Vorsorge ist wichtig
Pfaffenhofener Gynäkologie-Chefarzt Peter Jezek im Gespräch über Brustkrebs

27.10.2021 | Stand 01.11.2021, 3:33 Uhr
Nicht jede Art und Größe von Knoten ist gut tastbar, um sie selbst rechtzeitig zu entdecken. Zur Untersuchung bei einem Gynäkologen gehören Abtasten, Ultraschall und gegebenenfalls eine Mammografie. −Foto: Caroline Seidel/dpa

Pfaffenhofen - Der Oktober ist auch der Brustkrebsmonat, der Anlass geben soll, auf die Krankheit aufmerksam zu machen. Peter Jezek ist Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe in der Ilmtalklinik in Pfaffenhofen und klärt im Gespräch über den Brustkrebs auf.

Herr Jezek, eine Frau ertastet einen Knoten an der Brust. Ist Panik angesagt?
Peter Jezek: Nein, in diesem Fall sollte man zeitnah einen fachkompetenten Gynäkologen aufsuchen und der wird beurteilen, worum es sich handelt. Dazu gehört das Abtasten, ein Ultraschall, gegebenenfalls Mammografie. Sollte sich zeigen, dass der Befund verdächtig ist oder nicht klar sein, ob er gutartig oder bösartig ist, würde man an der Stelle eine Gewebeprobe entnehmen. Dann würde man wissen, ob eine Gefahr durch Krebs besteht und würde entscheiden, ob der Knoten entfernt werden muss.

Fällt es den Frauen meist selbst auf, dass an der Brust etwas nicht stimmt?

Jezek: Man geht tatsächlich davon aus, dass die Mehrzahl der Knoten von den Patientinnen selbst entdeckt wird. Deshalb ist die sorgfältige Selbstuntersuchung der Brust neben den üblichen Vorsorgeuntersuchungen sehr wichtig.

Also sollte man sich trotzdem regelmäßig untersuchen lassen.
Jezek: Nicht jede Art und Größe von Knoten ist gut tastbar, um sie selbst rechtzeitig zu entdecken. Weiterhin ist die Größe der Brust und die Beschaffenheit des Gewebes ausschlaggebend. Bei ungünstigen Voraussetzungen hilft die regelmäßige ärztliche Untersuchung sowie die bildgebenden Verfahren wie Mammografie und Ultraschalluntersuchung sehr. Untersucht eine Frau regelmäßig ihre Brust, so kann sie sehr gut Veränderungen wahrnehmen und diese beim Arzt untersuchen lassen. Die Kombination aus Selbstuntersuchung und ärztlicher Untersuchung ermöglichen es, potenziell bösartige Knoten rechtzeitig zu entdecken, bevor sie gefährlich werden oder anfangen in den Körper zu streuen.

Ab welchem Alter ist es ratsam, sich regelmäßig untersuchen zu lassen?

Jezek: Im Grunde sollte eine Frau sich schon sehr früh damit beschäftigen, sich selbst zu untersuchen. Natürlich gehen auch junge Damen zum Gynäkologen und im Rahmen der Vorsorgen kann der Arzt immer die Brust abtasten. Wenn wir von Altersgrenzen für Untersuchungen sprechen, geht es hauptsächlich um bildgebende Untersuchungen. Während eine Ultraschalluntersuchung praktisch unbedenklich ist, muss man bei der Anwendung von Röntgenstrahlen in der Mammografie vernünftiges Alter und Zeitabstände wählen. Das heißt, für die Durchführung einer Mammografie sollte eine ärztliche Empfehlung oder eine Einladung zum Mammografie Screening vorliegen. Sollte ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Brustkrebses vorliegen, in dem Blutsverwandte erkrankt sind oder das sogenannte BRCA 1/BRCA 2 Gen vorliegt, dann werden die ärztlichen sowie bildgebenden Untersuchungen individuell früher durchgeführt.

Gibt es noch andere Faktoren, die Brustkrebs wahrscheinlicher machen?
Jezek: Man geht davon aus, dass Stillen vor Brustkrebs schützt. Weiterhin zählen gesunde Ernährung, körperliche Bewegung, ein normales Gewicht und Vermeidung von zu viel Rauchen und Alkoholkonsum zu den positiven Einflussfaktoren. Überschuss und starke Schwankungen im hormonellen Haushalt einer Frau können das Risiko negativ beeinflussen. Eine zu starke Hormonbelastung kann das Krebswachstum fördern. Wenn umgekehrt weniger Hormone im Blut sind - das ist auch Teil der Krebstherapie -, wächst der Krebs langsamer und die Wahrscheinlichkeit, dass er erscheint, ist geringer. Allerdings sollte man keine Angst vor den Hormonen haben wenn sie ganz natürlich im Körper gebildet werden.

Wie gefährlich ist Brustkrebs überhaupt?

Jezek: Der Brustkrebs kann heute sehr gut behandelt werden. 80 Prozent der betroffenen Frauen werden im Grunde geheilt. Das ist im Vergleich mit vielen anderen Krebsarten sehr gut. In den meisten Fällen beginnt die Behandlung mit einer Operation. Sehr häufig kann die Brust erhalten werden und es wird der sogenannte "Wächter Lymphknoten" entnommen. Der letztere Eingriff ist sehr gewebeschonend und gibt zuverlässige Aussagen über die Gefährlichkeit der Tumorzellen. Die Pathologen können sehr viele Eigenschaften der Tumorzellen untersuchen und sie können zuverlässige Aussagen über die Art des Tumors machen. Danach muss im Einvernehmen mit den Bestrahlungsärzten und den Onkologen im Rahmen einer Tumorkonferenz entschieden werden, ob eine Bestrahlung, Chemotherapie, Antihormonbehandlung mit Tabletten oder andere medikamentöse Behandlungen sinnvoll sind.

Es ist auch die Krebsart, an der die meisten Frauen erkranken.
Jezek: Bedauerlicherweise tritt die Brustkrebserkrankung sehr häufig auf. Mindestens jede zehnte Frau wird im Verlauf ihres Lebens mit Brustkrebs zu tun haben. Andere Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs kommen nämlich deutlich seltener vor. Durch diese Tatsache nimmt man die Erkrankung durch Brustkrebs als sehr häufig wahr. Allerdings sind die Heilungschancen bei der Behandlung von Brustkrebs höher als bei den anderen oben genannten Erkrankungen. Ein Grund, das Angebot für die Durchführung von Krebsvorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrzunehmen.

Die Fragen stellteChristine Zinner

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