Unterpindhart
Mit dem Gespür für das Besondere

Das Pindharter Brettl wird 25 Jahre und ist noch lange kein Auslaufmodell

30.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Willy Astor, der sein 30. Bühnenjubiläum feiert, weihte als junger Künstler einst das Pindharter Brettl ein und wird zum Tag des Jubiläums hier wieder die "Reim-Time" einläuten. - Foto: Archiv Kleinkunst

Unterpindhart (GZ) Seit 25 Jahren lockt die Hallertauer Kleinkunstbühne die Besucher in Scharen nach Unterpindhart. Oft sitzen im Saal mehr Gäste als der Geisenfelder Ortsteil Einwohner hat. Damit das so bleibt, setzen die "Väter" des Projekts auch im Jubiläumsjahr auf eine bewährte Strategie.

Das Erfolgsrezept ist einfach "der richtige Mix" - so zumindest bringt es Karl Rockermeier als einer der beiden Initiatoren des Pindharter Brettls auf den Punkt. "Wir holen eben nicht nur Schenkelklatscher und Promis, die auf dem Mainstream schwimmen, ins Boot", sagt der passionierte Wirt - und lobt seinen Mitstreiter Hannes Hetzenecker für dessen "Gespür für das Besondere". Doch Hannes winkt ab. Für ihn sei es einfach spannender, die Raith-Schwestern mal poetisch-gefühlvoll zu zeigen oder alljährlich Martina Eisenreich eine Plattform für ihre Wandlungsfähigkeit zu geben. "Besser, als die ewig gleiche Schiene zu fahren", meint er.

Dass es die Pindharter Bühne überhaupt gibt, daran sei im Grunde eine Liebelei schuld, verrät Rockermeier, dessen Eltern bereits neben dem Hopfenanbau eine Gastwirtschaft betrieben. "Ich hatte damals in München eine Freundin, durch die ich die Kabarettszene kennengelernt habe", erzählt er. Dieser Funke entzündet ein Feuer, das bis heute für die Kleinkunst brennt. Die spätere Begegnung mit Hannes Hetzená †ecker wertet der 53-Jährige als Glücksfall. Der Verwaltungsbeamte steuere neben der Begeisterung für das gemeinsame Projekt auch noch "das nötige Organisationstalent bei", sagt er. Triebfeder der beiden ist die Leidenschaft, wie sie unisono beteuern. Die Finanzen seien es sicher nicht. Denn von acht bis zehn Veranstaltungen im Jahr könne niemand reich werden. Überdies lasse sich so eine Geschichte nicht "mit ein paar Anrufen per Telefon regeln", weiß Hetzenecker aus Erfahrung und betont: "Ohne gewachsenes Vertrauen und die Pflege persönlicher Kontakte geht da für eine kleine Bühne wie die unsere nichts." Umso froher ist er, dass ihn Ehefrau Gerda seit Jahren beim Netzwerken und in der Organisation unterstützt.

Für den Erfolg macht Rockermeier zudem "eine gute Portion Glück" aus. Hinzu kommen aus beider Sicht tolle Unterstützer, wie die Vorstandsriege der Hallertauer Volksbank, die inzwischen in dritter Generation hinter dem Projekt steht. Und dann ist da noch die besondere Atmosphäre, die entsteht, weil das Publikum seit Jahren im Kern das gleiche ist. "Das ist einfach familiär und sorgt für eine besondere Stimmung", so Rockermeier weiter. Viele Gründe also, die wohl dafür gesorgt haben, dass sich das Brettl auch in einer Zeit boomender Konkurrenz gehalten hat. Viele der Anbieter, die einst auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind, haben inzwischen wieder aufgegeben. "Die Szene konsolidiert sich", sagt Rockermeier zum Wandel.

Gefragt, was sich denn für sie in einem Vierteljahrhundert verändert hat, wissen die beiden einiges aufzuzählen. Als sie anfingen, seien sie belächelt worden. Kabarett und Kleinkunst waren ein Nischenprodukt. Mittlerweile hat Comedy die Primetime der Fernsehsender erobert - und ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. "Anfangs haben wir uns von Veranstaltung zu Veranstaltung gehangelt und nur sporadisch Auftritte organisiert", erinnert sich Hetzenecker. Sukzessive wurde das Programm auf acht bis zehn Aufführungen ausgebaut. Früher sind er und Rockermeier nach München gefahren, haben dort mit 25 weiteren Zuschauern einen Michael Mittermeier erlebt und ihn quasi vom Fleck weg engagiert. "Heute ist alles anonymer geworden, es läuft nur noch über Agenturen", bedauert Hetzenecker.

In Erinnerung an die Zeit, als man im kleinen Saal über der Gaststube noch mit einem 80-Watt-Strahler und einer geschenkten Tonanlage hantierte, müssen beide schmunzeln. Heute verfügt man im 2006 zum Festsaal ausgebauten Stadl über eine theatergerechte Beleuchtung mit fokussierbaren Strahlern und hat mit Harry Berndsen einen verlässlichen Partner am Mischpult gefunden. "Der hat sogar schon Middle oft the Road als Tontechniker begleitet und ist viel unterwegs, trotzdem lässt er uns nie im Stich", freut sich Hetzenecker über die zuverlässige Zusammenarbeit.

Und wie wird es in den nächsten 25 Jahren weitergehen? "Wir machen einfach so lange weiter, wie es uns Spaß macht - und wie es unseren Gästen gefällt", meint Rockermeier dazu nur lapidar. Zuckt mit den Schultern, schaut rüber zu Hannes Hetzenecker - und der nickt die wunderbare Antwort einfach ab.