Einberg
Unterhaltsame Reise durchs Hopfenjahr

Kathrin Kund legt Prüfung zur Erlebnisbäuerin mit Bravour ab - und wird jetzt von Corona ausgebremst

24.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:20 Uhr
Als Hopfenbotschafterin bringt Kathrin Kund künftig Touristen die Arbeit der Hopfenbauern näher. Über Blüten, Dolden und Sorten referiert sie dabei im Hopfengarten. −Foto: Kund

Einberg - Einblicke ins Leben und in die Arbeit der Landwirte geben die bayerischen Erlebnisbäuerinnen - und diese in der Hallertau eher seltene Zunft ist jetzt um eine Hauptdarstellerin reicher. Kathrin Kund aus Einberg verstärkt das Team der Hopfenbotschafterinnen. Die 42-Jährige, die mit ihrem Mann einen Nebenerwerbsbetrieb in dem winzigen Geisenfelder Ortsteil am nördlichen Landkreisende betreibt, hat die Prüfung mit Bravour bestanden. Wann sie die ersten Führungen anbieten darf, steht in den Sternen. "Corona verhindert da momentan so gut wie alles", sagt sie.

 

Auf die Idee, sich zur Hopfenbotschafterin ausbilden zu lassen, ist sie bei der Zeitungslektüre gekommen. "Da habe ich gelesen, dass das Amt für Landwirtschaft auf der Suche nach Nachwuchs ist." Die dreifache Mutter - ihre Kinder sind mittlerweile acht, zwölf und 13 Jahre alt - erkannte sogleich die Chance. "Um wieder fest zu arbeiten, fehlt mir noch die Zeit. Aber mit den Erlebnisführungen kann ich mir die Zeit frei einteilen - und noch dazu den Menschen die Schönheit und Besonderheit der Hallertau vermitteln."

Kathrin Kund stammt aus Pförring. "Von einem großen Hof", sagt sie. Eingeheiratet hat sie nach Einberg, wo die Familie ihres Ehemanns Erich einen mit 13 Hektar eher kleinen Betrieb hatte. "Den haben wir übernommen. Und für uns ist ans Aufhören auch gar nicht zu denken", berichtet sie. Mit Leib und Seele ist das Ehepaar mit dem Hopfen verbunden. "Ich gehe in die Arbeit. Aber wir haben es uns sehr gut eingerichtet", sagt auch Erich Kund, dass die zwei beruflichen Standbeine dem Miteinander der Familie schon bisher immer nur gut getan haben.

 

Den Vorstoß seiner Frau, künftig auch Hopfenführungen anbieten zu wollen, unterstützt er voll und ganz. "Sie hat natürlich alle Schulungen alleine gemacht, da war ich nicht dabei. Aber mir gefällt das schon auch", sagt er. Bei der Prüfung hat er zumindest als Handlanger so gut es ging mitgeholfen. "Das war auch nicht schwer. Weil die Kathrin einfach ein Superdrehbuch geschrieben hat", berichtet er.

Der Titel der Erlebnisführung lautet "Eine Reise durchs Hopfenjahr". Der Inhalt passt wie das berühmte Tüpfelchen aufs i dazu. Kathrin Kund teilt ihre 90-minütige Präsentation auf die vier Jahreszeiten auf. Nach einem Glas Hopfenlimo zur Begrüßung, die bei der Einberger Kapelle über die Bühne geht, erläutert sie den Gästen die Frühjahrsarbeiten zunächst im Hof. "Da geht es um die Hopfenpflanze an sich, um die Dolden, das Andrehen", führt die 42-Jährige aus. Raus in den Hopfengarten wird danach gewandert, um den Sommer Revue passieren zu lassen. Die Blüte, die Ausdoldung, aber auch den Pflanzenschutz, "der für einen Hopfenbauern halt auch sehr wichtig ist", erklärt Kund, drehen sich die Erläuterungen dort. Im Herbst wird gezupft, sodass die Hopfenhalle in dem idyllischen Dörfchen genau das richtige Ambiente darstellt. Und im Winter warten in der Lagerhalle die Hopfenkränze auf die Gäste. "Da geht es dann um die verschiedenen Sorten, was mit dem Hopfen geschieht und wozu er verarbeitet wird - und nicht zuletzt um das bayerische Reinheitsgebot." Das Holledauer Lied wird zum Abschluss auch noch gesunden. Und es gibt ein Gläschen Hopfenschnaps. "Damit sollten die Bustouristen, aber natürlich auch alle Einheimischen, die eine solche Führung gerne mal miterleben wollen, dann eigentlich einmal quer durchs Hopfenjahr gereist sein", sagt sie weiter.

 

Ihre Prüferinnen waren mit dem Ablauf hochzufrieden. Sabine Biberger und Christine Schwarzmeier vom Amt für Landwirtschaft haben nicht nur Kunds Drehbuch für gut geheißen, sondern auch die Prüfung abgenommen. Auszusetzen hatten die beiden nichts. So hofft die Einbergerin, dass sie das Team der Hopfenbotschafterinnen schon bald - oder zumindest in absehbarer Zeit - kräftig unterstützen kann. Die Ausbildung wird nämlich nur alle zehn Jahre angeboten. Ursprünglich gab es mal um die 20 Erlebnisbäuerinnen in der Hallertau. "Fünf davon sind sehr aktiv, weitere fünf bietet ihre Führungen eher sporadisch an. Alle anderen haben inzwischen aufgehört", berichtet Kund.

In diesem Jahr war die Nachfrage nach den Plätzen auf den Fortbildungen ziemlich mäßig. "Aus der Hallertau waren nur ich und meine Freundin Daniela Blomoser aus Nandlstadt dabei", erzählt sie. Zu Gast waren sie dabei auf einem Heidelbeerhof in der Oberpfalz, beim Bäckerwirt in Böhmfeld und im Bauernhofcafé Mion in Au in der Hallertau. Dann kam Corona - und das Virus verhinderte ein letztes Modul auf einem Spargelhof. Trotzdem hat sie gelernt, wie sie mit Busgruppen umgehen muss, wie ein Konzept für eine Führung aussehen könnte und wie es sich fortentwickeln lässt. Und trotzdem: Im Moment sind allen Erlebnisbäuerinnen die Hände gebunden, also auch Kathrin Kund.

"Das Virus ermöglicht derzeit eigentlich keine Führungen", berichtet die Bäuerin. Sie hat zwar ein Hygienekonzept ausgearbeitet, das auch funktionieren würde. "Aber die Erfahrung meiner Kolleginnen zeigt, dass die Leute einfach zu viel Angst haben, dass sie gar keine Führungen buchen", sagt sie. Sogar bei ihrer Prüfung hätten sich die Auswirkungen deutlich abgezeichnet. "Eigentlich sollen die Leute zusammenkommen, um alles gut zu verstehen und zu sehen. Aber sie gehen automatisch weiter auseinander und halten Abstand." So hofft die Einbergerin, dass sich über den Winter vieles ändert, damit sie ab dem Sommer ihre ersten öffentlichen Führungen anbieten kann - auch über die Broschüre des Vereins Landerlebnisreisen Bayern, in dem sie Mitglied werden möchte. Bis dahin haben die Kunds ausreichend Zeit, ihre eigene Homepage zu erstellen und dann irgendwann die ersten Termine zu veröffentlichen. "Es wäre sehr schön, wenn das klappt", sagt die 42-Jährige. Denn es sei schade, derart ausgebremst zu werden: "Wo alles fertig ist - und ich so gerne starten würde."

GZ

Patrick Ermert