Räuberischer Pfaffe begeistert Besucher

21.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:30 Uhr

Das Räubertrio heckt einen raffinierten Plan aus, wie man die Pfarrgemeinde am besten ausnehmen kann – und das verspricht für die Zuschauer beste Unterhaltung. - Foto: Hartmuth

Scheyern (hac) Die unterhaltsame Komödie "Da Rauberpfaff" führte der Theaterverein "Scheyerer Bühne" mit etlichen Seitenhieben auf Politiker, Unternehmer und auch die obere Geistlichkeit auf. Für die gelungene Premiere gab es viel Applaus aus den voll besetzten Zuschauerreihen.

Das bayerische Räuberstück von Peter Landstorfer spielt Anfang des 20. Jahrhunderts. Die bis zum Schluss offene Geschichte in drei Akten inszenierte Karlheinz Reil, zum ersten Mal als Regisseur, von Anfang an recht flott. Ist der Zuschauer doch gleich mitten drin im turbulenten Treiben der drei Räubergesellen, als da sind: der Räuberhauptmann Gust (Siegfried Einödshofer), seine Geliebte, die resolute Rauberhur Res (Irma Schmutterer) und sein pfiffiger Kumpel Jackl (Gerhard Euringer).

Herrlich gerissen und gewitzt spielen die Drei ihre Rollen und bald zeigt sich eine geniale Lösung für ihr armes Räuberdasein. Durch Zufall beobachten sie den tragischen Unfalltod des neuen Geistlichen von Keitersberg. Für den gewieften Jackl eine klare Sache: "Als Pfarrer ziehn wir die Leute aus." Sein Boss muss die neue Rolle übernehmen. Und die Rauberhur wird zur Pfarrersköchin befördert. Bei der Verwandlung wird dem sonst so forschen Räuberhauptmann schon etwas mulmig zumute, doch seine beiden Freunde lassen nicht locker: Gust muss in die Pfarrersrobe.

Tut er sich anfangs noch schwer, seine deftige Sprache vor seiner Kirchengemeinde zu zügeln, passt sich seine "Köchin" doch schnell an die neue Umgebung an und lächelt wunderbar unschuldig die Leute an. Aber auch der Räuberhauptmann genießt zunehmend seine neue Aufgabe, hat er doch eine Schar von devoten und auch gut betuchten Gläubigen um sich.

Da ist zum Beispiel die schwärmende Dorfbewohnerin (Marianne Seitmann), die schon nach zwei Tagen ohne Pfarrer vor Sehnsucht dahin schmilzt ("Ein Dorf ohne Pfarrer ist wie a Schar Henna ohne Gockl"). Sogar der Gendarm (Karlheinz Reil) nimmt ihm das Amt des Hochwürden ab. Sympathisch ist ihm der Schlucker (Karl Euringer), der schon mit ein paar Schluck Messwein glücklich ist. Und auch die energische Großbäuerin (Rosa Gollnhofer) geht ständig im Pfarrhaus aus und ein, will sie doch ihre vermeintlich zurückgebliebene Tochter (Sabine Bayerl) mit etwas Schmiergeld an den reichen Bräusohn verkuppeln. Nicht zu vergessen der wohlhabende Ökonom und Brauereibesitzer (Hans Reith), der die Werbung von der Kanzel großzügig belohnt. Mit Geld will auch der Bürgermeister (Pit Schönauer) den neuen Pfarrer für lobende Worte in der Messe belohnen.

So bestellt der Rauberpfaff schließlich alle zu einer intimen Beichte in den Beichtstuhl: Eine herrliche Szene, wo er im Namen Gottes reichlich mit Schmiergeldern ausgestattet wird und obendrein noch so manches geheime Geldversteck von seinen "Schafen" ausfindig macht. Sieht der Plan doch vor, dass der Räuber Jackl während des Gottesdienstes die Leute beraubt. Alles klappt hervorragend, wäre da nicht der misstrauische Mesner (Johann Euringer), der der ganzen Geschichte ein unvermutetes Ende bereitet. Mehr wird nicht verraten.

Die Zuschauer waren von der Theateraufführung jedenfalls hellauf begeistert und spendeten immer wieder verdienten Zwischenapplaus für die in allen Rollen überzeugenden Schauspieler. Großes Lob verdienen aber auch der aufwendige Bühnenaufbau (Leitung Josef Bayerl) oder die von der Kopfbedeckung bis zum Schnürsenkel authentischen Kostüme. Also rundherum eine gelungene Premiere der Scheyerer Bühne.