Pfaffenhofen
Stadtbussystem wird ausgeweitet

Neues Konzept tritt 2022 in Kraft - Auch Ortsteil-Linien werden testweise kostenlos

20.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:34 Uhr
Der Stadtbus für Pfaffenhofen ist für Fahrgäste nicht nur kostenlos. Er soll durch Takt- und Netzverbesserungen ab 2022 auch attraktiver werden. Die Umstellung auf das neue System hat der Stadtrat einstimmig auf den Weg gebracht. −Foto: Ermert

Pfaffenhofen - Der kostenlose Stadtbus in Pfaffenhofen soll durch einen engeren Takt, Wochenendabdeckung mit Kleinbussen auf allen Linien, eine bessere Abstimmung auf die Bahnpendler und zusätzliche Haltestellen in der Fläche attraktiver werden: Der Stadtrat hat dieses neue Stadtbus-Konzept, das ab 2022 gelten soll, in seiner Sitzung am Donnerstagabend einstimmig beschlossen.

Entschieden wurde außerdem, dass neben dem Stadtbus ab 2022 auch der Ortsteil-Rufbus kostenlos angeboten wird - zumindest testweise für ein Jahr. Bislang kostet die Fahrt noch 1,50 Euro.

Die Ausschreibung für das Stadtbus-System ist in nicht öffentlicher Sitzung ebenfalls beschlossen werden, wobei das Ziel der Betrieb unter dem Dach der Stadtwerke ist. Die Vergabe der Busleistungen an einen Dienstleister soll anschließend für die Jahre 2022 bis 2024 erfolgen. Bis Ende 2021 laufen noch die aktuellen Verträge mit der Firma Stanglmeier.

Für das verabschiedete Stadtbus-Modell ab 2022 werden die Linien auf nur noch vier Strecken zusammengelegt, die dafür alle mindestens im 30-Minuten-Takt bedient werden. Auf der Hauptlinie 2 (vormals die Linien 2 und 5) von Sulzbach über Innenstadt, Bahnhof, Schulzentrum und Ilmtalklinik nach Niederscheyern, sollen stündlich sogar drei Fahrten angeboten werden. Das System, das im Stadtrat bereits im Mai erstmals diskutiert wurde, soll nun außerdem über den bisherigen Linienbetrieb von Montag bis Samstagmittag hinaus ausgeweitet werden: Ab Samstagnachmittag und am Sonntag wird es liniengebundenen Bedarfsverkehr geben, bei dem Kleinbusse nur Haltestellen anfahren, die von Fahrgästen tatsächlich angefordert werden - beispielsweise per Anruf oder App. Das soll mit einem Stundentakt für alle vier Stadtbuslinien und beide Linien des Ortsteil-Rufbusses gelten.

Ein solcher Bedarfsverkehr wird teilweise auch werktags im Regelbetrieb anvisiert: Auf Stadtbuslinien sollen außerhalb von Stoßzeiten wenig nachgefragte Haltestellen nur nach Voranmeldung angesteuert werden. "Wir erreichen so eine deutliche Reisezeitverkürzung im Vergleich zum Linienverkehr, weil nicht jede Schleife gefahren werden muss", erklärte Verkehrsplaner Ludgar Jürgens von der DB Regio Bus den Stadträten. Wie genau das Buchungssystem funktionieren wird, steht noch nicht fest.

Weil das Stadtbus-Angebot durch die Neukonzeption deutlich ausgeweitet wird, wird auch das Defizit um über 60 Prozent steigen. Derzeit zahlt die Stadt beim Stadtbus 1,2 Millionen Euro pro Jahr drauf. Durch die Taktverdichtung und den ausgeweiteten Wochenendverkehr werden laut den Berechnungen der Verkehrsplaner Mehrkosten von rund 755000 Euro erwartet - insgesamt also rund zwei Millionen Euro. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass der Stadt durch die Stadtratsentscheidung für den kostenlosen Ortsteil-Rufbus jährliche Einnahmen von zuletzt 12000 Euro entgehen.

Im Stadtrat war man stolz auf das beschlossene Gesamtpaket: "Wir bekommen eine sehr flächige Abdeckung von Montag bis Sonntag", so Bürgermeister Thomas Herker (SPD). "Es ist ein relativ einmaliges Angebot, das wir unseren Bürgern hier machen können. " Der Fraktionssprecher der Grünen und der ÖDP, Reinhard Haiplik, lobte die "sinnvolle Synthese von ökologischen und ökonomischen Aspekten" und mahnte, beim Ziel, den Autoverkehr im Stadtgebiet zu reduzieren, keine Kosten zu scheuen. "Wir können es nur anbieten - nutzen müssen es am Ende die Bürger", sagte Verkehrsreferent Andreas Kufer (FW). Er hoffe aber, dass durch die Verbesserungen mehr Haushalte auf ihren Zweit- oder gar Erstwagen verzichten können. Und Markus Käser (SPD) schwärmte von einem "Weihnachtsgeschenk für die Mobilitätswende", wenngleich er bei der Anbindung von Niederscheyern, Förnbach und dem Ostviertel noch Verbesserungsbedarf sieht. "Da gibt es noch viel zu diskutieren, aber trotzdem ist es ein Quantensprung", so Käser. Ein Kritikpunkt, den in Teilen auch einmal mehr Thomas Schmuttermayr (CSU) einbrachte. Fabian Flössler (CSU) hingegen lobte, dass durch die kostenlosen Ortsteil-Rufbusse "Gleichberechtigung zwischen Stadt- und Ortsteilbewohnern" geschaffen werde, wofür seine Fraktion bereits 2018 eingetreten sei.

Martin Rohrmann (CSU) blieb hingegen skeptisch - und zwar mit Blick auf das Dauerthema der Umsteigezeiten am Bahnhof. "Das ist der entscheidende Punkt für die Akzeptanz in der Bevölkerung", mahnte er. "Wir haben versucht, den zeitlichen Puffer hinauszuziehen", erwiderte Verkehrsplaner Jürgens. Nicht nur zu kurze Umsteigezeiten, sondern auch zu lange Standzeiten am Bahnhof würden Pendler abschrecken. Grundsätzlich aber seien die Busabfahrtzeiten gerade zu den Stoßzeiten des Zubringerverkehrs auf die Abfahrten und Ankünfte der Züge angepasst. Aber das hilft bei einer Zugverspätung letztlich auch nichts, wie Herker betonte: "Reibungslos wird es nicht sein, da brauchen wir uns nichts vormachen. "

PK

Michael Kraus