Wolnzach
Sanierung ganz ohne Geld aus Berlin

In Aussicht gestellte Bundesfördermittel für die Siegelhalle kommen nun doch nicht - Machold fühlt sich "hingehalten"

07.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:20 Uhr

Wolnzach (WZ) Der Beschluss, die Wolnzacher Siegelhalle zur intensiveren und zeitgemäßen Nutzung herrichten zu wollen, zu "ertüchtigen" sagt man im Fachjargon, ist längst im Gemeinderat gefasst.

Nun aber musste man erneut abstimmen. Der Grund dafür macht Bürgermeister Jens Ma-chold (CSU) wütend - und das sagte er am Donnerstagabend auch unverhohlen: Man habe im vergangenen Jahr sehr viel Zeit und noch mehr Aufwand in ein Konzept gesteckt, um in den Genuss von in Aussicht gestellten Bundesfördermitteln aus dem Topf "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" zu kommen. Man sei hingehalten worden, habe nie Rückmeldungen bekommen - um dann am Ende auf vehemente Nachfrage endlich zu erfahren, dass der Fördertopf - einst prall gefüllt mit 300 Millionen Euro - längst geleert sei und Wolnzach mit seinem Hopfenmuseum und seiner Siegelhalle leer ausgehe.

"Wir haben nicht einmal eine Absage erhalten", echauffierte sich Machold in der Gemeinderatssitzung. "Wir, die wir mit diesen Projekten für Kulturförderung und unsere Vereine stehen, sind denen nicht einmal einen Einzeiler wert. " Besonders bitter sei es gewesen, zu hören, wer denn gefördert wurde: Union Berlin als Aufsteiger in die erste Fußballbundesliga, zum Beispiel - mit 4,5 Millionen Euro. "Als kleiner Dorfbürgermeister" werde er einen Brief nach Berlin schreiben und sich auch dort entsprechend äußern, so Machold. Man habe Zeit verloren, sehe sich jetzt auch noch mit einer Baukostensteigerung von geschätzten zehn Prozent gegenüber, somit erhöhe sich die veranschlagte und bereits beschlossene Sanierungssumme von rund 450000 Euro auf rund 500000 Euro. Weil der Bundeszuschuss nun definitiv nicht komme, müsse der Beschluss neu gefasst werden.

Volle Rückendeckung für die CSU signalisierte deren Fraktionssprecher Max Weichenrieder als erster Wortmelder: Die Siegelhalle sei für den Markt "sehr wertvoll", man solle die notwendigen Maßnahmen deshalb unbedingt umsetzen, um sie zur Nutzung auch für Vereine zur Verfügung stellen zu können. Bedenken meldete dagegen Peter Rech (FDP-UW-BGW) an - und zwar grundlegender Natur, denn ihm fehle das Gesamtkonzept: "Ist die Halle gerade immissionsschutzrechtlich so gut aufgestellt, wie wir jetzt glauben? " Vielleicht seien die jetzt im Raum stehenden 500000 Euro ja "der Anfang vom Ende" und man lande am Ende wieder bei Millionenbeträgen.

In eine Immobilie müsse man freilich immer investieren, das wisse jeder Hausbesitzer, wollte Machold weitere Ausgaben in fernerer Zukunft gar nicht ausschließen. Allerdings habe der Gemeinderat ja bereits den Sanierungsbeschluss gefasst, den es jetzt unter den neuen Vorgaben zu bestätigen gelte. Marktkämmerer Markus Rieder bestätigte auf Anfrage von Werner Hammerschmid (SPD), dass der erforderliche Betrag im Haushalt eingeplant sei. Rieder: Man habe auch dem "Worst-Case-Szenario", eben ohne Zuschuss, Rechnung getragen. Der Zeitplan werde demnächst im Bauausschuss vorgestellt, antwortete Ma-chold auf eine weitere Wortmeldung von SPD-Rätin Marianne Strobl. Für die Freien Wähler signalisierte deren Fraktionschef Florian Werther Zustimmung. Man brauche die Siegelhalle, es sei positiv, dass ein Betrag im Haushalt eingeplant sei, aber sehr negativ, dass die erhofften Bundesfördermittel nun doch nicht kämen - vom Vorgehen in Berlin gar nicht zu reden. Die Abstimmung brachte ein mehr als deutliches Signal für die Ertüchtigung der Siegelhalle mit Raumteilung, Erneuerung der Fenster, Türen und Tore, Toilettensanierung, um nur ein paar Maßnahmen zu nennen: Dafür stimmten alle anwesenden Räte mit Ausnahme von Peter Rech (FDP-UW-BGW).

Karin Trouboukis