Pörnbach
"In einen Traum einsteigen"

Gerhard Riedl aus Pörnbach ist seit mehr als 30 Jahren Zauberer

20.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr

Magie ist sein Leben: Zauberer Gerhard Riedl aus Pörnbach mit seiner Frau Karin Law Robinson-Riedl. - Foto: A. Ermert

Pörnbach (era) Gerhard Riedl aus Pörnbach ist in seinem ersten Leben Gymnasiallehrer für Biologie und Chemie gewesen, aber sein zweites Leben gehört nun seit mehr als 30 Jahren der Zauberei. Letztere ist nun nach Eintritt in den Ruhestand an erste Stelle gerückt. Er liebt die Illusion, die Magie und die Satire. Darum bringt er bei seinen Zaubervorstellungen nicht nur magische Effekte, sondern auch Texte mit satirischen Anspielungen oder poetische Gedichte. Als Zauberer versucht er immer wieder herauszubekommen, wie weit er sein Publikum verzaubern kann: "Ich suche immer den Moment, wo der Funke überspringt, wann entsteht die geheimnisvolle Verbindung zwischen mir und meinen Zuschauern." Das versuchte er bis jetzt schon in mehr als 1000 Vorstellungen.

Zauberei ist laut Riedl eine archaische Sehnsucht des Menschen, Dinge zu tun, die er nicht kann, aber gern machen möchte, wie ein Tuch verschwinden lassen, Seile zerschneiden und wieder zusammenfügen oder Geld aus der Luft zu fischen. Seine Frau Karin Law Robinson-Riedl erklärt es mit "einen Moment aus der plumpen Realität auszusteigen und in einen Traum einzusteigen".

Mit einem geschenkten Zauberkasten begann alles, er lernte Zaubertricks und dann folgten etwa fünfzehn Jahre lang Vorführungen vor Freunden und Bekannten, die reichten ihn dann weiter und "auf einmal stand ich vor Leuten, die ich gar nicht kannte". Nachdem es gut lief, überlegte er zusammen mit seiner Frau, die seine persönliche Assistentin war und ist, dass "man ja eigentlich auch mal öffentlich auftreten könnte". Eine kleine Anzeige wurde geschaltet und nach ein paar Tagen klingelte auch schon das Telefon: "Baron von Hammerstein meldete sich und fragte, ob ich als Zauberer zur Verfügung stehen würde."

Das Ehepaar fuhr also zur angegebenen Adresse und stand vor einem Schloss mit Wassergraben drumherum, Bedienstete öffneten die Tür, elegante Leute flanierten im Schloss. "Es war eine Kulisse wie in einem Kitschroman", erinnert sich Riedl: "Ich schwitzte Blut und Wasser, aber ich kam gut an und wurde noch mehrmals vom Schlossherrn engagiert."

Der Anfang war gemacht, Riedl nahm auch an Zauberwettbewerben teil. "Bei einer Jury von Experten hatte ich als No-Name keine Chance." Aber wenn das Publikum das Sagen hatte, lief es gut für ihn: "Das hat mir mächtigen Auftrieb geben." In Spitzenzeiten hatte er 60 Auftritte im Jahr, heute sind es noch 15 bis 20. Bekam er zu Beginn von seinen Freunden nur mal eine Flasche Wein oder Sekt, so meinten Bekannte später: "Du kannst doch nicht umsonst auftreten". Und so bekam er Gage für seine Auftritte, doch vom ersten bezahlten Auftritt an ging diese an die Deutsche Welthungerhilfe. "Für mich war meine Zauberei ein Luxus und ich dachte, das verdiente Geld sollte ich an die Dritte Welt weitergeben."

Die Zauberei und Musik war schon ein zeitaufwendiges Hobby für die Eheleute, sie mussten ein gutes Zeitmanagement haben: "Die Glückshormone nach einem gelungenen Auftritt sorgen dafür, dass man wenig Schlaf braucht", lacht Riedl beim Erzählen. "Man braucht neben dem Beruf ein Paralleluniversum und nach dem Arbeitsende fällt man auf keinen Fall in ein schwarzes Loch." Law Robinson-Riedl meint dazu allerdings, man müsse im künstlerischen Bereich bei der Zauberei oder Musik schon früher einsteigen, nicht erst mit 60 Jahren, da sei es dann schon schwierig.

Eine besondere Spezialität des Ehepaars ist die "Zauberei mit Musik" mit dem "Duo Tango Varieté", mit Violine und Gesang von Law Robinson-Riedl. Zusammen mit Bettina Kollmannsberger am Akkordeon bringen sie beliebte Melodien aus Operetten, Musicals, Chanson und Tango live, und alles wird magisch umrahmt vom Zauberer Gerhard Riedl. Außerdem tanzen die beiden auch sehr gerne Tango, jetzt oft mehrmals in der Woche: "Das hält fit und ist außerdem noch schön."

Riedl findet es sehr schade, dass es heute keine großen Magier wie etwa den deutschen Faldo Marvelli mehr gebe. "Es zählen heute nur noch die großen Effekte", so Riedl. Jeder 15-Jährige könne heute am Computer schon die tollsten Effekte erzielen. Die Zauberer haben nach Meinung von Riedl nicht auf die Zeichen der Zeit geachtet, sie hätten mehr Entertainment in ihre Shows miteinbringen müssen. So wurden sie von der Comedian- und Kabarettszene überrollt und verdrängt. "Auch Eckart von Hirschhausen hat früher mit lockeren Sprüchen gezaubert, jetzt macht er nur noch flotte Sprüche", bedauert Riedl.

Riedl selbst arbeitet nur mit den klassischen Effekten, die immer schon gezeigt wurden. Sein Ziel dabei ist, seine Zuschauer auf eine magische Reise mitzunehmen.

Seinen nächsten Auftritt hat Riedl am Sonntag, 26. November, in der Kulturwerkstatt "Gemeindebücherei Reichertshausen". Franziska Hausner begleitet ihn musikalisch, Beginn ist um 16 Uhr.