Rohrbach
Pool, Spielhaus und ein Tomatenschloss

<DK-XY_trifft>MEIN CORONAPROJEKT:</DK-XY_trifft> Den Lockdown nutzt Fritz Vachal, um lang gehegte Ideen in die Tat umzusetzen

23.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:05 Uhr
Wenn Gesellschaftsmenschen endlich mal Zeit für ihre Ideen haben: Fritz Vachal aus Rohrbach baute während des Lockdowns den Swimmingpool auf, der 15 Jahre im Keller stand. Außerdem zimmerte der Bäcker-Fritz neben einem "Tomatenschloss" auch ein Spielhaus für den dreijährigen Emil. −Foto: A. Ermert

Rohrbach - Der Corona-Lockdown hat das Leben stillstehen lassen. Daher zogen sich die Manschen ins Private zurück. Manche entdecken alte Hobbys neu - und viele nutzten die freie Zeit. Fritz Vachal aus Rohrbach ist im Ruhestand. Aber Ruhe und Stillstand sind nicht das seine, er sprüht vor Unternehmungsgeist. Seine Frau Petra steht ihm in nichts nach. Viele Ideen hatte Vachal schon immer. "Wir sind Gesellschaftsmenschen, haben viele Freunde und Bekannte und sind viel unterwegs", sagt Vachal. Dann kam der Lockdown. Und die Vachals starteten ihre ersten Coronaprojekte.

Petra Vachal hatte gerade noch rechtzeitig vor der Schließung aller Baumärkte dafür gesorgt, dass weiße Wandfarbe da war. Denn einige Zimmer hätten einen frischen Anstrich nötig. Eine andere Idee war Fritz Vachal aber sogleich wichtiger. "Ich baue ein Spielhaus für den Emil", sagte er zunächst. Die Kita war geschlossen, der kleine Emil brauchte was zum Spielen. Die Familie wohnt im gleichen Haus - und Emils Eltern wurden schnell ins Home-Office geschickt. Da war es natürlich an Oma und Opa, die sich um den Dreijährigen kümmern musste. Und der hatte sogleich eine Riesenfreude an seinem Spielhaus.

"Ich bin ein Sammler, der altes Material wieder verwendet, auch wenn es mehr Aufwand bedeutet", erzählt Fritz Vachal, dass er ein absoluter Gegner der Wegwerfgesellschaft sei. "Ich bin im ganzen Landkreis unterwegs - und schau, was ich alles noch brauchen kann." Also grub er seine Schätze aus: Platten von einem Abriss, Latten von einem Zaun, die Einschlaghülsen bekam er von einem Freund und die alte Garderobe seiner Eltern kam wieder zu Ehren. "Gott sei Dank habe ich Vorräte gehabt", meint Fritz dazu. Die Fensterrahmen zimmerte er aus Haselnussästen, das Dach deckte er mit Schwartlingen, die in der Sägerei abfallen. Übrig gebliebene Terrassenplatten kamen zum Einsatz, der Tisch im Spielhaus stammt aus den Kindertagen von Petra Vachal - und die Stühle aus einer aufgelösten Bücherei. "Alles alt und wieder verwertet", erzählt Petra Vachal. Das Baumhaus ist zu einem echten Schmuckstück im schönen Garten geworden. "Gerade zur rechten Zeit - und das Allerschönste ist, dass wir den Emil jetzt so oft haben", freut sich die Oma.

Das war also der erste Streich, und der zweite folgte sogleich. Petra und Fritz Vachal sind begeisterte Linedancer, die sich in der Countryszene wohl fühlen und oft Festivals besuchen. Sie sind bei den "Highway Dancer no. 9", einer Gruppe von etwa 20 Tänzern, die sich zweimal in der Woche beim Hillinger's in Schweitenkirchen treffen. "Das ist kein Verein, sondern ein zusammengewürfelter Haufen", meint der Fritz dazu. "Wir haben da nur einen kleinen Übungsraum, in dem die geforderten Abstände nicht eingehalten werden können. An Übungstreffen war also nicht mehr zu denken. Außerdem gehören die meisten Tänzer schon zur Risikogruppe." Zudem nutzt die Gaststätte diesen Raum derzeit als Lager.

Da kam dem Fritz wieder eine Idee: nämlich in seinem Garten eine Tanzfläche zu bauen mit den Maßen 6 mal 4,50 Meter.- "Da nicht jedes Mal alle Tänzer da sein werden, ist diese Fläche leicht ausreichend", meint er dazu. Als Belag für die Tanzfläche dienten Paletten, als Unterbau hat er alte Dachbalken von einem Hausabriss verwendet. "Nur für das Geländer musste ich einige neue Leisten kaufen, weil die Kreissäge nicht mehr ging. Der Rest stammt von einer Wandverkleidung", erzählt Fritz Vachal weiter.

 

"Uns wurde schon gesagt, man kann doch auch zu zweit daheim tanzen. Aber wir sind Gesellschaftleute, allein daheim macht's keinen Spaß", erzählt er weiter. Also war die Tanzfläche aus Holz in seinem Garten das einzig Richtige. "Denn bei schönem Wetter ist es halt im Freien am Allerschönsten." Noch fehlt der letzte Schutzanstrich. "Aber angetanzt haben wir schon - und es haut hin", lachen die beiden Linedancer.

Sogar sein Swimmingpool hat Fritz Vachal inzwischen aus dem Keller geholt, den er vor langer Zeit geschenkt bekommen hat. Jetzt - kaum sind 15 Jahre vergangen - hat er ihn aufgebaut "Wir haben ja normal keine Zeit, weil wir soviel unterwegs sind mit Freunden, mit dem Auto zu Country-Festivals oder in der Umgebung mit dem Fahrradl", erklärt er, weshalb es so lange gedauert hat. Als die beiden dann einmal im Garten auf einem Bankerl saßen, meinte Petra Vachal: "Haben wir es schön!" Worauf Fritz Vachal sagte: "Aber langweilig ist es auch." Jetzt sind die beiden selbst überrascht, dass sie erst jetzt ihren schönen Garten so richtig entdeckt haben.

Dann kam schon der nächste Streich. "Der Petra fällt immer etwas ein, womit sie mich beschäftigen kann. Sie wollte auf einmal ein Tomatenhäusel. Und sie setzt sich immer durch", meint Fritz Vachal mit einem lachen - und seine Petra meint dazu: "Ich hätt ja normal nie Tomaten angebaut. Aber jetzt hab ich Zeit dazu - und es wurde kein Häusl, sondern ein Tomatenschloss."

Fritz Vachal denkt, dass die beiden die Schwere dieser Coronapandemie gar nicht so bewusst wahrgenommen hätten, wenn nicht sein Bruder Hans schwer daran erkrankt wäre. "Das hat uns wachgerüttelt. Man muss sich nach wie vor an die Vorschriften halten - und das tun wir auch."

 

Und übrigens: Weil Fritz Vachal jetzt endlich Zeit hatte, seine vielen Ideen umzusetzen, steht die Wandfarbe für den neuen Anstrich immer noch ungeöffnet im Keller.

"MACHER" VON CORONAPROJEKTEN GESUCHT Sie haben in den vergangenen Monaten während des Coronalockdowns einen Gartenteich ausgehoben, den Keller saniert, eine neue Fremdsprache oder ein Musikinstrument gelernt, das Dachgeschoss ausgebaut, ein 10000-Teile-Puzzle zusammengesetzt oder auf den ersten Triathlon hintrainiert? Dann sind Sie genau der/die Richtige für unsere PK-Sommerserie mit dem Titel "Mein Coronaprojekt".

Denn ganz gleich, womit Sie sich zuletzt die viele freie Zeit vertrieben haben, welche Ideen Sie umsetzen oder alte Hobbys wieder ausgraben konnten: Die Heimatzeitung sucht Menschen und Geschichten, um in diesen schweren Zeiten der Pandemie und ihrer Einschränkungen mit positiven Beispielen, wozu sich die freie Zeit auch nutzen lässt, aufhorchen zu lassen.

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Anna Ermert