Rohrbach
Auch Augen brauchen Entspannung

PK TRIFFT Elvira Boguth: Die Rohrbacherin lädt zu besonderen Spaziergängen und Vorträgen ein

27.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Elvira Boguth lädt seit fünf Jahren zu speziellen Augenspaziergängen ein.

Rohrbach (PK) Der Verein für Gesundes Sehen bietet bundesweit Augenspaziergänge an. Seit fünf Jahren leitet Elvira Boguth diese Spaziergänge in Rohrbach. Sie möchte damit auf natürliche Methoden zur Entspannung strapazierter Augen und zur Erhaltung der Sehkraft aufmerksam machen.

"Ich zeige Übungen, die den Augen und allen Sinnen gut tun", meint Boguth. Heuer nahmen an ihrem "Augenspaziergang" wieder einmal um die 20 Interessierte teil - eine Zahl, die sie fast jedes Jahr erreicht. Während des Gehens erläutert Boguth die kleinen Übungen, die jeder leicht in seinen Alltag einbauen kann, um die Augen zu entspannen und die Regeneration zu fördern. "In der heutigen Zeit, bei der Arbeit am PC, werden an unsere Augen Anforderungen gestellt, für die sie nicht ausgelegt sind", erklärt Boguth. Sie will sensibilisieren, dass wegen dieser ständigen Überbelastung ein Ausgleich geschaffen werden muss.

Die Tipps sind teilweise ganz einfach: So befeuchtet herzhaftes Gähnen die Augen; Blinzeln verteilt die Tränenflüssigkeit - wichtige Infos für alle, die am Bildschirm arbeiten. Um beide Körperhälften zu integrieren, hilft es überkreuz zu laufen. Linke Hand und rechtes Bein gehen dabei gleichzeitig nach vorne - und dann umgekehrt. Dazwischen können ruhig ein paar parallele Bewegungen folgen, bei denen erst die rechte Hand und das rechte Bein nach vorne gehen, dann die linke Hand und das linke Bein. "Die Wechsel zwischendurch trainieren unser Gehirn", meint Boguth.

Die Rohrbacherin spricht aus eigener Erfahrung. Sie schielte als Kind sehr stark, teilweise war eine Pupille gar nicht mehr zu sehen. Sie hatte drei Operationen im Alter von drei, sechs und 15 Jahren, die zwar eine kosmetische Verbesserung brachten, aber an der engeren Zusammenarbeit der zwei Augen nichts änderten. Im Alltag war sie stark eingeschränkt, hatte eine massive Lese- und Rechtschreibschwäche, ihr Leidensweg war entsprechend groß.

Eine vierte Operation stand an. Ein Heilpraktiker brachte sie damals zum Sehtraining. "Da bemerkte ich, dass ich etwas für meine Augen tun muss - und das veränderte etwas in meinem Leben." Sie besuchte weitere Kurse bei einer Sehtrainerin und Augenkinesiologin - und sie stellte fest: "Meine Augen verbesserten sich stark, das motivierte mich zum Weitermachen." Sie hatte damals ohne Brille eine Sehkraft von 70 Prozent. Boguth trainierte kontinuierlich fünf Jahre lang täglich eine halbe Stunde und ihre Augen verbesserten sich sehr stark. Letztlich brauchte sie keine Brille mehr, sie habe sich eine 100-prozentige Sehstärke erarbeitet.

Boguth studierte zu der Zeit in Weihenstephan Technologie und Biotechnologie der Lebensmittel, doch aufgrund ihrer positiven Erfahrungen mit dem Sehtraining wollte sie nebenbei unbedingt eine Ausbildung zur Trainerin für gesundes Sehen absolvieren. Sie beendete beide Ausbildungen gleichzeitig und trat dann in den Verein für gesundes Sehen ein, da dort ein intensiver fachlicher Austausch möglich war.

Der Start ins Berufsleben verzögerte sich etwas, denn während des Studiums hatte sie ihren Mann kennengelernt und die Familienplanung stand im Vordergrund. Sie bekam innerhalb von vier Jahren drei Kinder - und konnte während dieser Zeit nicht arbeiten, aber eine Ausbildung zur Heilpraktikerin war neben Familie gut machbar. Sie gab auch Kurse an der Volkshochschule, soweit dies die Familie zuließ. "Ich merkte dabei, das Interesse steigt stetig, dass man etwas für seine Sehkraft tun muss", meint sie im Nachhinein. Also blieb sie den Augen immer treu. Natürlich vor allem aufgrund ihrer eigenen Geschichte. Und so setzte sie auf die Methoden, die ihr selbst am wirkungsvollsten erscheinen.

Mittlerweile gibt sie aus zeitlichen Gründen keine vhs-Kurse mehr, sondern hält Vorträge und Grundlagenkurse in Zusammenarbeit mit zwei Kolleginnen in Starnberg, die für die Ausbildung zum ganzheitlichen Augentrainer nötig sind. "Wir nutzen diese Zusammenarbeit, weil jede ihren Schwerpunkt am besten vermitteln kann", findet Boguth. Obwohl sie ihr Studium nie beendet hat, ist es ihr bis heute sehr hilfreich, um diese Vorträge und Seminare halten zu können. "Es gibt mir die Professionalität, die dafür gefordert ist."

Jeder Mensch nimmt seine Umwelt zu 90 Prozent über die Augen wahr. "Wenn das nicht mehr funktioniert, merkt man erst, wie wichtig die Augen sind", erzählt Boguth. Durch Augen- und Sehtraining könne dem Schwinden der Sehkraft entgegengewirkt oder diese gegebenenfalls auch verbessert werden. Weiter sei Sehtraining auch wichtig für Kinder während der Schulzeit und für ältere Leute, die mit Altersweitsichtigkeit oder Augenerkrankungen zu kämpfen hätten. "Trotzdem ist das immer nur eine Begleitung zur Schulmedizin."

Elvira Boguth hat längst bemerkt, dass ihr Beruf auch eine Berufung für sie ist - und sie sagt: "Es ist mir sehr wichtig, dass die Leute erkennen, wie man seinen Augen was Gutes tun kann. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn das Auge nicht richtig funktioniert". Sie selbst hat bis heute kein räumliches Sehvermögen. Aber im Alltag hat sie keine Probleme mehr damit.

In ihrer Kindheit war ihren Eltern das Problem des Schielens gar nicht so bewusst. Und sie selbst ist erst durch das Sehtraining darauf gekommen, welche Probleme dieser Sehfehler aufwirft. "Ich hatte Angst vor Bällen, ich sah sie nicht und sie flogen mir ins Gesicht. Damals hat es nie jemand ausgesprochen, aber das Schielen war für mich als Kind eine echte Behinderung."