Pfaffenhofen
Bahnnetz muss besser werden

Experten-Vortrag: München boomt, was bleibt für den Landkreis?

19.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:25 Uhr
Michael Bentlage, Fachmann für Raum- und Standortentwicklung, referierte zum Thema "Metropolregion München - Boom ohne Ende?". −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (ahh) Frisst der Moloch München die Arbeitsplätze in der Region?

Was müssen die übrigen Städte von Ingolstadt bis Rosenheim tun, um nicht abgehängt zu werden? Zu diesem Thema hatte die Sparkasse Pfaffenhofen einen Experten der TU München zu ihrer großen Herbst-Kundenveranstaltung ins Casino eingeladen.

Über 200 Zuhörer - Unternehmer, Kommunalpolitiker - waren vor allem gekommen, um zu erfahren, was denn die Entwicklung für Pfaffenhofen bedeutet. Diese Antwort blieb der Referent Michael Bentlage, Akademischer Rat an der TU München und Fachmann für Raum- und Standortentwicklung, weitgehend schuldig. Dafür zeigte er die großen Linien auf. "Metropolregion München - Boom ohne Ende? " hatte er seinen Vortrag überschrieben. Mit den Wissenschaftlern am Lehrstuhl für Raumentwicklung war eine große Studie entstanden, die die Bevölkerungsentwicklung in der Region untersucht hat, die Motive von Arbeitnehmern bei der Suche eines Arbeitsplatzes und die Entwicklungsmöglichkeiten der Region.

Tatsache ist, wie Sparkassen-Chef Norbert Lienhardt hervorhob, dass München zu den drei dynamischsten Metropolregionen Deutschlands gehört. Jeder zweite Arbeitsplatz wird hier geboten, 50 Prozent der bayerischen Bevölkerung lebt dort und erwirtschaften die die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes im Freistaat. Kein Wunder, wenn alle Verkehrsströme, ob Autobahnen oder Bahnstrecken, nach München ausgerichtet sind.

Und die Stadt wird für die junge Generation als Wohnort immer interessanter: Während ihre Eltern noch, so Bentlage, ihre sozialen Kontakte im Wohnzimmer bei Kaffee und Kuchen oder beim Grillen im Garten pflegen, laden die heute 25- bis 30-Jährigen Freunde in Café nebenan oder in den Park zum Grillen ein. "Der private Wohnraum wird gegen den öffentlichen Raum getauscht. "

Das Wohnen abseits im Grünen ist für junge Familien unattraktiv, sie zieht es in Städte und Gemeinden mit einer gesunden Infrastruktur, mit Geschäften, Kindergärten, Schulen und Parks. Und wenn diese Standorte auch noch Arbeitsplätze bieten, umso besser. Noch besser für die Eltern, wenn sie am selben Ort die Möglichkeit haben, den Arbeitgeber zu wechseln nach dem Motto: "Change Job, but don't change parking slot", was bedeutet: Beim Jobwechsel sollte der Parkplatz fürs Auto nicht aufgegeben werden müssen.

Das setzt eine Vielfalt von qualifizierten Arbeitsplätzen voraus. Und deshalb rät Bentlage den Kommunen, Gewerbegebiete über die Gemeindegrenzen hinweg zusammenzulegen. Eine Aufgabe für Politiker, die Gewerbesteuer neu aufzustellen.

Und es setzt voraus, dass die Städte in der Region besser erreichbar sind. 20 Minuten Pendelzeit mit dem Auto, so der Wissenschaftler, würden als optimal empfunden, 45 Minuten werden hingenommen. In diesem zeitlichen Abstand zum Standort Pfaffenhofen wohnen 1,7 Millionen Menschen - von Beilngries bis Vaterstetten, von Bad Abbach bis Aichach. Wären die Städte an den Rändern der Metropolregion, Augsburg, Ingolstadt, Landshut, auch mit der Bahn besser vernetzt, würde auch Pfaffenhofen als Wirtschaftsstandort deutlich profitieren.