Pfaffenhofen
Raum für Brachvogel, Kiebitz und Bekassine

Der LBV stellt klar, warum der Schutz von Wiesenbrütern so wichtig ist

21.03.2021 | Stand 25.03.2021, 3:34 Uhr
Bitte nicht stören: Der LBV setzt sich für Wiesenbrüter wie Kiebitz (oben) oder Bekassine ein. −Foto: Hartl/Tuschl, LBV

Pfaffenhofen - Das Thema Wiesenbrüter bewegt in einigen Teilen des Landkreises Pfaffenhofen die Gemüter der Bevölkerung. Christian Huber, der Kreisvorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) stellt aus Sicht seiner Organisation die Bedeutung von Wiesenbrütern dar.

Nun ist es wieder soweit, der Frühling zieht ins Feld und die Tierwelt begibt sich wieder in die alljährliche Fortpflanzungszeit. Das gilt natürlich auch für die Vögel. Insbesondere die Wiesenbrüter waren dabei in den letzten Jahren in ihrer Reproduktion immer weniger erfolgreich, so Huber. "Die Vögel unserer Wiesen und Felder, welche jahrzehntelang trotz Ackerbau und Wiesenmahd erfolgreich für Nachwuchs sorgen konnten, sind nun in unserer immer intensiver bewirtschafteten Feldflur und dem verstärkten Freizeitdruck durch den Menschen immer mehr in Bedrängnis geraten."

Selbst für die noch vor 20 Jahren allgegenwärtige Feldlerche steht es nicht zum Besten. Ein begleitender und wichtiger Weg den Rückgang dieser Arten in ihren Fortpflanzungsstätten zu verhindern, ist, die wichtigsten Brutareale im Landkreis vor unnötigen Störungen zu schützen. "Dazu dient auch die jüngst in Kraft getretene Wiesenbrüterverordnung des Landratsamts", so der LBV-Vertreter. Im Zeitraum von 1. März bis 15. Juli sind dabei so manche Wege für Spaziergänger oder Radfahrer gesperrt. "Diese Sperrungen sind keine Willkür und keine Gängelung der Bevölkerung. So manchem stößt die Regelung aber trotzdem sauer auf."

Mitbürgern wird dabei der tägliche Spaziergang auf den gewohnten Wegen verwehrt. "Auch sind das oft die landschaftlich schönsten Flecken unserer Heimat, welche nun gesperrt werden", zeigt Huber Verständnis. "Die Restflächen für unsere Wiesenbrüter im Ilm- und Paartal sowie die verbliebenen Niedermoorgebiete im nördlichen Landkreis sind auf die Rücksichtnahme durch die Bürger des Landkreises aber zwingend angewiesen." Es gehe nicht darum, wie jüngst gehört, manche Vögel dort anzusiedeln. "Die genau festgelegten Wiesenbrüterflächen beinhalten schon seit hunderten Jahren die dort noch vorkommenden Arten. Es wäre auch zu schön, wenn sich diese Arten gezielt ansiedeln ließen. Dann hätten wir all diese Probleme nicht."

Die Restpopulationen sind das, was von unserer Heimat und Kulturlandschaft in Hinsicht auf die Artenvielfalt übriggeblieben ist. "Die ehemaligen Verbreitungszentren beinhalten nun leider nur noch den kläglichen Rest von dem was mal war", erklärt der LBV-Kreisvorsitzende. Im Paartal bei Freinhausen brütet etwa noch die letzte größere Brachvogelpopulation auf Wirtschaftswiesen in Bayern. "Die Reproduktionszahlen sind dabei äußerst grenzwertig." Ein Spaziergänger mit Hund, zur falschen Zeit am falschen Ort, könne dabei den Bruterfolg eines oder mehrerer Paare vereiteln. Um den Kiebitz auf den wenigen Flächen, auf denen dieser noch seine Küken großziehen kann, stehe es auch nicht gerade gut. "Im Nordosten des Feilenmooses, dem sogenannten Ludwig-Hirschberger-Gebiet, brüten sogar noch einige wenige Paare der vom Aussterben bedrohten Bekassine."

Der Landesbund für Vogelschutz hat dieses Gebiet im Jahr 2019 intensiv kartiert und dabei "die sehr hohe Bedeutung des Gebiets für diese sehr seltenen Wiesenbrüter nachgewiesen", wie Huber erklärt. In den nässeren Bereichen seien dort sogar noch Tüpfelsumpfhuhn, Wasserrallen und Blaukehlchen anzutreffen. "Vergleichbar artenreiches Gebiet findet man auch überregional nicht so schnell."

Der LBV bittet daher alle Spaziergänger in den Gebieten, die Wegsperrungen gemäß rechtskräftiger Wiesenbrüterverordnung dringend zu beachten. Auch Wachtelkönig und Braunkehlchen - letztere sind im Landkreis als Brutvögel schon verschwunden - wären für die Rücksichtnahme sehr dankbar, so die Kreisgruppe. Ehrenamtliche Helfer sind auch heuer wieder stunden- und tagelang im Einsatz, um Brachvogelgelege einzuzäunen und Kiebitznester auszustecken.

Wer sich für Wiesenbrüter begeistert, kann sich für eine Exkursion des Landesbundes für Vogelschutz anmelden: Für Mai ist eine geführte Brachvogeltour geplant.

PK