Rohrbach
Senioren-Taxi in Rohrbach startet

Landkreisweit ein Vorbild: Am 1. Dezember beginnt die Testphase für das Mobilitätskonzept

21.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:02 Uhr
Der Startschuss für das Rohrbacher Mobilitätskonzept fällt am Samstag, 1. Dezember, mit dem Senioren-Taxi. Während der Testphase sind Fahrten innerhalb der Gemeinde und nach Wolnzach für Senioren und Behinderte frei, sofern sie Anspruch auf die Unterstützung haben. Ist das Ziel zum Beispiel die Ilmtalklinik in Pfaffenhofen, fällt ein Eigenanteil an, der noch festgelegt wird. −Foto: Grindinger

Rohrbach (PK) Nach langer Hängepartie hat der Rohrbacher Gemeinderat im Juli den Ausstieg aus dem Leader-Projekt "Mobilität im ländlichen Raum" beschlossen. Ab Samstag, 1. Dezember, macht Rohrbach auf eigene Faust weiter. Mit der Einführung eines Senioren-Taxis wird dann der erste Schritt vollzogen.

Das Senioren-Taxi wird zunächst kostenfrei in einer zweimonatigen Testphase angeboten - auf Widerruf, falls die Nachfrage das Budget sprengen sollte. "Rohrbach nimmt damit im Landkreis eine Vorreiterrolle ein", erklärten die Motoren hinter dem Projekt. "Denn in diesem Umfang ist unser Mobilitätskonzept mit dem Namen ,Rohrbach mobil' absolut einzigartig." Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Mobilität, die aus verschiedenen Projektgruppen hervorgegangen ist, und Bürgermeister Peter Keck (SPD) wirkten schon ein bisschen stolz, wenn sie über das Vorhaben sprechen. Es wurde auch ein Logo (kleines Foto) entwickelt, unter dem die einzelnen Module des Verkehrskonzepts künftig publik gemacht werden. Es wird dazu auch eine Art Scheckkarte geben - sie kommt einer "Betriebsanleitung" für die Inanspruchnahme des Senioren-Taxis gleich.

In der Testphase werden zu Wunschterminen die Senioren ab 65 Jahren oder zu 50 Prozent Schwerbehinderte an ihrer Haustür abgeholt und auch wieder dorthin zurückgebracht. "Es ist nicht dafür gedacht, dass alte Leute mit dem Taxi spazierenfahren", erklärte mit Elfi Schmid die Seniorenbeauftragte der Gemeinde am Dienstagabend im Gemeinderat. Schmid hatte zusammen mit Mitgliedern der Projektgruppe "Senioren und Menschen mit Behinderung" das Konzept erarbeitete. "Es ist für Menschen und eine Begleitperson gedacht, die nicht mehr selbst mobil sind und zu ihren Arztterminen, in die Apotheke, zum Bahnhof oder für dringliche Einkaufsfahrten befördert werden." Dies erfolgt kostenfrei innerorts in Rohrbach, von allen Ortsteilen aus und für Fahrten nach Wolnzach. Wer in dieser kostenfreien Testphase etwa mit dem Senioren-Taxi in die Ilmtalklinik muss, hat nur einen Aufpreis zu entrichten.

Die Fahrten werden vom Rohrbacher Taxiunternehmen Filser ausgeführt. "Uns war wichtig, dass sich der Kooperationspartner am Ort befindet", erklärte Schmid. Ehrenamtlich, so wie es ursprünglich angedacht war, sei das Projekt aus Versicherungsgründen und aufgrund des hohen Verwaltungsaufwandes nicht zu stemmen. "Wir wissen nicht, wie das Angebot angenommen wird. Es ist zunächst ein Test. Man kann streichen, wenn es zu viel wird. Wenn es nix ist, haben wir zumindest schon mal Daten für die Zukunft zur Verfügung, auch wenn der Bedarf erst in zehn Jahren eintreten sollte."

Während der Testphase werden anonyme Daten erhoben, damit das Mobilitätskonzept den Bedürfnissen angepasst werden kann. Die weiteren Schritte können anhand der Daten entsprechend geplant werden. Nach der kostenlosen Pilotphase bezahlt der Nutzer nur einen Teil des Fahrpreises, die Gemeinde übernimmt den Rest. Die entsprechenden Anteile müssen noch festgelegt werden.
Es sind ab dem Frühjahr 2019 noch weitere Angebote angedacht, wie zum Beispiel regelmäßige Busfahrten zum Markteinkauf nach Pfaffenhofen oder auch ein Car-Sharing mit Elektromobilen.

In der Sitzung wies Bürgermeister Keck darauf hin, dass man mit diesem Senioren-Taxi zunächst nur Erfahrungswerte sammeln möchte - und die Beträge durchaus gedeckelt seien. Auf Rückfrage erklärte er, dass schon darauf geachtet werde, dass kein Missbrauch entsteht. Die Fahrten dürfen also nur von Leuten mit entsprechenden Problemen in Anspruch genommen werden. Eines sei sicher, so Keck: Der gesellschaftliche Wandel werde langfristig auch vor Rohrbach nicht Halt machen, wenn es auch heute viele noch nicht glauben wollen.

Seit dem Jahr 2014 befasst sich die Projektbgruppe mit dem Thema. Der Landkreis Pfaffenhofen zog zwei jahre später nach, als die Erstellung eines landkreisweiten Mobilitätskonzepts mit Leader-Fördermitteln anging. Die Gemeinde Rohrbach bot damals an, ihr Mobilitätskonzept als Feldstudie im Praxisbetrieb zur Datengewinnung mit einzubinden. Im März 2017 wurde das Leader-Kooperationsprojekt "Mobilität im ländlichen Raum" vorgestellt und die aktive Beteiligung in Form einer praxisbezogenen Feldstudie beschlossen.

Die anfallenden Kosten in Höhe von 70000 Euro wurden durch ein Planungsbüro ermittelt, bei einer 60-prozentigen Förderung wäre auf Rohrbach ein Anteil von 28000 Euro netto plus 13300 Euro Mehrwertsteueranteil entfallen. Diesem Kostenrahmen stimmte der Rohrbacher Gemeinderat auch zu.

Es folgten allerdings jede Menge Nachbesserungen zu dieser Feldstudie, die letztendlich ohne jede Rücksprache oder Abstimmung mit der Gemeinde Rohrbach zu einer Kostensteigerung von ursprünglich 70000 auf 92946 Euro führten. Der Rohrbacher Anteil erhöhte sich auf 37150 Euro plus 17660 Euro Mehrwertsteuer. Daraufhin hat der Rohrbacher Gemeinderat im Juli einstimmig den Ausstieg aus dem landkreisweiten Projekt beschlossen sowie der eigenständigen Fortführung mehrheitlich zugestimmt. Der ursprüngliche Betrag in Höhe von 28000 Euro netto steht für das Projekt seither weiterhin zur Verfügung.

Anna Ermert