Pfaffenhofen
Praktizieren unter einem Dach

Niederscheyrer Ärztehaus nimmt Betrieb auf - und Mediziner betonen Vorteile solcher Zusammenschlüsse

14.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:12 Uhr
Im neuen Ärztehaus in Niederscheyern sind Mediziner und Gesundheitsdienstleister mehrerer Fachrichtungen zu finden. Zum Beispiel ein Osteopath (unten, von links), ein Zahnarzt, ein Kinderarzt und ein Frauenarzt. −Foto: Straßer; Karmann, Scholz, Jaspersen, Jacob/dpa

Pfaffenhofen (PK) Löcher in den Zähnen, ein verspannter Rücken, kranke Kinder, Hühneraugen, aber auch Nervenleiden oder Probleme bei einer Schwangerschaft werden behandelt.

Mediziner und Gesundheitsdienstleister verschiedener Fachrichtungen erkennen zunehmend die Vorteile, die ein Ärztehaus bietet: Kurze Wege und Vorteile bei der interdisziplinären Behandlung von komplexen Problemen. In der Ingolstädter Straße gibt es eins, auch am Hauptplatz finden sich verschiedene Ärzte zumindest in direkter Nachbarschaft, in größeren Gemeinden wie Vohburg oder Manching setzen die Mediziner ebenso auf direkte Nachbarschaft. Das neueste Praxisgebäude steht im Martin-Binder-Ring im Süden Pfaffenhofens, die dort arbeitenden Ärzte betonen die Vorteile.

"Die Zusammenarbeit in einem Ärztehaus ist verlockend und bereichernd", sagt Zahnarzt Michael Setzwein. Bislang betreibt er eine Praxis in Kirchdorf an der Amper, dort hat er die Vorteile eines Ärztehauses nicht. Dabei sei es eine gute Sache. Gerade Physiotherapeuten und Neurologen sind laut Setzwein für Zahnmediziner willkommene Partner.

"Das Konzept bietet viele Vorteile für unsere Patientinnen", sagt auch der Frauenarzt Johannes Hörner. Vor allem die Nachbarschaft zur Kinderarztpraxis sieht Hörner positiv. So sind Frauen während der Schwangerschaft beim Frauenarzt, nach der Geburt ist der Weg zum Kinderarzt für die Untersuchungen nicht weit, kommen die Mädchen in die Pubertät sind sie eine Tür weiter wieder richtig.

Johannes Hörner betreibt neben der neuen Filiale in Pfaffenhofen seit 1995 eine Praxis in Manching. Auch in einem Ärztehaus. "Wir Ärzte sind ökonomisch so in die Ecke gestellt, dass wir nur in einer Gemeinschaft durchhalten können", sagt er. Deshalb seien Ärztehäuser keineswegs neu. "Es ist die Gegenwart. " Hörner kann sich sogar vorstellen, dass sich die Ärzte künftig noch enger aneinander binden. "Das kann sich noch weiterentwickeln, beispielsweise könnte es eine gemeinsame Anmeldung geben. "

Christian Wölz ist mit seiner Physiotherapie- und Osteopathiepraxis aus der Münchener Straße nach Niederscheyern gezogen. Vor allem aus Platzgründen und weil es zu wenige Parkplätze gab. Der Neubau in Niederscheyern bietet für ihn hervorragende Bedingungen. "Die Fachrichtungen ergänzen sich gut", sagt er.

Bauherr Norbert Uhsler betont, dass er mit den meisten Nutzern bereits während oder vor der Bauphase in Kontakt war. So konnten seine Kunden bei Grundrissen, Größe und Ausstattung der Räume mitreden. Auch ob sie die Praxen mieten oder kaufen wollten, stand den Kunden offen. "Ein Konzept, das sich bewährt hat und das auch hier sehr gut angenommen wurde", sagt er. Insgesamt bietet das Gebäude auf dem 2700 Quadratmeter großen Gelände rund 2300 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche. Angesiedelt haben sich ein Frauenarzt, ein Kinder- und Jugendarzt, ein Neurologe, eine Podologin, ein Zahnarzt sowie die Physiotherapie- und Osteopathiepraxis.

Jetzt wollen die Ärzte und Gesundheitsdienstleister sich untereinander noch besser vernetzen, dazu sollen sich erst einmal die Teams besser kennenlernen. Es gab schon Treffen mit allen Angestellten. "Das ist eine gute Sache", sagt Zahnarzt Michael Setzwein.

Ebenfalls positiv ist das neue Ärztehaus für den benachbarten Spielwarenladen. Offenbar versprechen viele Eltern ihren Kindern, dass sie sich nach dem Besuch beim Kinderarzt noch Spielzeug holen dürfen. Lego gegen Spritze - das ist auf alle Fälle auch ein schöner Synergieeffekt.

Severin Straßer