Mühlweg im Hettenshausener Ortsteil Reisgang wird demnächst zur Baustelle: Die Straße soll saniert und ausgebaut werden - und eine neue Wasserleitung ist geplant. Gerade diese Arbeiten allerdings könnten gefährlich werden, da womöglich noch Munition aus dem Zweiten Weltkrieg im Untergrund liegt. Daher waren am Montag Spezialisten in Reisgang, um nach möglichen Bomben- und Granatenreste zu suchen.

Das Equipment sieht auf den ersten Blick gar nicht so aus, dass es eine so wichtige Aufgabe erfüllt. "Viele Leute sagen, es erinnert sie an einen Kinderwagen oder einen Rasenmäher", erzählt Dieter Neumann, Geschäftsführer der Münchner Firma MuN Ortung. Doch das Georadar untersucht den Boden auf Veränderungen. "Es schickt ein elektromagnetisches Signal in den Untergrund", sagt Neumann. "Bei einem Materialwechsel - wenn statt Kies plötzlich Eisen da ist - ändert sich die Reflexion." Einen ersten Hinweis gibt es direkt am Display des Geräts, genaue Informationen gibt schließlich die Auswertung am Computer. "Das Gerät zeichnet mit den GPS-Daten auf. So kann man die Verdachtsmomente später noch genauer erkunden."

Das zweite Gerät erinnert ein wenig an Schatzsucher: Mit dem Magnetometer werden Veränderungen im Magnetfeld gemessen. "Das ist eigentlich das gängigste Kampfmittelsuchverfahren", sagt Neumann. "Aber es hat seine Grenzen, daher braucht man eine Kombination aus Magnetometer und Georadar." Probleme bereiten dem sensiblen Messgerät beispielsweise Zäune, Autos und Geländer - denn alle metallenen Gegenstände beeinflussen das Magnetfeld und somit die Messung. "Für Bereiche mit solchen lateralen magnetischen Störungen nehmen wir das Georadar", sagt Neumann. Umgekehrt kann das Magnetometer genauere Aussagen über die Fundstücke liefern als das Georadar: "Das Radar geht nicht nur auf Eisenobjekte", erklärt der Münchner. Wenn daher auf dem Georadar etwas angezeigt wird, könne das auch beispielsweise ein alter Fundamentstein sein. "Da können wir mit dem Magnetometer schauen, ob es aus Metall ist - nach dem Ausschlussverfahren eben."

An Stellen, bei denen die Spezialisten etwas Auffälliges bemerkt haben, wird im Rahmen der Bauarbeiten entsprechend gegraben. "Deutlich über 90 Prozent der Funde sind nicht relevant", weiß der Umweltschutztechniker aus Erfahrung. "Aber es kommt immer darauf an, wo man sucht: In Dresden beispielsweise ist immer wieder etwas dabei - und auch hier könnte es sein, dass Munition im Boden ist." Schließlich hatte es Ende April 1945 Kämpfe in dem Gebiet gegeben, SS-Verbände hatten sich unter anderen mit vier Panzern in Hettenshausen verschanzt. Es könnte daher fehlgegangene amerikanische Artilleriemunition einerseits und zurückgelassene deutsche Munition andererseits noch im Untergrund liegen.

Am Montag untersuchten die Münchner daher auf einer Länge von 400 Metern und zwei Metern Breite die geplante Trasse für die neue Wasserleitung, damit später die Spülbohrung gefahrlos stattfinden kann. Die Aufzeichnungen werden noch entsprechend ausgewertet.

Claudia Lodermeyer