Schmutzige Wäsche

28.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:46 Uhr

Pfaffenhofen (hjb) Nach der Insolvenz des Oberbayerischen Trabrennvereins (OTV) wird nun auf der Hopfenmeile schmutzige Wäsche gewaschen. Der Vereinsvorstand wirft dem Rennbahnwirt vor, für die finanzielle Misere mitverantwortlich zu sein.

In einer von Präsident Dietmar Buchwald verbreiteten Pressemitteilung des OTV-Vorstandes wird die Behauptung aufgestellt, dass der auf der Rennbahn ansässige Gastronomiebetrieb für eine große Anzahl von "Extraveranstaltungen" (die also nichts mit den Rennen auf der Hopfenmeile zu tun hatten) die Kosten für den verbrauchten Strom, sowie Gas und Wasser nicht bezahlt habe. Dies habe zusätzlich zur Notlage des OTV beigetragen. Zahlen nennt der Vorstand in der Pressemitteilung nicht. Nach PK-Informationen soll es sich um einen höheren fünfstelligen Euro-Betrag handeln. Der Rennbahn-Gastwirt Bernhard Stocker weist jedoch alle Vorwürfe entschieden zurück: "Ich habe alle Abgaben jahrelang ordnungsgemäß gezahlt."

Während beim Amtsgericht in Ingolstadt auch gestern noch nichts darüber zu erfahren war, wie es nach der am Freitag vom Oberbayerischen Trabrennverein beantragten Eröffnung eines Insolvenzverfahrens weiter geht, besuchte eine Delegation der FDP am Morgen die Hopfenmeile, um sich in einem Presse- und Informationsgespräch mit den Problemen des deutschen Trabrennsport allgemein und speziell der Rennbahn in Pfaffenhofen vertraut zu machen. "Daglfing und Pfaffenhofen, das sind Vereine in zwei verschiedenen Welten. Am sinnvollsten wird es sein, den Trabrennsport in Bayern an einem Standort zu konzentrieren", nahm Julika Sandt, die Sprecherin ihrer Fraktion für Kultur, Medien, Jugend und Sport im Bayerischen Landtag, als Erkenntnis mit auf ihre weitere Wahlkampftour.

Pfaffenhofens Vereinspräsident Dietmar Buchwald hatte zuvor ausführlich alle Fragen beantwortet und auf den drastischen Rückgang der für den Sport lebensnotwendigen Toto-Umsätze verwiesen. Dabei kam auch zur Sprache, dass nicht nur "hausgemachte" Schwierigkeiten, Konkurrenzdenken unter den Vereinen und Zuchtverbänden, sowie der zunehmende Startpferdemangel durch immer weniger Fohlengeburten dafür verantwortlich seien. "Der gesamte Pferdesport hat Wetter verloren." Viel von dem Geld, das früher auf den Rennbahnen eingesetzt wurde, sowohl bei den Trabern als auch bei den Galoppern, sei abgewandert zu staatlichen Sportwetten oder zu den in Deutschland und weltweit immer mehr werdenden Sportwetten-Anbietern im Internet. Dadurch sei das Stück vom großen Kuchen für die Rennvereine immer kleiner geworden.

Mit Pfaffenhofen setzt sich eine ganze Reihe von Traber-Pleiten in den vergangenen zehn Jahren fort. In Gelsenkirchen und Recklinghausen gingen je zwei Vereine in Konkurs, im Norden die traditionsreiche Hamburger Trabrenngesellschaft und der Trabrennclub Elmshorn, in Bayern der Rennverein Mühldorf. München-Daglfing drohte im Jahr 2005 das Aus, der bereits gestellte Insolvenzantrag konnte nach dem Verkauf der Sportanlage an den Investor Günther Karl im letzten Moment noch zurückgezogen werden. Und Straubing überlebt nur dank des großzügigen Engagements des Aschheimer Hoteliers, Immobilien-Kaufmannes und Stall Wieserhof-Besitzers Karl Lindinger.