"Stefan" fühlt sich in Reichertshausen pudelwohl

03.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:14 Uhr

Unser Archivfoto zeigt Erkan (John Friedmann, links) und Stefan (Florian Simbeck) bei Dreharbeiten für den Film "Der Tod kommt krass" im Pfaffenhofener Bortenschlager-Saal.

Reichertshausen (pat) Ums Autogramme geben kommt Florian Simbeck nicht herum. Kein Wunder. Wann zieht schon ein waschechter Promi nach Reichertshausen

Auf der Straße ist er kaum als derjenige auszumachen, den ganz Deutschland kennt: als Stefan des Kabarett-Duos "Erkan & Stefan". Beim genaueren Hinschauen dämmerte es aber in den vergangenen Wochen gewiss so manchem Reichertshausener, dass nun ein Comedy-Star in der Gemeinde lebt. Vor allem, wenn sich Florian Simbeck mit seiner Frau Stephanie und den Kindern Emma und Steward auf Erkundungstour durch ihre neue Heimatgemeinde begaben. Ganz unkompliziert, einfach zu Fuß. So wie jeder andere auch im Ort.

Keine Allüren

Florian Simbeck ist kein Star mit Allüren. "Die Figur des Stefan ist mehr als volksnah. Und so bin ich das selbst natürlich auch", sagte er und erwartet keine Spezialbehandlung. Zudem ist ihm die Gegend rund um Pfaffenhofen gut bekannt. Geboren wurde er München, aufgewachsen ist er in Ingolstadt. "Als echter Schanzer", wie er stolz anfügt. Sein Studium begann er in Regensburg. Jura. Er schloss es mit dem ersten Staatsexamen ab. Allerdings in München. Dort lebte er bis vor wenigen Wochen. Jetzt hat es ihn nach Reichertshausen verschlagen.

"Das Internet ist Schuld. Das passende Haus stand halt einfach hier", sagt er. Dort lebt die junge Familie nun zur Miete – "glücklich und zufrieden", wie Stephanie Simbeck versichert. Klar, die Bahn sei halt etwas laut, schränkt die Ehefrau ein wenig ein. Aber das sei schon das einzige Manko. "Ja, die Bahn, Manko und Vorteil gleichermaßen", berichtet sie weiter. Schließlich habe ihr Florian den Ort genau daher gekannt: vom Bahnhof an der Strecke zwischen Ingolstadt und München.

"Zudem ist die Hallertau wunderschön, Reichertshausen eine wunderbar ruhige und lebenswerte Wohn- und Freizeitgemeinde", zeigt sich Stephanie Simbeck begeistert von der neuen Heimat. Ihr Mann genießt vor allem die für ihn ideale Verkehrsanbindung. "Nicht weit zum Flughafen, nicht weit nach München – und dabei ruhiger als der Münchner Süden", zählt er die Vorteile des Standorts auf, den er als überaus unkompliziert schätzt.

Einfach nur Mensch sein

Er fühlt sich wohl. Die Familie auch. "Unsere Privatsphäre bleibt gewahrt, wir können hier einfach nur Mensch sein", sagt er. Fünf Jahre ist das Paar verheiratet. Stephanie verdiente ihr Geld früher als Schauspielerin und Model. Jetzt tastet sich so langsam wieder ans Berufsleben heran. Florian Simbeck steckt derweil mittendrin. Am 8. Januar nimmt er an "Das perfekte Promidinner" teil, steckt mitten in den Vorbereitungen darauf. Anschließend folgen Produktionen für TV München – und im Sommer allerlei Filmrollen. "Ein eigener Streifen könnte kommen. Als Gast bin ich bei einigen Produktionen zu sehen", blickt er nach vorne. Spruchreif sei noch nichts. "Alles noch geheim. Aber langweilig wird mir bestimmt nicht", sagt er.

Dafür sorgt auch weiterhin die Figur des "Stefan". Etwa 20 Auftritte plant er dafür pro Jahr ein. Aktuell arbeitet er zusammen mit seinem Bühnenpartner John Friedmann ("Erkan") an einem neuen Programm. Während ihrer Studentenzeit ist den beiden ihre zündende Idee gekommen. "Schwierige Sachverhalte in einer primitiven Sprache ausdrücken, das war unsere Triebfeder", verrät Florian Simbeck. Er und Friedmann haben entsprechende Texte für eine Radiosendung kreiert. Dann wurden sie überredet, sie selbst vorzutragen. "Das nahm immer mehr Gestalt an und schließlich sind Erkan & Stefan daraus entstanden", fasst er seine Karriere kurz zusammen. Zwei sympathische Figuren, die ankamen. Elf Jahre ist das nun her. Alleine daraus ergibt sich schon die Frage, die auch Florian Simbeck beschäftigt: Wie alt darf "Stefan" werden? Die Rolle des sympathischen Losers ist nur bei jugendlichen Charakteren glaubwürdig. "Als 40er kann Stefan auch zur tragischen Figur mutieren – und das wäre katastrophal", so Simbeck.

Daher haben er und John Friedmann auch vor, sich langsam aus ihren Rollen zurückzuziehen. "Wir möchten uns in nächster Zeit als Einzelkünstler emanzipieren", sagt er. Aber die Bühne ganz aufgeben? Auf keinen Fall. "Sie gibt einem zu viel zurück, als dass ich das jetzt schon möchte", versichert er, dass sich Deutschland noch einige Zeit über Erkan & Stefan freuen kann.

"Invasion" durch Kinder

So erledigt er auch das Autogramme geben nach wie vor mit Bravour. "Irgendwann spricht es sich halt doch herum", erinnert er sich lachend an die Invasion seines Grundstückes durch die Reichertshausener Kindergartenkinder, erst vor einigen Tagen. Sie haben ihn ganz schön beschäftigt. Dutzende von Karten wollten signiert werden. Ein Problem hat "Stefan" damit nicht. Teil des Geschäfts. Das gehört dazu. Lange wird es nicht dauern, bis Reichertshausens Kinder allesamt "versorgt" sind. Dann wird schnell wieder Ruhe einkehren im Hause Simbeck. Zu Besuch kommt dann allenfalls noch die Mama. Als Lehrerin einer Geisenfelder Schule hat sie schließlich nicht weit zum Sohn und ihren Enkelkindern. "Beim Maibaum rechts", weist Florian Simbeck anfahrenden Gästen den Weg. Ganz unkompliziert – wie es eben so ist für die Simbecks in Reichertshausen.