Pfaffenhofen
Unternehmer wünschen sich mehr Optimismus

Video-Konferenz des IHK-Regionalausschusses: Firmen hätten gern, dass Politiker die Kauflaune ankurbeln

12.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:09 Uhr
Lichtblick: Laut dieser Prognose, die Robert Obermeier in der IHK-Videokonferenz zeigte, hellt sich die Stimmung in der bayerischen Wirtschaft auf. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen - "Wir schaffen das.

" - "Wir kommen gut klar. " - "Es läuft besser als erwartet. " Statements von Pfaffenhofener Unternehmern, die sich zu einer Videokonferenz des IHK-Regionalausschusses verabredet hatten. Fazit: Die Wirtschaft im Landkreis leidet, aber sie geht nicht, wie vielfach befürchtet, den Bach runter. Allerdings: Von den besonders gebeutelten Gastronomen und Hoteliers war keiner in der Runde.

Eduard Kastner, Vorsitzender des Regionalausschusses, und die IHK-Vertreter aus Ingolstadt und München hatten zu einem virtuellen Austausch zwischen Wirtschaft und Politik eingeladen. "Welche Maßnahmen", ermunterte die Ingolstädter IHK-Geschäftsstellenleiterin Elke Christian die Online-Runde, "wünschen Sie sich von der Politik? " Als Wunsch-Erfüller saßen der Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU) und Landrat Albert Gürtner (FW) vor der Webcam. Straub verteidigte die Corona-Maßnahmen, die allerdings von rund 30 Prozent der Bevölkerung "extrem kritisch" gesehen würden. "Es ist unsere Pflicht, auch die Älteren zu retten. Wir wissen, was wir den Menschen antun, aber wir versuchen auch zu helfen. " Jederzeit könne man sich an ihn oder seinen "politischen Konkurrenten" Gürtner wenden. "Aber in diesen Zeiten müssen wir zusammenstehen. "

Eine politische Intervention würde Peter Heinzlmair wenig helfen. Sein Unternehmen für Hopfenbedarf und Drähte ist auf Zulieferer aus dem Ausland angewiesen, und da gebe es Engpässe. Was umso schmerzhafter sei, weil "jeder noch vor Jahresende kaufen will", solange noch der ermäßigte Mehrwertsteuersatz gelte. "Aber wir schaffen das! " Vielleicht schaffe man ja auch ein wenig Weihnachtsstimmung in der Innenstadt, hofft Heinzlmair, der als Dritter Bürgermeister für die Freien Wähler im Stadtrat sitzt und mit ProWirtschaft im Gespräch sei.

"Die Lage ist angespannt, wirtschaftlich ist das ein anstrengendes Jahr", stellte Sebastian Hipp vom gleichnamigen Babynahrungshersteller fest. Was ihn umtreibt: ein offensichtlich unkoordiniertes Vorgehen bei Coronatests. Schnelltests würden von den Schulen nicht anerkannt. Sein Appell an die beiden Politiker: "Geben Sie den Leuten die Verantwortung, die sie tragen können. "

Eine bessere Abstimmung der Gesundheitsämter wünschte sich auch Steffen Kalus vom Textil-Service Mewa in Manching. Sein Unternehmen beschäftigt Mitarbeiter aus allen angrenzenden Landkreisen, "aber die Gesundheitsämter machen unterschiedliche Vorgaben". In Neuburg erhalte man ein Testergebnis nach 14 Stunden, anderswo erst nach vielen Tagen. Straub gestand zu, dass dies ein "Mega-Thema" sei, "aber da sind wir dran". Ansonsten: "Wir kommen klar", erklärte Kalus.

Das trifft nicht auf alle Branchen zu. Ludwig Linner, einer der drei Geschäftsführer der Wolnzacher Werkzeugfabrik, sieht sein Unternehmen von der Krise stark betroffen. "Wir kämpfen mit einem Auftragseinbruch von 35 bis 40 Prozent. " Grund sei die Abhängigkeit von der Luftfahrtindustrie und dem Maschinenbau. "Eine Besserung ist nur sehr langsam in Sicht", so Linner. An Straub gewandt fragte er: "Können Sie nicht über die Medien für eine Aufbruchsstimmung sorgen? " Andernfalls sei sehr schwierig, Kunden zu begeistern. Der Landtagsabgeordnete musste passen: Die Politik könne Geld bereitstellen, "das ist unsere Waffe". Gürtner assistierte: Man unternehme schon viel, insbesondere, was Finanzhilfen anbelangt. Laut Straub wird geprüft, die Quarantänezeit nach zwei negativen Tests auf fünf Tage zu verkürzen.

Zuversichtlich zeigte sich Martin Scherer von der Airbus Defence and Space in Manching. Die Bestellung von 38 Eurofightern, Drohnen und Radarsystemen sei ein "Stabilitätsanker" für den gesamten Konzern.

"Wir kommen gut klar", stellte Transportunternehmer Alfred Amenda fest. Nachdem 150 Fahrer in Kurzarbeit geschickt werden mussten, habe sich die Lage jetzt normalisiert. "Aber wir haben Personalprobleme. " Viele der Fahrer kämen aus osteuropäischen Ländern, wegen der Reisebeschränkungen hätten viele ihre Familien seit Monaten nicht gesehen.

Personalprobleme hat auch Josef Reitmeier mit seinem Einrichtungshaus in Geisenfeld, weil Mitarbeiter wegen Quarantäne ausfallen. "Aber wir zählen zu den Glücklichen", freute sich der Chef. Nachdem er im Frühjahr sein Geschäft acht Monate geschlossen hatte, "haben wir das fast wieder aufgeholt".

Das stellt auch Andreas Streb für die Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte fest. Geplant gewesen sei für 2020 ein Kreditwachstum von fünf Prozent, jetzt liege man bei sieben. Motor sei der ermäßigte Mehrwertsteuersatz, was sich besonders auf dem Immobiliensektor bemerkbar mache. Mit Kreditkunden sei die Bank "im laufenden Kontakt", über 600 Kunden habe man eine Tilgungsaussetzung gewährt.

Optimismus verbreitete auch der Münchner IHK-Geschäftsstellenleiter Robert Obermeier. Er präsentierte Charts zu den Konjunkturprognosen in Bayern. Danach sind jetzt im Herbst deutlich mehr Unternehmer zuversichtlich als noch im Frühjahr. Immerhin 44 Prozent glauben jetzt, dass ihr Umsatz verglichen mit 2019 in diesem Jahr steigt oder zumindest konstant bleibt.

PK