Pfaffenhofen
Putzen mit System

Die 63-jährige Else Huber ist seit neun Jahren Reinigungskraft in der Ilmtalklinik in Pfaffenhofen

06.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:35 Uhr

Foto: DK

Pfaffenhofen (PK) Putzen, Wischen und Müll ausleeren. Das sind nur einige Aufgaben von Reinigungskräften. Gerade im Krankenhaus muss es besonders hygienisch sein. Zum Tag der Putzfrau an diesem Sonntag begleiten wir eine routinierte Reinigungskraft in der Ilmtalklinik.

Hände desinfizieren, Handschuhe desinfizieren, erst dann betritt Else Huber das Patientenzimmer in der Ilmtalklinik. Ihre Aufgabe: sauber machen. Und das zu 99,99 Prozent keimfrei. Wie sauber das ist? „Wenn man eine Million Keime hat, dann erwischt man quasi einen nicht“, erklärt Ernst Jochner, Leiter der Hauswirtschaft an der Ilmtalklinik.

Else Huber arbeitet seit neun Jahren in der Klinik und das merkt man. Beobachtet man sie bei ihrer Arbeit, dann sieht man, dass jeder Handgriff sitzt.

Mit mehreren Lappen bewaffnet betritt sie ein Patientenzimmer. Für größtmögliche Hygiene gibt es ein Farbensystem in der Klinik: verschieden farbige Lappen für verschiedene Arbeitsbereiche. Die rosa Lappen kommen erst einmal zur Seite, mit einem der blauen Lappen wischt die 63-Jährige das Nachtkästchen, den Griff über dem Bett und den Handlauf am Bett. Dann kommt der Lappen weg. Warum? „Zum weitermachen nehme ich jetzt einen frischen Lappen her, weil gerade im Bettbereich viel hingefasst wird“, erklärt die Reinigungskraft. Für den Tisch und den restlichen Raum kommt dann der zweite blaue Lappen zum Einsatz.

Fünf mal die Woche werden die Zimmer auf diese Weise geputzt, vier mal die Woche werden die Böden gewischt, die sanitären Anlagen gar jeden Tag. Viel Arbeit für die Reinigungskräfte. „Eigentlich ist es wie Zuhause auch: man fängt vorne an, hört hinten auf und fängt wieder von vorne an“, sagt Else Huber.

Sechs Stunden verbringt sie auf einer Station, um die 20 Patientenzimmer sind es pro Etage. Da bleiben zwischen 15 und 18 Minuten für die Reinigung eines Zimmers übrig. Eine Arbeitsbelastung, die zum Berufsbild gehört. „Es ist schon eine körperliche Belastung, man will ja alles richtig machen“, sagt Else Huber. Insgesamt 40 Reinigungskräfte arbeiten in der Ilmtalklinik.

Die Reinigungskräfte betreuen manchmal die gleiche Station, es gibt auch Springerinnen und Reinigungskräfte, die insbesondere im OP eingesetzt werden.

Kaum schaut man sich um, da wirbelt Else Huber schon im Nassbereich herum. Mit den roten Lappen wischt sie die Oberflächen, die Dusche und die Toilette. „Auch das Desinfektionsmittel des Patienten muss man abwischen“, sagt die erfahrene Reinigungskraft und zeigt auf den Waschbeckenbereich. Nicht nur die körperliche Belastung ist hoch. Das Bild, das viele von Reinigungskräften haben, stört Else Huber. „Das ist ja nur eine Putzfrau, denken viele. Wir stehen weit unten in der Hierarchie der Gesellschaft“.

Zu den Patienten haben Else Huber und viele ihrer Kollegen eine ganz besondere Beziehung. Immerhin gehen sie einmal am Tag in ihre Zimmer, egal, ob der Patient gerade isst, schläft oder Besuch hat. „Natürlich nehmen wir Rücksicht auf die Patienten, wenn jemand gerade fünf Leute zu Besuch hat, versuchen wir später wieder rein zu gehen“, erklärt Else Huber.

„Manche Patienten erwarten einen direkt, wenn man zur Tür rein kommt. Vor allem, wenn man regelmäßig auf einer Station eingeteilt ist und die Patienten länger da sind“, erzählt Else Huber. „Anders herum gibt es Patienten, die enttäuscht sind, wenn nicht ihre gewohnte Kraft kommt, die Leute wollen den Kontakt“.

Was wird als letztes geputzt? „Natürlich die Türklinke“, sagt Else Huber und zieht die Tür zu. Ganz automatisch wirft sie die blauen und roten Lumpen in einen Container, der auf dem Putzwagen steht. Schnell den Mopp entsorgt und auf geht es zum nächsten Zimmer.

Wenn Else Huber mit der Reinigung der Zimmer fertig ist, geht es noch einmal in den Keller für sie, erst danach hat sie Feierabend. Die Reinigungskraft muss noch ihre benutzten Lappen und Wischmops zur Tuchaufbereitung bringen. Dort stehen große Waschmaschinen, die automatisiert mit Waschmittel befüllt werden. Danach putzt sie noch die Behälter der Tücher. Erst dann ist ihre Schicht zu Ende.

In neun Jahren erlebt man sicherlich so einiges. Doch die Reinigungskraft winkt ab. „Über manche Dinge spricht man einfach nicht“, sagt Else Huber.