Pfaffenhofen
Rettet Bienen, Vögel und Schmetterlinge

Der Omnibus für direkte Demokratie sammelt Unterschriften für ein bayernweites Volksbegehren

13.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:23 Uhr


Pfaffenhofen (PK) Ein alter Omnibus steht seit gestern Vormittag vor dem Landratsamt in Pfaffenhofen. Der Fahrer des Doppeldeckers sammelt mit seinen Kollegen Unterschriften für ein Volksbegehren. Dabei wirbt er auch für die direkte Demokratie.

"Omnibus für direkte Demokratie in Deutschland" steht in großen grünen Buchstaben auf dem weißen Omnibus. Ein farblicher Kontrast dazu ist Busfahrer Werner Küppers von der gemeinnützige Gesellschaft für direkte Demokratie. Mit seinem rot, gelb, grünen Einteiler steht er barfuß vor seiner mobilen Wohnung. Der Doppeldecker ist seit 18 Jahren jeweils von April bis Mitte November sein Zuhause. Während dieser Zeit fährt er quer durch Deutschland. Die nächsten drei Wochen sind Städte in Bayern sein Ziel. Zwei Tage davon steht er in Pfaffenhofen - heute Abend verlässt er die Stadt.

"Wir haben jeden Tag von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet", erklärt Küppers. Schließlich parkt er nicht einfach nur so seinen Omnibus in der Innenstadt, sondern er verfolgt ein bestimmtes Ziel: So viele Unterschriften sammeln wie nur möglich. Küppers unterstützt damit das neue Volksbegehren "Rettet die Bienen" von der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). "Der Rückgang der Tiere ist so bedeutend, dass man was dagegen tun muss", sagt ÖDP-Kreischef Gustav Neumair während er vor dem Bus steht. Der Initiative geht es freilich nicht um die Bienen allein. Sondern auch um Schmetterlinge, Vögel und all die anderen Tierarten, die laut der ÖDP seit Jahren von einem dramatischen Schwund betroffen seien. Deshalb heißt das Volksbegehren offiziell "Rettet die Bienen, Vögel und Schmetterlinge - stoppt das Artensterben". 54 Prozent aller Bienen in Bayern seien bedroht oder bereits ausgestorben. Bereits 73 Prozent aller Tagfalter seien verschwunden. "Die Situation ist fünf nach zwölf", sagt Stadtrat Manfred "Mensch" Mayer, der an diesem Vormittag am Bus steht.

Auch für Küppers geht es in diesem Bereich jetzt wirklich um die Wurst. "Wenn wir nur einen der Punkte durchsetzen könnten, wäre schon viel gewonnen", sagt der Aktivist und deutet im Flyer auf die Forderung pestizidfreie Bewirtschaftung aller öffentlichen Flächen. Das Volksbegehren fordert noch mehr. Beispielsweise ein Biotopnetz, eine Landwirtschaft, die den Artenschutz sichert oder den Erhalt von zehn Prozent aller Wiesen als Blühwiesen. 25000 Unterschriften braucht die Bürgerinitiative für das Volksbegehren. Wie viele Unterschriften Küppers und seine Kollegen bereits gesammelt haben, weiß er nicht. Aber er ist zuversichtlich, dass bis zur anstehenden Landtagswahl genügend zusammen kommen. Denn die Initiative will damit Druck auf die Politik erzeugen. "Wir wollen vor der Wahl ein deutliches Statement abgeben."

Bereits seit Jahrzehnten setzt sich Küppers und seine Kollegen für direkte Demokratie mit solchen Aktionen Zeichen. 1993 initiierte sie das Volksbegehren "Mehr Demokratie in Bayern" mit. In 14 Tagen haben sich über eine Million Bürger eingetragen. Mit Erfolg. Seit 1995 gibt es Volksbegehren auf Landesebene in Bayern. "Damit führt das Volk selbst eine praktikable Regelung für Bürgerentscheide in Gemeinden und Städten ein", erzählt Küppers. In Bayern sei die direkte Demokratie am lebendigsten. Während der 68-Jährige spricht, sitzt er in dem Doppeldecker-Bus. Auf den bequemen roten Lederbänken zwischen den kleinen weißen Tischen kann sich der Aktivist mit Interessierten gut Unterhalten. Kerzen schaffen eine gemütliche Atmosphäre - bei den hohen Temperaturen bleiben sie aber aus. An einigen Fenstern versperren Plakate und Bilder die Sicht nach draußen.

Vor den bunten Schildern mit auffälliger Schrift bleiben immer wieder Passanten stehen und schauen sie sich an oder lesen die Flyer, die auf den zwei Tischen ausliegen. So auch Sandra Wechs. "Ich haben den Bus vorhin schon einmal gesehen. Jetzt bin ich mit dem Fahrrad vorbeigekommen." Sie unterschreibt das Papier für das Volksbegehren. "Ich gebe meine Unterschrift nicht für alles her, aber für etwas Gutes", erklärt die Pfaffenhofenerin. Und Umweltschutz ist besonders wichtig. "Ich habe den Bus gesehen und da wollte ich mal schauen, was da los ist", sagt eine andere Passantin. Gleich zu Beginn fragt sie, ob es parteiunabhängig sei und unterschreibt. Ihre Daten hinterlässt sie auch auf dem Papier für die direkte Demokratie.

Schließlich ist das Küppers Ziel, wenn er nicht gerade für ein Volksbegehren unterwegs ist. Seit 1987 setzt sich die Bürgerinitiative für die Verwirklichung der direkten Demokratie ein. Es gehe entgegen vieler Annahmen nicht darum, die Bürger alles entscheiden zu lassen. Schließlich müsse nicht alles abgestimmt werden, betont Küppers. Eine Volksinitiative zu gewissen Themen reiche aus, die Politiker unter Druck zu setzen. Unter einen solchen Druck möchte die Initiative die Politik auch beim Volksbegehren "Stoppt das Artensterben" setzen.
 

Samantha Meier