Reichertshofen
Sachlich und nüchtern

Rund 60 Interessierte kommen zur Bürgerversammlung in die Reichertshofener Schulmensa

24.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:46 Uhr
Rathauschef Michael Franken bei seinem Vortrag im Rahmen der Bürgerversammlung. −Foto: Vogl

Reichertshofen (vov) Einen kunterbunten Mix an Themen brachten die rund 60 Bürger bei der Reichertshofener Bürgerversammlung in der Schulmensa vor Bürgermeister Michael Franken (JWU).

Die Diskussion verlief sachlich und friedlich - vielleicht auch, weil es in der Schulmensa keine alkoholischen Getränke gab.

Die meisten Anfragen kamen zu den Themen Kinderbetreuung und zu Verkehrsproblematiken. Warum man bei der neuen Kita Paarstrolche keine Photovoltaik aufs Dach gemacht habe und den Bau nicht zweigeschossig mit Wohnungen ausgeführt habe, wollte ein Bürger wissen. Franken erwiderte, eine Photovoltaikanlage wäre nicht wirtschaftlich gewesen. Bei Wohnungen über einer Kindertagesstätte seien Emissionen - sprich Kinderlärm - zu erwarten. Man habe das Thema im Rat nicht diskutiert.

Angesichts steigender Geburtenzahlen sorgte sich ein weiterer Bürger, ob die Kinder noch alle in der Schule untergebracht werden können, was Franken mit ein paar Rechenbeispielen bestätigte. Ein weiterer Bürger kritisierte die Parksituation vor der neuen Kita und forderte eine Einbahnstraße im Bereich (Franken: "Sehe die Parksituation nicht so dramatisch. ").

Ein weiteres großes Thema: der Verkehr. Ein Bürger beanstandete parkende Pkw auf dem Zebrastreifen vor der Bäckerei Hackner. Er fragte, ob es möglich wäre, dort Poller anzubringen. Franken bejahte dies und will die Angelegenheit zur Entscheidung in den Bauausschuss geben. Kontrovers diskutiert wurde auch die Verkehrssituation an der Griebelstraße. Bürgermeister Franken erwähnte, dass eine unübersichtliche Stelle laut Polizei oft besser funktioniere, weil die Leute sich dann vorsichtiger "herantasten". Als Beispiel nannte er die nach vorne verengte Schlossgasse.

Ein Dorn im Auge waren einem Bürger auch parkende Autos von Angestellten in der Dieselstraße, woraufhin Franken sagte: "Wir haben gestern im Bauausschuss das Halteverbot beschlossen. " Einem weiteren Bürger war aufgefallen, dass immer mehr 7,5-Tonner durch die Thannbergstraße fahren. "Die sollen über die Wackerstraße ins Gewebegebiet fahren", forderte er. Franken darauf: "So haben wir es beschildert. Wenn jemandem eine gute Idee dazu einfällt, sind wir dafür offen. " Angeregt wurden außerdem neue Verkehrsspiegel, unter anderem in der Römerstraße, Gartenstraße und an der Ecke beim kleinen E-Center. Ein weiterer Bürgerwunsch war eine Friedhofsmauer oder passende Einfriedung statt des Maschendrahtzaunes.

Der Graben am neuen Gewerbegebiet bereitete einem anderen Bürger Sorgen: "Räumen darf man den Graben nicht, ablaufen kann das Wasser auch nicht. Wie soll es weitergehen? " Bürgermeister Franken sah dort eine Störung im System. "Die Anstauungen vom Biber spielen meiner Meinung nach schon eine Rolle. " Auf Nachfrage informierte Franken außerdem darüber, dass sich hinsichtlich der Grundstücke entlang der Bahnlinie nach sechs Jahren jetzt endlich der Verkauf andeute.

"Wann ist für die Bücherei eine Planung vorgesehen? Wie lange müssen wir darauf warten? ", fragte die Büchereileiterin Jutta Klingensteiner. Franken sagte, dazu gäbe es aktuell keine Gemeinderatsbeschlüsse. "Wir haben letztes Jahr dargestellt, wie wichtig uns eine Zukunftslösung ist. Momentan kann ich noch keinen Zeitpunkt nennen, wir müssen das erst im Gemeinderat diskutieren. " Klingensteiner ergänzte, sie werde wiederholt von Büchereibesuchern auf das Thema angesprochen. Franken: "Ich hätte mir auch eine andere Lösung gewünscht. "

Gemeinsam die Zukunft gestalten

Reichertshofen (vov) Viele Zahlen hatte Bürgermeister Michael Franken (JWU) bei der Bürgerversammlung in der Schulmensa im Gepäck.

Einem sinkenden Schuldenstand stehen die wachsende Wirtschaftskraft des Marktes und steigende Geburtenzahlen gegenüber. Derzeit hat der Markt 8219 Einwohner. Die Geburten befinden sich mit 84 im Jahr weiter auf einem hohen Stand. "Der Babyboom hält an", so Bürgermeister Michael Franken. Der Ausländeranteil des Marktes liegt bei rund zehn Prozent. Die Wirtschaftskraft der Gemeinde sei ausgezeichnet - in Reichertshofen herrscht faktisch Vollbeschäftigung. Dank der "boomenden Gewerbegebiete" steigt seit Jahren auch die Zahl der Arbeitsplätze. In den Kindergärten und Krippen des Marktes sind derzeit 339 Kinder untergebracht. Dabei zahlt die Gemeinde insgesamt 1,2 Millionen Euro für die Betreuung drauf - das macht pro Jahr und Kind 3500 Euro. Mit 103 Bauanträgen im Jahr 2018 herrscht im Gemeindegebiet auch weiterhin rege Bautätigkeit. "Trotz explodierender Grundstückspreise", so Bürgermeister Franken. Bergab geht es mit den Schulden: Diese sind weiter gesunken und liegen jetzt bei 1,37 Millionen Euro. Pro Kopf bedeutet das umgerechnet eine Verschuldung von 167 Euro.

Franken: "Der niedrigste Stand seit Jahrzehnten. " Zudem seien die Steuereinnahmen durch die große Wirtschaftskraft der Gemeinde auf einem noch besseren Niveau als 2017 (Gewerbesteuereinnahmen: 3,85 Millionen Euro, Einkommenssteuer: 5,68 Millionen Euro). Der Rathauschef fasste auch die wichtigsten Projekte des vergangen Jahres kurz zusammen. Dazu zählten die erfolgreiche Wirtschafts- und Ansiedlungspolitik, weitere Gewerbeansiedlungen an der Autobahn, flächendeckendes schnelles Internet und die Schaffung neuer Baugebiete. Eine aktuelle Maßnahme sei die Paarhallensanierung sowie die weitere Brandschutz- und Internetsanierung der Schule Reichertshofen. Insgesamt steht der Markt ausgezeichnet da, fasste der Rathauschef zusammen. Franken rief die Bürger schließlich dazu auf, gemeinsam die Zukunft zu gestalten: "Wenn wir uns gegenseitig blockieren, haben wir Stillstand. "