Scheyern
Eine ganz persönliche Konzertreihe

An fünf Abenden geben sich große Künstler im Scheyrer Kloster die Ehre - Für Kirchenmusiker Seidl ist es eine Premiere

19.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:50 Uhr
Das Programm steht: Kirchenmusiker Martin Seidl und Pater Lukas haben für die Sommerkonzerte im Kloster fünf besondere Abende organisiert. Seidl ist seit einem halben Jahr in Scheyern zu Hause und will sich so seinen Mitbürgern vorstellen. −Foto: Lodermeyer

Scheyern (PK) In etwa einem Monat starten die diesjährigen Sommerkonzerte in Scheyern: Der neue Kirchenmusiker Martin Seidl stellt dabei mit Pater Lukas fünf besondere Musikabende auf die Beine. Seidl will sich so den Scheyrern vorstellen und seine musikalische Vergangenheit mit seiner neuen Heimat verknüpfen.

Für Martin Seidl geht es darum, seinen Platz in Scheyern zu finden: Der Kirchenmusiker ist seit einem halben Jahr in der Gemeinde zu Hause und will mit den Sommerkonzerten zwar noch ein wenig die Brücke schlagen zu seinem bisherigen Werdegang. Vor allem aber will Seidl in seiner neuen Heimat ankommen.

Genau diese Mischung aus seiner persönlichen Vergangenheit und Gegenwart bieten gleich die ersten beiden Konzerte: Der Tölzer Chor ZwoZwoEins eröffnet die Konzertreihe, eine Woche später steht der Scheyrer Basilikachor auf der Bühne. "Dass heuer nicht der Basilikachor das erste Konzert gibt, das hat rein terminliche Gründe", erklärt Seidl. Denn der Männerchor schafft es mit dem Termin am 22. Juli noch kurz vor den Sommerferien nach Scheyern; später wäre das schwierig geworden.

Für den Kirchenmusiker ist gleich dieses Auftaktkonzert der persönliche Höhepunkt. "Wenn die 24, 25 Burschen einschnaufen, dann wird die Luft dünn", verspricht Seidl. "So eine große Anzahl von Männerstimmen in diesem Alter und mit dieser Ausbildung - das gibt es sonst kaum." Die Musiker im Alter von 16 bis 25 Jahren haben derweil bereits eine große Karriere hinter sich: "Jeder von ihnen ist schon als Knabe - also etwa mit zwölf Jahren - auf der Bühne in einem großen internationalen Opernhaus gestanden." Seidl weiß dabei sehr gut, wovon er spricht: "Den Chor hab ich aus meiner Vergangenheit mitgenommen." Denn drei Jahre lang war er bei den Tölzer Musikern angestellt, arbeitete beispielsweise beim Knabenchor besonders an der Stimmbildung der Buben. Beim Konzert des Männerchors ZwoZwoEins ist es daher Ehrensache, dass Seidl auch selbst mit von der Partie ist: Er wirkt als Organist mit - an der großen Orgel, die in den vergangenen zwei Jahren geschwiegen hatte. Auf dem Programm steht dabei ein Querschnitt durch verschiedene Epochen, entsprechend wird sich der Männerchor auch an verschiedenen Orten im Kirchenraum aufstellen.

Am zweiten Konzertabend am 28. Juli steht schließlich der Basilikachor mit dem Kammerorchester Dieter Sauer im Mittelpunkt. "Mit dem Konzert will ich mich in Scheyern erden", erklärt Seidl. "Mir ist wichtig zu wissen, wo ich bin. Aber ich war lange auf der Suche, was ich hier machen kann." Intensiv stöberte Seidl in den Archiven des Klosters, wälzte handschriftliche Notenblätter aus dem 19. Jahrhundert. "Früher war es üblich, dass ein Musiker, der auf der Durchreise ist, eine Kopie seiner Werke da lässt", erklärt Seidl. "Die sind nicht immer einfach zu lesen." Doch der Kirchenmusiker wollte wissen, was ist hier gemacht und gesammelt worden; daher setzte er einige Werke auch in Partitur. "Diese Werke sind allesamt nicht in Druck erhältlich - und es gibt keine Aufnahmen, die stehen nicht auf Youtube", erklärt er. Mit dem Basilikachor will Seidl diese Stücke erklingen lassen.

Wie Pater Lukas erzählt, laufen inzwischen auch Gespräche mit Verlagen. "Es gibt Interesse, die Noten auch zu veröffentlichen", sagt Pater Lukas. "Die Leute können uns nach dem Konzert sagen, ob es sich lohnt, dass diese Werke weiter aufbewahrt werden." Für ihn wird das Konzert mit dem Basilikachor und dem Dieter Sauer Orchester der persönliche Höhepunkt. "Als Archivar weiß ich um diese vielen beschriebenen Notenblätter in den Kisten im Kloster", sagt Pater Lukas. "Es ist schön, dass etwas, das man jetzt so lange aufgehoben hat, wieder zum Klingen kommt."

Und auch für einen der Sänger wird es wohl ein besonderes Konzert: Nikolai Ardey steht als Basssolist im Programm. "Er hat vor einigen Jahren als Facharbeit die geistlichen Werke im Archiv des Klosters sortiert", sagt Seidl. "Davon habe ich jetzt profitiert. Beim Konzert wird Nikolai Ardey zwei Basssoli singen."

Als drittes Konzert der Reihe steht am 4. August ein Liederabend im Programm. Anahit Abgarjan, Magdalena und Anselm Sibig sowie Stephan Beck präsentieren Werke von drei außergewöhnlichen Komponistinnen. "Das sind Frauen, die meist im Schatten ihrer Männer komponiert haben", erklärt Seidl. So war Fanny Hensel die Schwester von Felix Mendelssohn Bartholdy. Auch Werke von Clara Schumann wollen die Künstler intonieren: "Sie ist die Tochter des Klavierlehrers von Robert Schumann", berichtet Seidl. "Sie war selbst eine hervorragende Pianistin - und hat später Robert Schumann geheiratet." Außerdem haben sich die Musiker Werke von Dora Pejacevic ausgesucht: Sie war die erste Frau Kroatiens, die Orchesterweke schrieb.Bei diesem Liederabend gibt es ein Wiedersehen für manche Scheyrer: Anselm Sibig war bereits beim Silvesterkonzert mit dabei.

Eine Woche darauf kommt der italienische Sommer nach Scheyern. Beim Kreuzgangkonzert beweist das Barockensemble Più mosso sein Können. "Das ist ein Ensemble, das immer wieder Schätze ausgräbt", schwärmt Seidl. "Was das Programm für den Abend angeht, haben sie sich bisher noch bedekct gehalten." Der Kirchenmusiker rechnet mit Werken beispielsweise von Vivaldi: "Sie versuchen Barockmusik modern und spritzig zu spielen." Und auch Pater Lukas ist überzeugt, dass es ein großer Konzertabend wird: "Wie es schon im Programmheft steht: ,300 Jahre alte Musik ist nicht langweilig!'"

Das große Finale der Reihe ist auch in diesem Jahr das Open Air im Klosterinnehof. Am 18. August kommt das Kammerorchester der Musikakademie Gut Immling nach Scheyern - die Musiker hatten im vergangenen Jahr unter der Leitung von Cornelia von Kerssenbrock im Kloster gastiert. "Es ist keine Faulheit, dass wir gesagt haben, wir laden sie wieder ein", erklärt Pater Lukas. "Wir haben nach dem Konzert letztes Jahr einfach so eine positive Rückmeldung von den Besuchern bekommen und immer wieder den Wunsch gehört, dass wir das Orchester noch einmal einladen sollen." Diesem Wunsch wollen Pater Lukas und Kirchenmusiker Seidl daher nachkommen. "Das wird sicher ein sehr stimmungsvoller Abend: Frau Kerssenbrock will etwas machen mit Jahreszeiten und Natur - es wird also ein anderes Konzertprogramm als im vergangenen Jahr", verspricht der Cellerar. "Jetzt hoffen wir auch auf lauschiges Wetter!"

Heuer erstrecken sich die Konzerte also auf die Zeit von 22. Juli bis 18. August - also ein wenig später im Jahr als sonst üblich. Damit reagieren die Verantwortlichen vom Kloster auf die Fußball-WM: "Wir sind nach hinten gerückt, um uns nicht mit den Spielen zu überschneiden", sagt Pater Lukas.
 

Das Programm

Eröffnungskonzert am 22. Juli: ZwoZwoEins als Männerchor des Tölzer Knabenchors präsentiert geistliche und weltliche Chorwekre aus verschiedenen Epochen. Als Organist wirkt Martin Seidl. Das Konzert beginnt um 17 Uhr in der Basilika. Karten kosten 18 Euro (ermäßigt 15 Euro) sowie neun Euro (sieben Euro).

Chor- und Orchesterkonzert am 28. Juli: Der Basilikachor und das Kammerorchester Dieter Sauer sowie die Sopranistin Susanne Breu und Bassist Nikolai Ardey stehen unter der Leitung von Martin Seidl auf der Bühne. Sie präsentieren Werke aus der Handschritensammlung der Benediktinerabteil. Das Konzert beginnt um 19 Uhr in der Basilika, Karten kosten 22 Euro (19 Euro) beziehungsweise zwölf Euro (neun Euro).

Liederabend am 4. August: Unter dem Titel „Wie ein Rausch ist deine Liebe“ kommen Anahit Abgarjan, Magdalena und Anselm Sibig sowie Stephan Beck (Klavier) nach Scheyern. Das Konzert beginnt um 19 Uhr im Wittelsbacher Saal, Tickets kosten 16 Euro (13 Euro). Kreuzgangkonzert am 10. August: Für den Abend unter dem Motto „Sommer in Italien“ gibt es nur begrenzte Plätze. Das Barockensemble Più Mosso steht ab 19.30 Uhr im Kreuzgang auf der Bühne. Karten kosten 15 Euro (zwölf Euro).

Open Air am 18. August: Das Kammerorchester der Musikakademie Gut Immling ist ab 20.30 Uhr im Klosterinnenhof zu Gast. Eine Sitzplatzkarte kostet 25 Euro. Bei schlechter Witterung gelten diese Karten für die Ausweichräumlichkeit im Wittelsbacher Saal. Für das Open Air gibt es direkt am Konzertabend noch Promenadenkarten für 15 Euro an der Abendkasse.

Der Kartenverkauf läuft. Tickets gibt es im Klosterladen. Mögliche Restkarten gibt es auch an der Abendkasse, die jeweils eine halbe Stunde vor Konzertbeginn öffnet; beim Open Air am 18. August öffnet die Abendkasse eine Stunde vor Konzertbeginn. Weitere Informationen − auch zu Reservierungen und Postbestellung − auch unter Telefon (08441) 75 22 49 oder per E-Mail an karten@basilikamusik.de.

Claudia Lodermeyer