Scheyern
Eigenständigkeit und Eigenart statt Einheitsbrei

PK TRIFFT Roland Gronau Der ehemalige Kreisbaumeister und -heimatpfleger organisiert gerne Kirchenführungen

18.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:32 Uhr

Auch im Ruhestand ist Roland Gronau noch vielseitig aktiv. Beim Umbau der Kreuzkirche prüft er die Verankerung des Geländers in der Verschalung. - Foto: Eibisch

Scheyern (em) Über die Frage, was denn ein Kreisheimatpfleger so macht, lächelt Roland Gronau ein wenig: "Da fällt mir schon so Einiges ein." Die Beschreibung "Beteiligung nach dem Denkmalschutzgesetz und Beteiligung im Planungs- und Bauwesen" hört sich erst einmal recht bürokratisch an. Wenn der 75-jährige ehemalige Kreisbaumeister dann aber ins Detail geht, kann der Zuhörer nur darüber staunen, wie vielfältig sein Aufgabengebiet als Kreisheimatpfleger war.

Ein Ehrenamt, das er bis April 2016 ausübte.

Geboren wurde der jetzige Scheyerer 1941 in Königsberg (Ostpreußen) und kam im Winter 1945 über das zugefrorene Haff als Flüchtlingskind mit einigen Umwegen nach München. Dort ging er zur Schule und wurde prompt als "Preiß'" eingestuft. Doch er nahm als Kind schnell die bayerische Sprache an. Als er 1965, nach dem Abitur und dem Architekturstudium, ins Berufsleben einstieg, wollte er "auf keinen Fall Beamter werden". Folge-richtig war dann seine erste Anstellung bei einer Wohnungsbaugesellschaft. Doch schon ein Jahr später folgte er doch einem Ruf nach Pfaffenhofen in das neu geschaffene Bauamt beim Landratsamt. Bei vielen, vielen Bauvorhaben des Landkreises wirkte er als fachkundiger Vertreter des Bauherrn mit. In diese Zeit fiel der Neubau des Schyren-Gymnasiums, der Ilmtalklinik und des Landratsamtsgebäudes.

Nach seiner Pensionierung 2004 übernahm er zwei Jahre später den ehrenamtlichen Posten eines Kreisheimatpflegers, den er bis zum 1. April dieses Jahres inne hatte: "In anderen Landkreisen gibt es für diesen Tätigkeitsbereich bis zu drei hauptamtliche Kräfte, bei uns im Landkreis macht das ein Ehrenamtlicher." Zu Gronaus Arbeitsbereich gehörten nicht nur Kirchen und Denkmäler, sondern auch die typischen Ortsbilder, die Landschaft und alles, was das Besondere unseres Landstrichs ausmacht. Dazu kamen noch das religiöse und weltliche Brauchtum, die Volksmusik, das Liedgut, aber auch die Sprache, die Dialekte und Ausdrucksweise: "Und die besondere Lebensart der Menschen hier, die unverwechselbar und einmalig ist." Dabei gerät Gronau ins Schwärmen: "Wenn wir nicht in einem globalisierten Einheitsbrei untergehen wollen, ist es wichtig, die Eigenständigkeit und Eigenart unseres Landkreises zu erhalten und zu pflegen."

Als typisches Beispiel seiner Arbeit sieht er die Motivation der Eigentürmer erhaltenswerter Bauwerke. "Wenn ich vorher höre, dass das alte Gelump weg muss und von den gleichen Menschen hinterher gesagt bekomme, dass das aber schön geworden ist, dann freut mich das natürlich." Dazu gehört, den Besitzern "Mut zu machen und auch auf Zuschussmöglichkeiten hinzuweisen." Ein solches Beispiel, bei dem er private Hausbesitzer zu einer grundlegenden und erfolgreichen Renovierung bewegen konnte, ist ein kleines ehemaliges Vorstadthäuschen im Draht, gegenüber des Tafelhauses.

Seit 1. April ist Roland Gronau nicht mehr Kreisheimatpfleger, an diesem Donnerstag soll er bei einer Bürgermeisterdienstbesprechung im Kreis der Rathauschefs verabschiedet werden. Auch ohne dieses Ehrenamt wird ihm die Zeit nicht lang. Schon in jungen Jahren engagierte er sich in der evangelisch-lutherischen Kirche: Er leitete eigene Jugendgruppen und war zusammen mit seiner späteren Ehefrau Ingrid in der Konfirmandenarbeit seiner damaligen Gemeinde in München-Laim aktiv. Heute wirkt er im Chor der Kreuzkirche als Sänger mit und engagiert sich auch sonst noch in der evangelischen Gemeinde. So wird sein Rat bei Baufragen in der Kirchengemeinde gern gehört. Als Leiter des Bauausschusses betreute er zahlreiche Neu- und Umbauten: die Neubauten der Auferstehungskirche in Wolnzach und des Pfarramts in Pfaffenhofen, die Renovierung des Pfaffenhofener Gemeindezentrums sowie die Renovierung des Pfarrhauses in der Schlichtstraße in Pfaffenhofen. Und mit großer Leidenschaft geht er weiterhin seiner Passion nach: Er organisiert sehr gern Kirchenführungen.