Reichertshofen
Fußtritte als mögliche Todesursache

Die Tatverdächtige im Fall des getöteten Reichertshofeners schweigt – 39-jährige Ingolstädterin sitzt seit gestern in U-Haft

15.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:41 Uhr

In diesem Haus kam ein 51-Jähriger am frühen Mittwoch gewaltsam ums Leben - Foto: Richter

Reichertshofen (PK) Nach dem gewaltsamen Tod eines 51-jährigen Reichertshofeners am Mittwoch ist gestern in München Haftbefehl gegen die mutmaßliche Täterin ergangen. Die 39 Jahre alte Ingolstädterin sitzt in der JVA Stadelheim in U-Haft. Auf Anraten ihres Verteidigers Rainer Maria Rehm machte die Beschuldigte vorerst keine Angaben mehr zur Sache.

Polizisten hatten die Leiche entdeckt, nachdem die Frau am Mittwochnachmittag in einer Sozialeinrichtung im Ingolstädter Nordwestviertel von einem Streit in der Wohnung des Mannes berichtet und erklärt hatte, dass er tot sei. Die 39-Jährige hatte offenbar die Nacht im Haus des späteren Opfers verbracht. Dem Vernehmen nach soll die Ingolstädterin ausgesagt haben, von dem 51-Jährigen sexuell bedrängt worden zu sein, wogegen sie sich wehrte. Was danach geschah, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen. Laut Obduktionsbericht starb der Reichertshofener durch „stumpfe Gewalteinwirkung“. Im Haftbefehl soll die Rede von Fußtritten gegen Kopf und Körper des Opfers sein. „Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass ein Dritter beteiligt gewesen sein könnte“, sagte Polizeisprecher Peter Grießer gestern.

Die Beschuldigte ist offenbar eine gebildete Frau. Bekannten hatte sie erzählt, Kunstgeschichte studiert zu haben. Sie kämpfte jedoch seit einiger Zeit mit Suchtproblemen und wurde zuletzt in der Psychiatrie des Ingolstädter Klinikums behandelt; gestern sollte sie entlassen werden, doch es kam nach den Ereignissen vom Mittwoch bekanntlich anders. In Polizeiberichten finden sich in der Vergangenheit wiederholt Einsätze, weil die Frau in betrunkenem Zustand Schwierigkeiten gemacht haben soll. Als Beamte sie am Mittwoch nach dem gewaltsamen Tod des 51-Jährigen festnahmen, war sie laut Polizei stark alkoholisiert.

Die Beschuldigte war einen Tag zuvor schon einmal völlig verzweifelt in der Ingolstädter Sozialeinrichtung erschienen, weil sie dringend eine Wohnung suchte. Da sie gut aussieht, habe sie immer wieder Einladungen von Männern bekommen, bei ihnen zu übernachten, sagen Bekannte der Frau. Vermutlich mit dem Hintergedanken, mit sexuellen Diensten dafür zu bezahlen, da sei sie wohl oft ausgenutzt worden. „Sie hat es deshalb nicht ausstehen können, wenn man sie berührt, da hat sie sehr heftig reagiert und einen sofort weggestoßen, selbst wenn es eine harmlose Geste war“, sagt jemand, der sie näher kennt. Gut vorstellbar also, dass die Situation eskalierte, weil der Reichertshofener sie in fraglicher Nacht möglicherweise bedrängt hatte. Opfer und Beschuldigte hatten sich dem Vernehmen nach im Klinikum Ingolstadt kennengelernt.

Die 39-Jährige soll sich zuletzt in einem seelisch äußerst instabilen Zustand befunden haben. Zeugen berichten, dass sie vorigen Freitag im Ingolstädter Nordwesten herumgeschrien und beklagt haben soll, dass die ganze Welt gegen sie sei. „Sie ist da regelrecht ausgetickt, sie war heute so und morgen so, ihre Stimmung hat ständig gewechselt.“

Verteidiger Rehm sieht deshalb noch viele Fragezeichen in dem Verfahren. „Der Tatablauf steht für mich längst noch nicht definitiv fest. Außerdem stellt sich wegen der psychischen Probleme die Frage der Schuldfähigkeit.“ Ob seine Mandantin weitere Angaben machen wird, will er erst nach dem Aktenstudium entscheiden.