Pfaffenhofen
Reizvolle Fantasiereisen

Das Trio Lauschgold versetzt seine Zuhörer mit vielschichtigen Melodien in andere Sphären

28.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:40 Uhr
Martina Eisenreich präsentierte zwischen den einzelnen Stücken auf lebendige Weise Hintergründe. Zusammen mit Wolfgang Lohmeier und Evelyn Huber (nicht im Bild) gab sie ein überzeugendes Gastspiel in Pfaffenhofen. −Foto: Engl

Pfaffenhofen - Reisen in ferne Länder und Livekonzerte zählen wohl für viele von uns zu den großen Sehnsüchten in dieser Zeit mit ihren vielen coronabedingten Einschränkungen.

Beide Sehnsüchte weiß die Gruppe Lauschgold hervorragend zu bedienen. Die Reisen finden zwar nur in der Fantasie der Zuhörer statt, sind aber dafür umso reizvoller.

Eingangs erklärte Martina Eisenreich beim Gastspiel ihrer Gruppe am Donnerstagabend auf der Pfaffenhofener Kulturhimmel-Bühne, dass sie nach Jahren, in denen Lauschgold nur wenig auftrat, jetzt, in der Krisenzeit, näher zusammenrückten und zusammengeschweißt wurden und infolgedessen wieder mehr gemeinsame Auftritte planen. So kann man der Pandemie wenigstens einen kleinen positiven Aspekt abgewinnen.

Mit ihren über die Maßen vielschichtigen Melodien versetzen Martina Eisenreich mit ihren Geigen und eine virtuose Evelyn Huber an der Harfe ihr Publikum mühelos in andere Sphären. Beim Lied "Totora" von Wolfgang Lohmeier mit seiner unglaublichen Percussion wähnt man sich am Titicacasee, man hört regelrecht die Wildnis mit ihren vielen fremdartigen Geräuschen. Kurzerhand wurde ein Wettbewerb ausgerufen, man sollte die Illusion mit imitierten Tierklängen unterstützen. Den ausgelobten Preis, eine CD nach Wahl, gewann zur Belustigung der eifrig Mitwirkenden eine Ente, die sich wohl in die Wildnis der Hochebene verirrt hatte.

Viele seltsam anmutende Gegenstände wie ein Eierschneider als kleine Harfe, die Glocke eines griechischen Schafes oder mit Wasser gefüllte Stäbe, die mit einem Cellobogen zum Schwingen gebracht werden, ergänzen das "internationale große, blaue Reiseschlagwerk". Wenn das alles nicht ausreicht, wird gekonnt ins Mikro gehaucht, geträllert, gegurrt. So hört man zum Beispiel auch deutlich die Rotoren eines Windrades in einer Komposition von Martina Eisenreich für den Film "Liebe ist unberechenbar" mit Heino Ferch, und Tanja Wedhorn in den Hauptrollen, der am 21. Januar 2021 in der ARD Premiere hat.

Ihr ganzes Können zeigt Evelyn Huber bei "Lavendel". Sie erzählt, es sei am Strand von Korfu entstanden, wo der Wind durch ihre Harfe strich und bezaubernde Töne erzeugte. Sie zupft, streichelt, schlägt die Saiten und wundervolle Melodien, mal sanft, mal kraftvoll, perlen hervor.  Martina Eisenreich und ihre Künstlerkollegen versetzen das Publikum mit ihren Klängen mühelos in den Orient und man sieht vor seinem inneren Auge Kamele über Dünen ziehen. Bei "The Devil Among the Tailor" oder "Glenlivet" wähnt man sich in Irland oder in den schottischen Highlands. Leidenschaftlich entlockt sie ihren Geigen, egal ob konventionelle oder einer besonders ausdrucksstarken E-Geige, unterschiedlichste Klänge. So durfte das Auditorium musikalische Abstecher in die verschiedensten Winkel unserer Erde erleben.  "Wir stehen heute aber nicht zu dritt auf der Bühne, wir sind eigentlich vier Musiker". So bedankte sich Martina Eisenreich gegen Ende des Abends ganz besonders für die besondere Leistung am Mischpult von Harry Berndsen, der gleichzeitig zusammen mit Florian Schaipp auch Mitveranstalter der Eventreihe Kulturhimmel ist. Es war ein großartiger Abend, den nicht einmal die mittlerweile leider fast schon alltäglich gewordenen lärmenden Auftritte der Autoposer am Hauptplatz zerstören konnten. Und das 22-Uhr-Läuten der Kirchturmglocken wurde kurzerhand mit in die gerne gegebenen Zugaben eingebaut. Pfaffenhofen kam mit dem Gastspiel von Martina Eisenreich in den Genuss eines Auftritts einer der besten deutschen Filmmusik-Komponistinnen, nominiert für den Deutschen Fernsehpreis in der Sparte "Beste Musik" beim Spreewaldkrimi "Zeit der Wölfe" und "Endlich Witwer".

PK