Scheyern
Neue Taktik am Sportplatz

Nach harscher Kritik der Anwohner zieht der ST Scheyern Konsequenzen bisher mit Erfolg

17.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Die Heimspiele des ST Scheyern - hier gegen Manching - bedeuten für die Anwohner mehr Verkehr und parkende Autos. Hier sucht die Gemeinde noch nach Lösungen. Zumindest die Feiern im Sportheim hat der Sportverein momentan im Griff. ‹ŒArch - foto: Straßer

Scheyern (PK) Die Anwohner des Sportplatzes beschweren sich seit Jahren über Lärm und viel Verkehr. Nun kommt offenbar Bewegung ins Spiel: Der ST Scheyern setzt strikte Regeln im Sportheim durch, bisher mit Erfolg. Der Verkehr allerdings bleibt für die Gemeinde ein Thema.

Noch sind die Seiten weiß: In Frank Weichenrieders Lärmprotokoll steht kein einziger Eintrag. Im August hatte der Scheyrer angekündigt, künftig laute Partys im Sportheim zu akribisch aufzuschreiben, wenn sie bis spät in die Nacht oder gar bis zum Morgen dauern - denn das war in der Vergangenheit häufiger der Fall. "Das ist eine Diskothek", monierte Weichenrieder vor sieben Monaten und kündigte an, künftig einen Anwalt ins Spiel zu bringen. Doch seitdem läuft es. "Bisher ist das super", berichtete Weichenrieder am Donnerstagabend im Rathaus. Dort hatten sich erneut Gemeinde, Sportverein und einige Anwohner rund um den Sportplatz getroffen, um über die Probleme in puncto Vereinsheim zu sprechen. "Im August haben wir das letzte Treffen gehabt und seitdem war gar nichts", lobte Weichenrieder.

Denn nach schwerwiegenden Beschwerden der Anwohner von Marienstraße, Sonnenstraße, St.-Martin-Straße und Guckenbühl über private Feiern im Vereinsheim, die bis 4 Uhr morgens dauerten, hatte der ST Scheyern Besserung gelobt - und auch die Konsequenzen gezogen. "Wir haben seit August immer gesagt, um 22 Uhr müssen die Leute rein", erklärte Edmund Teichmann vom ST Scheyern. "Bisher hat das funktioniert und so soll es auch weiterhin sein. Wir schauen schon, dass es passt." Das bestätigte auch STS-Vorsitzender Stefan Koller: "Wenn ein Vereinsmitglied 80 Jahre alt wird, dann ist das ok. Aber wenn jemand seinen 18. Geburtstag feiern will, dann sind wir skeptisch und kontrollieren auch, ob die um 22 Uhr rein gehen."

Vorstandsmitglied Holger Klenke fügte noch an: "Wir haben im Verein gesagt: Wer sich nicht daran hält, hat zum letzten Mal bei uns gefeiert." Auch Bürgermeister Manfred Sterz warnte noch einmal: "Wenn die Leute im Sommer um 22 Uhr eben nicht ins aufgeheizte Vereinsheim gehen wollen, sondern lieber draußen in der lauen Sommernacht feiern wollen, dann gibt es dieses Lärmprotokoll."

Dass diese Ansagen offenbar gefruchtet haben, bestätigte Weichenrieder: "Die letzten Wochenenden war immer Licht an im Vereinsheim - aber man hat nichts gehört." Dem stimmte auch das Ehepaar Opitz zu, sie warnten aber gleichzeitig vor dem kommenden Frühling und Sommer: "Am Samstag sind den ganzen Tag Spiele, am Sonntag sind von 10 bis 19 Uhr Leute auf dem Sportplatz - dann lasst uns doch zumindest danach unsere Ruhe." Andere Scheyrer sehen das offenbar gelassener. "Was ist das, wenn die da Fußball spielen", fragte beispielsweise eine Anwohnerin. "Mich stört das nicht." Auch die Feiern im Vereinsheim sieht sie gelassen.

Eine mittelfristige Lösung hat der Verein dennoch bereits angefangen: "Wir haben einen Bauantrag für ein kleines Häusl am Kleinfeldplatz gestellt", berichtete STS-Vorsitzender Koller über das Vorhaben, das bisherige kleine Kabinenhäuschen etwas auszubauen. "Mit Ausschank und Kühlschrank. Der Antrag liegt beim Landratsamt, das könnte bis September fertig sein." Zumindest die D-, E- und F-Jugend soll dann komplett auf dieses Spielfeld umziehen, insgesamt also acht von 19 Mannschaften. "Wir wollen auch den Platz vor dem Häusl herrichten, dann kann man da Biertische hinstellen."

Doch auch wenn diese Maßnahmen den Anwohnern bisher ruhigere Nächte bescherten, warnte Vereinschef Koller vor den Konsequenzen. Er schätzt, dass es zwei mögliche Entwicklungen gibt: "Im Sommer werden die Beschwerden wieder kommen", vermutet er. Denn dann sind nachts wieder Leute am Vereinsheim, wahrscheinlich eben auch länger als wie erlaubt bis 22 Uhr. Oder das Szenario entwickelt sich fast schon zum Todesstoß: "Wir können als Verein gar nichts machen. Wir können nicht grillen, wir können keine Tore durchsagen und keine Aufstellung", sagte Koller. "Auf Dauer werden die Leute die Lust daran verlieren." Er pocht daher weiterhin auf die langfristige Lösung: ein Sportzentrum in Scheyern. "Die Gemeinde wächst - wir brauchen einen Ort, wo man Fußball spielen kann, wo sich die Skifahrer treffen können und viele andere", appellierte der Vereinschef an die Gemeinde. Vor allem mit den Schützen sei sich der ST Scheyern hier schon einig. Drei Millionen Euro seien für die Arbeiten rund um die Waldbauernschule eingeplant, darunter eben ein neues Rathaus. "Ein Rathaus haben wir. Was wir nicht haben, ist etwas für die Vereine", forderte Koller.

Bürgermeister Sterz wies darauf hin, dass "im Finanzplan schon Geld für den Kauf eines Sportgeländes eingestellt ist": Im Jahr 2020 ist hier eine halbe Million Euro notiert. "Wann und wie und wo wir das umsetzen, das liegt natürlich daran, ob wir Grund kaufen können", schränkte Sterz ein. Denn ein Sportzentrum, das fernab des Kernortes gebaut wird, sei wohl nicht sinnvoll. "Ich möchte außerdem noch sagen: Es gibt auch Stimmen im Ort, die sagen, dass der Verein ja erst vor zehn Jahren gebaut hat - und jetzt will der ST Scheyern schon wieder etwas Neues."