Wolnzach
Rund um den digitalen Gast

Erster "eCoach Day": Gastgeber aus Oberbayern machen sich fit für die Zukunft

15.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:00 Uhr
Praktische Tipps rund um die Digitalisierung im Tourismusbereich bekamen die Teilnehmer, die aus ganz Oberbayern kamen, im Hopfenmuseum. Geschulte Coaches berieten zu verschiedenen Themen. −Foto: Rebl

Wolnzach (WZ) Wer heute eine Reise macht, der nutzt Computer, Smartphone oder Tablet: Das Zimmer wird per Mausklick gebucht, guter Service wird in den sozialen Netzwerken mit dem Daumen-hoch-Zeichen belohnt. "Der Gast ist digitaler denn je", so Oswald Pehel, Geschäftsführer des Tourismusverbands Oberbayern München (TOM) - und zwar was die gesamte Reise betrifft, von der Inspiration über die Buchung bis hin zu Aufenthalt, Abreise und Reflexion. Wie können touristische Betriebe von dieser Digitalisierung profitieren und sich fit machen für die Zukunft? Antworten darauf fanden Gastgeber aus ganz Oberbayern am Dienstag beim ersten sogenannten eCoach Day im Deutschen Hopfenmuseum, den der Tourismusverband zusammen mit dem Kommunalunternehmen Strukturentwicklung Pfaffenhofen (KUS) veranstaltete.

43 Teilnehmer - laut Lisa Sutter vom KUS vorwiegend Hoteliers und Privatvermieter - waren nach Wolnzach gekommen, um sich wortwörtlich coachen zu lassen: nämlich von Mitarbeitern aus oberbayerischen Destinationen, die der Tourismusverband extra ausgebildet hat und die Gastgeber bezüglich Digitalisierung neutral und individuell beraten. Mit diesen sogenannten eCoaches wolle man die Digitalisierung in die Regionen tragen und die "touristischen Player fit machen", so Pehel.

Dafür nahmen einige Teilnehmer auch weitere Wege auf sich: Zum Beispiel Georg und Barbara Heinzinger, die aus Peiting angereist waren. Als Vermieter einer Ferienwohnung wollten sie gerne die Hilfestellungen rund um die Themen Online-Buchung, Bewertungsportale, Website-Erstellung und Social Media nutzen, die an diesem Tag geboten wurden - auch in Einzelgesprächen mit den eCoaches. Denn: "Man kann immer etwas dazulernen", so das Ehepaar Heinzinger. "Wenn man will, dass man ausgebucht ist, dann muss man auch was tun.""Noch aktueller werden", das wollen auch Hans und Petra Leopold, die nach eigenen Angaben mit ihrer Pension in Wolnzach schon stark in den digitalen Medien vertreten sind. Dennoch könne man immer etwas verbessern, deshalb nutzte das Ehepaar den eCoach-Day vor ihrer Haustüre, um ganz konkrete Fragen zum Beispiel zu bestimmten Portalen oder zum Umgang mit Bewertungen zu stellen.

Einer, der davon viel versteht, ist der Österreicher Markus Schauer, der auch die Ausbildung der Coaches begleitet hatte: "Früher kamen die Gäste von alleine - heute müssen wir verkaufen", war der Titel seine Impulsvortrags. Als wichtigste Bausteine einer guten Digitalstrategie nannte er die Nutzung von Buchungsportalen, den klugen Umgang mit Bewertungen ("sie sind heute wichtiger Indikator für Reisende"), eine eigene Webseite ("sie sollte der beste Verkäufer sein"), einen aktuellen Auftritt im Google-Portal und ein kontinuierliches Social-Media-Management bei Facebook und Co. Neben dem Internet zähle aber auch heute noch eins, nämlich der "Faktor Mensch" - "also wie Sie mit den Leuten reden", so Schauer. Wer beide Faktoren beachte, der werde auch Erfolg haben.Wie kann es praktisch laufen und das trotz begrenzter Ressourcen? Davon berichteten zwei Betriebe aus der Region, die aufzeigten, wie sie die Digitalisierung zur eigenen Erneuerung und Vermarktung nutzen. Für die Kunstmühle Hofmeir in Fahlenbach bedeute Digitalisierung zum einen einen vollautomatisierten Maschinenpark, so Martin Hofmeir. Aber auch entsprechendes Marketing: Hier setzt der Betrieb weniger auf klassische Werbung als vielmehr auf den digitalen Bereich. Der Kundenkontakt erfolgt primär online oder per Whatsapp, daneben betreibt die Mühle für ihre Produkte einen Onlineshop, nutzt Blogs, Social Media und diverse Portale, wie Annabelle Winter erklärte. Ganz klar: "Das ist eine ständige Aufgabe, denn man muss immer am Ball bleiben." Denn wichtig sei neben Transparenz und Persönlichkeit die ständige Aktualität.

Das weiß auch Simon Westermair, der bei der Urban Chestnut Hallertauer Brauerei Wolnzach für den Merchandising-Bereich zuständig ist. Um die Botschaft zu verbreiten, "dass Wolnzach gutes Bier liefern kann", hole man Verbände, Vereine und viele andere Partner ins Boot. "Auch online muss viel gemacht werden", so Westermair. So sei vor allem über die sozialen Medien eine gewisse "Community" entstanden, also eine Art Fangemeinde, die sich stark mit "ihrem" Bier identifiziert. "Sichtbar sein, gut vernetzte Personen nutzen, die eigene Geschichte erzählen" - darauf setzt die Brauerei laut Westermair. Weitere Einblicke in die beiden Betriebe gab es am Ende des Nachmittags: Die Gäste konnten sich entweder durch die Kunstmühle oder die Brauerei führen lassen.

Katrin Rebl