Pfaffenhofen
"Terroralarm" vor 20 Jahren

Der Abi-Streich von 1998 schlug hohe Wellen

27.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:10 Uhr
In der Gewalt von Terroristen: Dass dieser Abi-Streich mit Lehrerentführung in die Hose geht, hätten der 1998er Abiturienten ahnen können. −Foto: Gruber/Archiv

Pfaffenhofen (mck) Natürlich hat beim Abi-Streich am Pfaffenhofener Schyren-Gymnasium schon so mancher Abi-Jahrgang über die Stränge geschlagen.

Der größte Eklat ereignete sich vor genau 20 Jahren, als den Schülern noch weitestgehend freie Hand eingeräumt wurde: Damals seilten sich als Terroristen verkleidete Abiturienten durch die Deckenfenster der Aula ab und entführten den damaligen Kollegstufenbetreuer Erich Schlotter - in offenkundiger Anlehnung an die Rote Armee Fraktion (RAF) und die Schleyer-Entführung (siehe Foto). Erst nach mehreren Spaßaufgaben seiner Lehrerkollegen - und einige Würfe mit Sahnetorten später - wurde der beliebte Lehrer wieder freigelassen. Das war aus Sicht der Schüler damals natürlich lustig gemeint. Terror war damals aus Sicht der jungen Leute (noch) schließlich etwas Abstraktes oder weit Entferntes. Trotzdem wurde der gut inszenierte Gag durch einen öffentlichen Aufschrei überschattet. Schulleitung und Lehrkörper distanzierten sich - und attestierten der Aktion Geschmacklosigkeit. Unter damaligen Schülerjahrgängen galt der Streich trotzdem als überaus gelungen und die öffentliche Kritik als aufgebauscht. Zwei Abiturienten beteuerten in einem offenen Brief, man habe keineswegs Terror verharmlosen oder Opfer verhöhnen wollen.

Doch da war das Kind schon in den Brunnen gefallen: Die Abiturienten folgender Jahrgänge mussten sich enger mit der Schulleitung abstimmen. Das klappte nicht immer: Als 1999 etwa der Verwaltungstrakt mit 1100 leeren Bierkästen und die Treppenhäuser zu den Klassenzimmern mit insgesamt 3200 wassergefüllten Joghurtbechern blockiert wurden, schritt die Schulleitung ein und ließ die Abiturienten beim aufräumen helfen. Auch vor ein paar Jahren wurde die Schule bei einem ähnlichen Streich fast unter Wasser gesetzt.

Und einmal war gerade der Konflikt zwischen Absolventen und Schulleiter die eigentliche Pointe: 2001 stoppte der damalige Direktor Hans-Günther Gessler den Abistreich, ehe er richtig begonnen hatte, per unmissverständlicher Durchsage und beorderte alle Schüler in ihre Klassenzimmer - zumindest vermeintlich. Denn eigentlich war er eingeweiht und das Einschreiten des Direktorats gehörte zum Drehbuch, ehe die Klassen dann doch in einem spaßigen Wettstreit am Sportplatz gegeneinander antraten. Und das ist ja das wichtigste an der Tradition: Spaß für alle Schüler - und im besten Fall auch Lehrer.