Reichertshofen (DK) In einem Werkstattkeller in Reichertshofen werden Lederprodukte noch in Handarbeit hergestellt: Der 45-jährige Alexander Schiffner hat sich selbst das Handwerk angeeignet und fertigt im Nebengewerbe wunderschöne, traditionelle Unikate.
Alexander Schiffner ist ein Macher. Einer, der nicht vorab viele Bücher wälzt, sondern der einfach einmal ausprobiert. Und das mit Erfolg. Bereits 2015, so erinnert er sich, war er auf der Suche nach passenden Hosenträgern für die Lederhose. Als der Reichertshofener nichts Passendes fand, schaute er sich an, wie das Punzieren so geht. Und dann beschloss er: Das probierst Du mal selbst.
Mit einer Handvoll Werkzeugen ging Alexander Schiffner bei Lederresten ans Werk. Er arbeitet hauptberuflich als Industriemeister bei Audi und stellte fest, dass ihm das Punzieren leicht von der Hand ging. "Beim Punzieren wird das Leder angefeuchtet, danach wird das gewünschte Motiv mit einem speziellen Messer vorgeschnitten", erläutert Schiffner. "Mit einem kleinen Stempel und Hammer wird das Motiv schließlich geprägt".
Nachdem das Punzieren gemeistert war, ging es gleich an den nächsten Schritt: ans Nähen. "Ich dachte mir, wenn das einmal Hosenträger werden sollen, müssen sie auch genäht werden", so der 45-jährige Reichertshofener. Mittlerweile beherrscht er alle handwerklichen Kniffe rund um die Ledermanufaktur und zeigt in seinem Werkstattkeller, wie das so geht. "Die Löcher werden vorgestochen und mit einem Garn für Sattlerarbeiten vernäht. Das ist der sogenannte Sattlerstich. " Für einen Gürtel mit normaler Länge verarbeitet er etwa acht bis neun Meter Garn, ergänzt Schiffner. Sein erstes Werkstück war damals auch ein Gürtel, erst danach kamen die Hosenträger. Da ihm die Arbeit mit dem Leder Spaß bereitete, machte Schiffner einfach weiter und perfektionierte das Handwerk die nächsten Jahre. Für ihn ist die "Arbeit mit dem Leder fast wie Yoga. Man muss sich dabei konzentrieren, ich empfinde es aber nicht als Arbeit".
Das Grundmaterial ist vegetabil gegerbtes Leder. "Nur dieses Leder kann man so punzieren", erläutert Schiffner. Unterschiedliche Färbungen sind möglich: Gerade hat er ein rot gefärbtes Kinderarmband mit Leichtathletik-Motiven hergestellt. Am Ende kommen wunderschöne Unikate heraus, die so individuell wie ihre Auftraggeber sind. Neben Hosenträgern, Gürteln und Armbändern fertigt er auch lederne Handytaschen. Anfangs kaufte er die Schließen noch dazu, mittlerweile fertigt er diese wegen Krankheit des Lieferanten auch selbst.
Dabei hatte Schiffner zunächst gar nicht vor, ein Nebengewerbe daraus zu machen, das er nun doch seit Januar angemeldet hat. Am Anfang hat er nur für den Eigenbedarf gefertigt, außerdem wurde der Freundes- und Verwandtenkreis beschenkt. "Die Hosenträger sind im Bekanntenkreis sehr gut angekommen", erinnert er sich. "Ich habe mich damals sehr gefreut, dass sich die Leute dafür interessieren". Freilich ist das Handwerk auch zeitaufwendig: "Für Hosenträger brauche ich 25 Stunden", erläutert er. Das Schönste für ihn ist die Freude, die er anderen damit bereiten kann: "Wenn die Leute die Sachen dann abholen, strahlen sie oft richtig. Die haben dann ein richtiges Unikat, und freuen sich auch darüber. " Unterstützung in seinem Hobby erhält der Vater von zwei Kindern auch von Ehefrau Heike: "Ich bekomme demnächst eine Handytasche und freue mich, dass er so einen schönen Ausgleich gefunden hat", sagt sie.
Alexander Schiffner wird zusammen mit rund 40 anderen Meistern und Meisterinnen des Handwerks am 15. und 16. Juni beim 21. Handwerkskunstmarkt im Bauernhofgeräte in Hundszell ausstellen. Markt und Museum sind geöffnet am Samstag von 12 bis 21 Uhr, am Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
Verena Vogl
Zwei Hosenträger aus der Produktion von Alexander Schiffner: "Die Löcher werden vorgestochen und mit einem Garn für Sattlerarbeiten vernäht. Das ist der sogenannte Sattlerstich." -Foto: Foto: Vogl
