Pfaffenhofen
Tausende Tonnen weniger Treibhausgas

Stadt Pfaffenhofen vergibt Klimaschutzpreis für engagierte Umweltschützer

13.10.2019 | Stand 25.10.2023, 10:26 Uhr
Bürgermeister Thomas Herker (links) und Klimareferent Andreas Herschmann (rechts) gratulierten den Gewinnern des Klimaschutzpreises. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Ein größeres Kompliment kann man einer Stadt in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz eigentlich nicht machen: "Pfaffenhofen muss überall werden", erklärte der ehemalige TV-Journalist und engagierte Propagandist für erneuerbare Energien Franz Alt.

Er hielt im Rathaussaal die Festansprache zur Verleihung des Klimaschutzpreises, um den sich 16 Projekte beworben hatten.

Zum vierten Mal lobte die Stadt diesen Preis aus, vor allem, um durch diese Beispiele Unternehmen und jeden Einzelnen zur Nachahmung anzuregen. So hat sich etwa die Plöckl-Media-Group im Gewerbegebiet Kuglhof mit ihrer Photovoltaik-Anlage auf dem Werkhallendach beworben, das die Klimaanlage und Maschinen mit Strom versorgt. 110 Tonnen C02? werden so jährlich eingespart. Beim städtischen Klimareferenten Andreas Herschmann, der die Projekte vorstellte, rannte das Unternehmen damit offene Türen ein. Wenn auf 60 Prozent aller Häuser in Deutschland Solarpaneele auf dem Dach wären, sei die Stromversorgung zu 100 Prozent gedeckt. Vom Klimaschutz abgesehen: 100 Milliarden Euro gibt Deutschland jährlich aus, so Herschmann, der auch Vorsitzender des Pfaffenhofener Energie- und Solarvereins ist, um in Saudi-Arabien Öl oder in Russland Gas einzukaufen.

Das war das Stichwort für Franz Alt, der mit seinen 81 Jahren unermüdlich in Sachen erneuerbare Energien und Klimaschutz unterwegs ist. Da müsse erst eine Greta Thunberg kommen, sagte er in seinem Vortrag, damit Politiker weltweit hinhören. "Eine Schande für meine Generation", sagte Alt, dass eine 16-Jährige mehr bewirke als alle, die sich bisher für den Klimaschutz eingesetzt hätten. Das Ziel, die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist für Alt kaum noch erreichbar, "wir bewegen uns auf die Acht-Grad-Marke zu". Und deshalb stellte er der Stadt ein 1a-Zeugnis aus, die bis 2030 klimaneutral werden will.

Für Alt ist das Problem nicht die mangelnde Erkenntnis, sondern die zögerliche Umsetzung. Er spornte die Fridays-for-Future-Bewegung an, solange weiter zu machen, bis ihre Ziele erreicht seien. Auch die Pfaffenhofener Ortsgruppe hatte sich um den Klimaschutz-Preis beworben mit dem Argument, Sprachrohr einer ganzen Generation zu sein und die "Klimakrise erfolgreich im Bewusstsein der Menschen zu verankern".

Zwar gab es nur vier Preise zu vergeben, verdient hätten ihn alle Aspiranten: die Großbäckerei Wiesender für ihr Energie-Management, das jährlich 100 Tonnen C02 einspart; die Anlage zur Wärmerückgewinnung der Metzgerei Krammer (Ersparnis: 64 Tonnen C0? ) oder das Hotel Alea, das mit Solartherme, natürlicher Klimatisierung und Holzpellet-Heizung für den Restwärmebedarf 77 Tonnen C02 spart.

Andere Projekte punkteten vor allem mit Nachhaltigkeitseffekt und Bewusstmachung. Etwa das Werkstatt-Café, das unter dem Motto "reparieren statt wegwerfen" ehrenamtlich Haushalsgegenstände wieder verwendbar macht. Oder die Bio-Kaffee-Rösterei Spengler, die auf Plastik-Verpackungen, Internet-Handel und Coffee-to-Go verzichtet und mit Biogas und Sonnenstrom arbeitet. Nachhaltig auch die Idee von Ingrid Frank, die wegen Bienen und Insekten acht Hektar Wiese nur zweimal im Jahr mäht. Daiichi-Sankyo belohnt seine Mitarbeiter, wenn sie sich für den öffentlichen Nahverkehr oder ein Elektroauto entscheiden.

Dass das Volksbegehren für den Artenschutz in Pfaffenhofen von Erfolg gekrönt ist, beweis deutlich sichtbar Thomas Herker, der mit geschwollener linker Wange die Gewinner auszeichnete. Bei der Eröffnung des Dirtparks wenige Stunden zuvor war er nicht etwa mit einem BMX-Rad gestürzt, vielmehr hatte ihn am Kuglhof eine Wespe gestochen.

Den Publikumspreis bekam schließlich die Tafel, für die sich 263 Pfaffenhofener ausgesprochen hatten, 39 Prozent aller Beteiligten. Den Jurypreis ging an den Bund Naturschutz für ein Projekt, bei dem Schüler lernen, ein ganzes Dorf spielerisch in eine saubere Energiezukunft zu führen. Die Bürgerenergie-Genossenschaft punktete mit der höchsten C02-Ersparnis und das Ingenieurbüro Glasmann mit der energetischen Sanierung eines Bürogebäudes, das seinen Storm zu 100 Prozent von der Sonne bezieht.

Nicht gespart wurde an diesem Abend beim Rahmen-Programm, für das musikalisch die Band Hopfengold mit Dixie und Swing und kulinarisch Julian Vogt mit regionalen Leckereien sorgte. Bedauerlich, dass nur gut 100 Gäste an diesem Samstagabend den Weg zum Rathausfestsaal gefunden hatten - und das trotz kostenlosem Eintritt. Aber es gibt ja ein nächstes Mal.

 

FLEIßIGE RADLER

Zum fünften Mal hatte die Stadt zur Radl-Kampagne aufgerufen – und 228 Pfaffenhofener – elf mehr als im Vorjahr – ließen das Auto in der Garage stehen und schwangen sich auf ihren Drahtesel. Ergebnis: Knapp 9000 Kilo C02-Ersparnis, eine Tonne mehr als 2018. Zum Vergleich: Im Durchschnitt bindet ein Baum jährlich zehn Kilo CO2. Um die beim Pfaffenhofener Stadtradeln eingesparte Menge zu binden, würden über 15 500 Bäume benötigt. 
Die emsigsten Strampler wurden von Raimund Gürtner, Klima-Experte bei der Stadtverwaltung (rechts) geehrt. 33 Biker des Teams Naturfreunde um Johann Kallenecker (von links) erradelten 7443 Kilometer, 1152 Kilometer nahm Matthias Streussnig unter die Reifen, Peter Damaziak 1594 und CSU-Stadtrat Martin Rohrmann 1291 Kilometer.  

Albert Herchenbach