Pfaffenhofen
Stets im Wandel

Oberer Hauptplatz ist ständigen Veränderungen unterworfen

29.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:37 Uhr
Hermann Singer
Es war einmal: Ein Wasserbrunnen - wie hier ins Bild von Hermann Singer montiert - zierte mal den Oberen Hauptplatz. −Foto: Singer

PfaffenhofenGegen Ende des 15. Jahrhunderts hat Pfaffenhofen mit dem Bau der ersten städtischen Wasserleitung begonnen. Das Quellwasser beim Puechscharrn (Bugscharrn) wurde in einer Brunnstube gesammelt und mit einer oberirdischen Holzröhrenleitung - und dabei die Ilm auf Pfählen überbrückend - in die Stadt geleitet. Etwa 30 Liter Wasser pro Minute schaffte diese Anlage. Je ein hölzerner Brunnen wurde am Oberen und am Unteren Hauptplatz aufgestellt, damit die Bürger mit Trinkwasser versorgt werden konnten.

Durch immer wiederkehrendes Hochwasser im Ilmtal war dem Kanal allerdings keine lange Lebensdauer gegönnt. So wurde im 17. Jahrhundert der wesentlich näher an der Innenstadt verlaufende Gerolsbach ab der Einmündung des Quellenbaches als neuer Wasserlieferant ausgewählt. Eine mit Brettern eingefasste Rinne lief entlang der Scheyerer Straße in den Hauptplatz - mit Abzweigungen in die angrenzenden Nebenstraßen - und mündete hinter dem heutigen Sparkassenplatz in die Ilm.

Nicht lange konnten sich die Bürger am frischen Trinkwasser erfreuen. Bereits nach kurzer Zeit war das Wasser zum Trinken nicht mehr geeignet. Übel riechende Dünste, verursacht durch Fäkalien und Abfälle, verbreiteten sich entlang der Rinne, sodass man es nur noch zur Brandbekämpfung verwenden konnte. Darauf wurde die Holzrinne durch eiserne Rohre ersetzt - und unter die Erde verlegt. Die alten, verfaulten Holzbrunnen, die eine Schande für die Stadt bedeuteten, wurden inzwischen durch Steinbrunnen ersetzt und ihr Umfeld mit Bäumen bepflanzt. 1864 entstanden zwei weitere Brunnen an der Mariensäule am Hauptplatz.

Durch neue Wasserversorgungstechniken verloren die Brunnen nach und nach ihre Bedeutung. Im Jahre 1902 hatte der Brunnen am Oberen Hauptplatz - der zu dieser Zeit "Paradeplatz" hieß - ausgedient. Er wurde in die Scheyerer Straße versetzt. An der freien Stelle errichtete im selben Jahr der Veteranen- und Kriegerverein aus Anlass seiner 60-Jahr-Feier für die acht Gefallenen und zwei Vermissten des Krieges von 1870/71 ein Denkmal. Auf einem Sockel stand ein bayerischer Krieger mit einer erbeuteten, jedoch zerrissenen französischen Fahne in der Rechten. "Jedes Jahr ziehen nun am Sedantag und zu anderen Gedenken die Veteranenvereine mit einer Fahne von der Kirche zum Denkmal. Die Musik spielt den Tölzer Schützenmarsch und der Vorstand hält immer die gleiche patriotische Rede. Und dann geht's mit Musik zum Frühschoppen" - so schrieb einst Joseph Maria Lutz, Pfaffenhofens berühmter Schriftsteller.

1943 mussten der Bronzekrieger auf dem Denkmal, aber auch die Glocken der Pfarrkirche der "Metallspende" für den totalen Krieg in Nazi-Deutschland geopfert werden. Durch die abgebrochenen Handelskontakte konnten die für die Rüstungsindustrie wichtigen Rohstoffe wie Eisen, Bronze, Kupfer, Messing und Zinn nicht mehr importiert werden.

Der Sockel wurde nach dem Krieg auf Befehl der amerikanischen Besatzung beseitigt. Als Ersatz für das Denkmal entstand 1960 an der Spitalkirche eine Gedächtnisstätte für die Gefallenen und Vermissten aller Kriege.

PK

Hermann Singer