Pfaffenhofen
Überschaubare Schäden durch "Sabine"

Mehr als 180 Feuerwehreinsätze und zahlreiche Straßensperrungen - Pony nach Unfall eingeschläfert

10.02.2020 | Stand 02.12.2020, 12:00 Uhr
Die Zentrale der Feuerwehr in Pfaffenhofen war im Dauereinsatz. Unter anderem wurde ein großes Trampolin verweht. −Foto: FFW/Wenisch

Pfaffenhofen - Sturmtief "Sabine" hat auch im Landkreis Pfaffenhofen für Dauereinsätze von Feuerwehr und Polizei gesorgt.

In den meisten Fällen ging es gestern glimpflich aus. Einen dramatischen Zwischenfall gab es bei Gosseltshausen: Dort musste ein Pony nach einem Zusammenstoß mit einem Auto eingeschläfert werden.

Feuerwehr/THW: Insgesamt gab es am Montag von 5 bis 13 Uhr im Landkreis etwa 180 Feuerwehreinsätze, sagte der Pfaffenhofener Kommandant Roland Seemüller, später kamen noch weitere hinzu. Die Schäden hielten sich aber in Grenzen. Die beiden Einsatzzentralen der Feuerwehr in Pfaffenhofen und Manching koordinierten 35 Feuerwehren und 480 Einsatzkräfte im Landkreis. Schwerpunkt war der Landkreissüden. Hauptsächlich sei es um umgeknickte Bäume, herabgefallene Äste, heruntergestürzte Dachziegel, umgefallene Bauzäune und verschmutzte Fahrbahnen gegangen, sagte Seemüller. Aber auch andere Gegenstände wurden davongeweht: Die Pfaffenhofener Stadtwerke etwa mussten ein großes Trampolin wegräumen, das im Gritschpark gelandet war.

Auf wesentlich mehr Arbeit hatte sich das Technische Hilfswerk (THW) eingestellt, letztlich gab es für Moritz Lange und seinen Zug kaum etwas zu tun.

Strom: Trotz der übersichtlichen Schäden gingen vielerorts die Lichter aus: Weil Bäume in Stromleitungen stürzten, fiel gestern nach Angaben des Bayernwerks in insgesamt rund 3500 Haushalten der Strom aus. "Betroffen waren Jetzendorf, Gerolsbach, Geisenfeld, Pfaffenhofen, Reichertshausen, Scheyern, Vohburg, Ilmmünster und Wolnzach", berichtete Bayernwerk-Pressesprecher Maximilian Zängl. "Schwerpunkte waren Geisenfeld, wo rund 1000 Haushalte betroffen waren, sowie Jetzendorf und Gerolsbach mit je rund 500 Haushalten. " Die Stromausfälle hielten teilweise bis in den Nachmittag an - so waren gegen 15 Uhr noch rund 400 Haushalte betroffen, davon laut Zängl je rund 150 in den Gemeindegebieten von Wolnzach und Gerolsbach sowie je 50 bei Geisenfeld und Pfaffenhofen. Die Arbeiten an der Wiederversorgung liefen mit Hochdruck: "Wir sind mit Mann und Maus unterwegs", versicherte der Sprecher.

Sperrungen: Heftig war auch die Situation auf den Straßen. Auf mehreren Strecken kam es zu Behinderungen und Sperrungen wegen Bäumen auf den Fahrbahnen. Betroffen waren nach Angaben des Landratsamts unter anderem die Kreisstraßen PAF3 zwischen Triefing und Fernhag, die PAF7 zwischen Jetzendorf und Peterhausen, die PAF9 zwischen Walkersbach und Geisenhausen und die PAF12 zwischen Hirschhausen und der Abzweigung auf die PAF7. Wegen der Gefahr herunterfallender Äste konnten am Vormittag teilweise keine Räumungsarbeiten durchgeführt werden, wie ein Feuerwehrmann sagte. Die Sperrungen dauerten teils mehrere Stunden, die neu gebaute Straße von Unterpindhart in Richtung Aiglsbach soll erst im Laufe des heutigen Tages wieder freigegeben werden. Zeitweise für den Durchgangsverkehr gesperrt werden musste gestern auch der Pfaffenhofener Hauptplatz, weil sich am Morgen beim Baugerüst des Kirchturms das Sicherheitsnetz auf der Höhe von sieben Etagen gelöst hatte.

Auch auf die Baustellen der Autobahn hatte der Sturm Auswirkungen: Die Arbeiten auf der A9 an der Baustelle zwischen Langenbruck und dem Dreieck Holledau wurden wegen des Sturms für die Nacht auf heute abgesagt, so Josef Seebacher von der Autobahndirektion Südbayern. "Wir wollten eigentlich die Fahrbahn fräsen, das ist aber mit dem Wind zu gefährlich", so Seebacher. So könnte das gefräste Material vorbeifahrende Autos treffen. Generell seien aber im Bereich des Landkreises Pfaffenhofen bis gestern Nachmittag keine Sperrungen auf der Autobahn nötig gewesen.

Auch die Verkehrspolizeiinspektion Freising konnte "nichts Nennenswertes" vermelden, es habe eben "ein paar Äste mehr" gegeben. Im Bereich der Verkehrspolizeiinspektion Ingolstadt sei ebenfalls alles glimpflich verlaufen, sagte Polizist Willibald Pröll. Am Morgen ragten im Landkreis mehrere Verkehrszeichen in Fahrspuren auf der A9, "sie konnten aber alle rechtzeitig entfernt werden". Auf Höhe Rohrbach ragte gegen 6 Uhr Richtung München ein Baugerüst auf die Fahrbahn, das aber auch wieder weggeräumt wurde. In zwölf Minuten, so Pröll, sei außerdem ein Baum weggeschafft worden, der im Pendlerverkehr um 6.30 Uhr die Auffahrt Manching Richtung München blockierte. Bis zum Nachmittag sei es zu keinem einzigen Unfall im Zusammenhang mit dem Sturm gekommen.

Die Geisenfelder Polizei musste wegen "Sabine" bis zum Mittag elfmal ausrücken, der Sturm habe aber "keinen größeren Schaden angerichtet". Im Landkreissüden verzeichnete die Polizeiinspektion Pfaffenhofen 30 Sturmeinsätze.

Unfälle: Glück hatte ein 31-jähriger Autofahrer, dem zwischen Fernhag und Triefing ein Baum auf seine Motorhaube krachte. Er blieb aber ebenso unverletzt wie eine 50-jährige Hettenshausenerin, die mit ihrem Pkw in einen auf die Straße ragenden Holzzaun fuhr.

Ein 33-Jähriger musste für eine ambulante Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem er bei Entrischenbrunn mit seinem Transporter von einer Windböe erfasst und von der Straße geschleudert wurde. Der Schaden beträgt etwa 7000 Euro.

Bus und Bahn: Kaum Einschränkungen gab es im Busverkehr. "Die öffentlichen Linien sind unserem Kenntnisstand zufolge - wenn auch teilweise mit Verzögerungen - schon gefahren", hieß es aus dem Landratsamt. Ganz anders bei der Bahn: Dort kam es im Landkreis wie in ganz Bayern zu erheblichen Behinderungen. Der Bahnverkehr im Freistaat fiel zunächst aus und wurde erst im Laufe des Tages wieder aufgenommen. Am Nachmittag meldete die Bahn, aktuell fänden zahlreiche Erkundungsfahrten statt, um Schäden zu beseitigen.

Totes Pony: Vermutlich aufgrund des Sturms brachen am Montagfrüh vier Pferde aus ihrer Weide aus - eines davon wurde wenig später von einem Fahrzeug angefahren und so schwer verletzt, dass es eingeschläfert werden musste. Die Tiere waren laut Besitzer am frühen Morgen aus ihrem Gatter in der Nähe des Bahngleises in Gosseltshausen ausgebrochen. Wie der Pferdehalter berichtete, war kurz davor in der Nähe ein Baum umgestürzt und es hatte der Blitz eingeschlagen, was die Tiere vermutlich erschreckt hatte.

Die Familie machte sich sofort auf die Suche nach den Pferden. Für eines kam allerdings jede Hilfe zu spät: Es wurde auf der Burgstaller Straße in Gosseltshausen von einem Fahrzeug angefahren. Dabei erlitt das drei Jahre alte Shetlandpony so schwere innere Verletzungen, dass es die Tierärztin einschläfern musste. Die anderen drei Pferde konnten relativ schnell aufgespürt und wohlbehalten wieder eingefangen werden. Noch keine näheren Angaben konnte die Polizei gestern bis Redaktionsschluss über den Fahrzeuglenker machen, nach Informationen unserer Zeitung blieb er aber unverletzt.

• Da an allen Schulen im Landkreis gestern der Unterricht ausfiel, sind auch die Schulbusse des Landkreises nicht gefahren. Es wurden aber Betreuungen für die Kinder angeboten - die aber offenbar kaum genutzt wurden. In Vohburg beispielsweise kam niemand. Heute findet der Unterricht wieder normal statt.

Arbeit: Ausgefallen ist aber nicht nur der Unterricht, auch andere Bereiche waren betroffen. Am Pfaffenhofener Amtsgericht wurden sämtliche Termine abgesagt. Auch auf dem Bau hat "Sabine" für ein kurzes Innehalten gesorgt. "Wir arbeiten nicht", da sich ein Kran bei starkem Sturm wie ein "Fähnchen im Wind" verhalten würde, meinte gestern Hechinger-Geschäftsführer Andreas Kufer. Der angerichtete Schaden hielt sich bei der Firma in Grenzen. "Ein Kamin in München und eine Wand in Pfaffenhofen sind uns eingefallen", berichtete Kufer.

Für den Lkw-Transport in der Region liefen die stürmischen Stunden ebenfalls glimpflich ab. Der Lebensmittellogistiker Nagel aus Schweitenkirchen meldete, dass trotz "Sabine" alles funktioniert habe. Auch Sebastian Amenda vom gleichnamigen Transportunternehmen in Hohenwart gab Entwarnung: "Bei uns ist nichts passiert. "

Hochwasser: Entwarnung gab es an den Flüssen im Landkreis. "Hochwasserschäden sind uns keine bekannt", sagte eine Landratsamtssprecherin.

Wald: Der Schaden, den "Sabine" in den Wäldern rund um Pfaffenhofen angerichtet hat, scheint sich in Grenzen zu halten. "Momentan geht das Sicherheitsgebot vor, weil der Sturm noch anhält", sagte die Abteilungsleiterin im Forstbereich des Amts für Landwirtschaft Pfaffenhofen, Kathrin Kresser. "Und das heißt, dass aktuell noch überhaupt kein Forstwirt raus in den Wald geht. " So wie es aussehe, seien aber meist nur einzelne Bäume umgefallen - und das sollte gut zu bewältigen sein.

PK